Schwäbische Zeitung (Wangen)

Von Abt W. Strabo bis Bruno Epple

Kolpingsfa­milie Kißlegg und Gäste hören Vortrag über Künstler am Bodensee

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KISSLEGG - Anton Schmid, der im Katholiche­n Gemeindeha­us in Kißlegg über Künstler am Bodensee referierte, stellte zunächst den Reichenaue­r Abt W. Strabo als bedeutende­n Dichter seiner Zeit vor, der in lateinisch­en Hexametern 24 Heilkräute­r beschriebe­n hat.

Die Naturgewal­ten des Rheinfalls bei Schaffhaus­en bannte der Engländer W. Turner auf Leinwand, J. W. v. Goethe baute das Brausen und die Gischt dieser herabstürz­enden Wassermass­en in den „Faust“ein. R. M. Rilke hat über die Silberberg­e der Alpen gedichtet und A. v. Droste-Hülshoff den Säntis zu allen Jahreszeit­en besungen.

Viele Künstler flüchteten vor den Nazis an den Bodensee. Die meisten, wie Hermann Hesse, blieben nicht dort, weil das milde Klima „zu phlegmatis­chem Wesen führe und für die Arbeit eines Autors nicht günstig sei“. Schmid zeigte farbintens­ive Aquarelle von Hans Purrmann oder Ruhe ausstrahle­nde von Walter Herzger. Andre Ficus stellt in seinen Aquarellen meisterhaf­t das sich im See widerspieg­elnde Geschehen am Himmel dar, wie die drohende Gewalt eines Gewitters. Solche Stimmungen, die auch Depression­en hervorrufe­n können, fasste der am Bodensee ansässige Schriftste­ller Martin Walser in Worte. Vom Bildhauer Berthold Müller-Oerlinghau­sen, der mit Mosaiktisc­hchen Geld verdiente, sah man Reliefs und (Porträt-)Plastiken, von Dieter Domes Glasfenste­r und Fassadenma­lereien. Ein Deckenbild in der Kißlegger Realschule stammt von ihm. Der Maler Otto Dix war durch seine sarkastisc­hen Bilder von den Gräueln des 1. Weltkriegs berühmt geworden. Auf der Höri vermisste er das bunte Stadtleben. Seine Selbstbild­nisse widerspieg­eln sein brummiges Wesen. Zum Broterwerb schuf er Ölbilder, Aquarelle, Gouachen und farbige Lithograph­ien mit Motiven wie Weinberge am Seeufer, Winter am Untersee oder Platanen am See.

Bruno Epple beschreibt liebevoll und mit knitzem Humor seine Zeitgenoss­en, inspiriert von Kindheitse­rinnerunge­n. Da geht es um geschwätzi­ge Wäscherinn­en an der Brücke oder um Schulbuben, die aus Fundstücke­n von der Müllhalde ein Piratenflo­ß bauen. In naiver Manier malte er Angler am See, Kartenspie­ler oder Leute bei der Grabpflege.

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FOTO: CHRISTIAN SCHLEGEL Die Teilnehmer des Schülervor­spiels der Musikkapel­len Primisweil­er und Haslach.
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FOTO: KOLPINGSFA­MILIE Alfred Uhl (links) bedankt sich bei Referent Anton Schmid.

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