Nasa plant Concorde-Nachfolger
US-Raumfahrtbehörde gibt Überschalljet in Auftrag
WASHINGTON (dpa/AFP) - Rund 15 Jahre nach dem Ende der legendären Concorde beauftragt die US-Raumfahrtbehörde Nasa eine Firma, einen neuen Überschall-Jet zu entwerfen. Das Besondere: Die Maschine soll ohne Überschallknall fliegen können. Der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin, der für die Nasa schon länger an einem Konzept dafür feilt, sei mit Entwurf, Bau und Test des XPlane beauftragt worden, teilte die Raumfahrtbehörde mit.
Mit dem Projekt rückt eine Rückkehr des Überschallflugs näher. Auf den Strecken von Paris und London nach New York war die Concorde einst das Nonplusultra. Der elegante schneeweiße Überschalljet mit den Deltaflügeln und der spitzen Nase faszinierte Flugpassagiere und Technikfans weltweit gleichermaßen. Das Flugzeug ermöglichte es Jetsettern und Topmanagern ein Vierteljahrhundert lang, binnen dreieinhalb Stunden von Europa nach New York zu fliegen.
Im Juli 2000 kam es dann zur Katastrophe: Kurz nach dem Start vom Flughafen Paris verunglückte eine Concorde, alle 109 Insassen sowie vier Menschen am Boden starben. Ursache des Unglücks war ein auf der Startbahn liegender Blechstreifen. Es war der Anfang vom – wohl nur vorläufigen – Ende des kommerziell genutzten Überschallflugs. Am 24. Oktober 2003 landete die letzte Concorde der Betreiber British Airways und Air France in London.
Ein Prototyp des neuen X-Plane soll bis Ende 2021 fertiggestellt sein. Der Rüstungskonzern erhält 247,5 Millionen Dollar (etwa 200 Millionen Euro) für das Projekt. Der Jet soll in etwa 16 Kilometer Höhe mit rund 1500 Kilometern pro Stunde fliegen. Anstelle eines lauten Knalls soll er nur ein Geräusch erzeugen, das so laut ist wie das Zuschlagen einer Autotür. „Es ist super aufregend, in diesem Umfang X-Planes zu designen und zu fliegen“, sagte der NasaExperte Jaiwon Shin. Als X-Planes wurden in den USA bereits in der Vergangenheit Experimentalflugzeuge oder Prototypen bezeichnet, mit denen neue Technologien erforscht werden sollten.
Tests über bewohntem Gebiet
Sobald der Prototyp fertig ist, will die Nasa selbst weitere Tests durchführen und ab Mitte 2022 dann bei Flügen über Städten und ausgewählten Regionen der USA weitere Daten sammeln. Dabei geht es auch darum, Erkenntnisse über die Reaktionen der Bevölkerung gewinnen. Ein vergleichsweise geräuscharmes Durchbrechen der Schallmauer könnte künftig den Überschalltransport von Menschen oder Waren auch über bewohntem Gebiet ermöglichen. Neben der Nasa und Lockheed Martin arbeiten auch andere Unternehmen an Überschalljets, darunter Virgin Galactic und Spike Aerospace.
Der sogenannte Sonic Boom tritt auf, wenn sich beispielsweise ein Flugzeug mit Überschallgeschwindigkeit durch die Luft bewegt. Die Schallgeschwindigkeit – auch als Mach 1 bezeichnet – ist dabei abhängig von der Temperatur. Während sie in Bodennähe bei etwa 1225 Stundenkilometern liegt, nimmt sie mit zunehmender Flughöhe ab.