Auschwitz-Überlebende bekräftigt Kritik an Rappern
Musikpreis-Nominierte provozieren mit antisemitischer Textzeile
BERLIN (dpa/sz) - Die AuschwitzÜberlebende Esther Bejarano (93) hat ihre Kritik an einer als antisemitisch kritisierten Textzeile der Rapper Kollegah und Farid Bang erneuert. „Ich halte diese Zeile weiterhin für geschmacklos und verhöhnend“, sagte die Musikerin der „Bild“-Zeitung. Es sei aber schön, dass sich Farid Bang entschuldigt habe. Dessen Einladung zur Aufnahme eines gemeinsamen Songs „als Zeichen der Versöhnung“schlage sie aus.
Farid Bang hatte sich nach scharfer Kritik von Überlebenden des NSVernichtungslagers, darunter Bejarano, am Montagabend in einem Facebook-Post an die 93-Jährige gewandt. Der 31-Jährige entschuldigte sich und schrieb, er habe nicht beabsichtigt, Bejarano zu kränken. In dem umstrittenen Song heißt es: „Mein Körper definierter als vom Auschwitzinsassen“. Rapper Kollegah ging indes hart mit den Medien ins Gericht. Er warf der „Bild“-Zeitung vesuchte Zensur vor.
Wegen der Kritik an dem Lied mit dem Titel „0815“, das Farid Bang gemeinsam mit dem Rapper Kollegah eingespielt hat und das auf einer Bonus-Edition des Albums „Jung, brutal, gutaussehend 3“enthalten ist, gibt es nun im Vorfeld der Echo-Verleihung Ärger. Der Beirat der von der deutschen Musikindustrie vergebenen Auszeichnung prüft momentan, ob die Nominierungen zurückgenommen werden sollen. Die Entscheidung soll bis Ende dieser Woche fallen. Das Album ist in der Kategorie „Album des Jahres“und in der Sparte „Hip-Hop/Urban National“nominiert. Die Musikpreise werden am 12. April verliehen.
Esther Bejarano ist selbst Musikerin. Sie hatte im Mädchenorchester von Auschwitz gespielt und feiert dieses Jahr mit den Kölner Rappern Microphone Mafia ihr zehnjähriges Jubiläum.