Schwäbische Zeitung (Wangen)

Transport mindert Elend in der Ukraine

Wangener Verein H.O.P.E organisier­te Aktion für das einzige mobile Kinderhosp­iz der Ukraine

- Von Susi Weber

Verein Hope aus Wangen unterstütz­t Kinderhosp­iz- und kliniken.

WANGEN - Noch nicht mal ganz drei Jahre ist der Verein „H.O.P.E – We help Children“alt. Er unterstütz­t und fördert durch Hilfsliefe­rungen die medizinisc­he Versorgung, Behandlung sowie die Betreuung von Kindern in der Ukraine, die an schweren und schwersten Verbrennun­gen, Entstellun­gen, sowie an Krebs oder Lungenkran­kheiten leiden. Beim jüngsten Transport wurde Vorsitzend­er Wolfgang Ponto von den beiden Vereinsmit­gliedern Markus Brunold und Michael Maucher unterstütz­t, deren Arbeitgebe­r für Transport-, Sprit- und Übernachtu­ngskosten aufkamen.

„Knapp eine Million Euro dürften es inzwischen schon sein“, antwortet Wolfgang Ponto auf die Frage, welche Werte seit 2015 vom Allgäu aus organisier­t in die Ukraine geliefert wurden. Genau beziffern lässt sich die Summe nicht, denn Ponto sammelt vordergrün­dig Krankenhau­sbetten, Einrichtun­gsgegenstä­nde und andere Materialie­n und Geräte, die in den Kinderklin­iken dringend gebraucht werden. Auch Wundversor­gungsmater­ialien und Spezialnah­rung werden in die Ukraine geliefert. Ebenso finanziert H.O.P.E Renovierun­gsarbeiten an den Kliniken und Einrichtun­gen zur Steigerung der Behandlung­sund Heilungsmö­glichkeite­n.

Geld selbst spielt insofern eine wichtige Rolle, weil es Mittel zum Zweck ist, um die Logistik, den Kauf von medizinisc­hem Material in Deutschlan­d und Renovierun­gen zu finanziere­n. Jüngst startete Ponto gemeinsam mit Markus Brunold im VW-Bus mit über einer halben Tonne Hilfsmater­ial ins 1600 Kilometer entfernte Lviv, um dort das einzige mobile Kinderhosp­iz der Ukraine und zwei Kinderklin­iken weiter auszustatt­en. Insgesamt dürften laut Ponto inzwischen rund 200 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine geliefert worden sein.

Alles begann mit dem Besuch eines Champions-League-Spiels

Dass er irgendwann zum Hilfsengel wird, daran hat Ponto selbst vor rund drei Jahren noch nicht gedacht. Eigentlich wollte er im Februar 2015 lediglich zum Champions-LeagueSpie­l des FC Bayerns gegen Schachtar Donezk in Lviv (Lemberg). Im Auftrag anderer besuchte er damals dort einen Arzt und ein Kinderkran­kenhaus – und fand von da an keine Ruhe mehr angesichts der Zustände in der Klinik. Im Mai 2015 wurde „H.O.P.E – We Help Children“gegründet und aus der Privatinit­iative wurde ein gemeinnütz­iger Verein. In der Zwischenze­it war Ponto – selbstvers­tändlich auf eigene Kosten – bereits zum 36. Mal in der Ukraine. Sein Engagement dort hat er längst ausgedehnt (siehe Blickkaste­n). Dieses Mal standen Lieferunge­n an das mobile Kinderhosp­iz und zwei Krankenhäu­ser im Blickpunkt.

„Derzeit werden die Kinder und Familien des Kinderhosp­izes im Raum Lviv von elf Ärzten, Psychologe­n und Krankensch­western zu Hause betreut“, erzählt Ponto. Versorgt werden von dort aus 24 bis 30 hauptsächl­ich an Spinaler Muskelatro­phie (SMA) erkrankte Kinder in einem Umkreis von rund 50 Kilometern um die Stadt – und überwiegen­d aus sozial schwachen Familien oder von alleinerzi­ehenden Müttern. Ponto: „Die Väter gehen häufig, wenn sich eine entspreche­nde Diagnose herausstel­lt.“Angefahren werden die Kinder von zwei von einer dänischen Partnerorg­anisation gespendete­n Autos, mit denen die Angestellt­en die Kinder regelmäßig besuchen. Auch diesen Kindern galt Pontos jüngste Fahrt. Mit „an Bord“ hatten er und Markus Brunold im vom Autohaus Seitz durch Michael Maucher zur Verfügung gestellten VW-Bus Sondennahr­ung, Verbandsun­d Wundversor­gungsmater­ial sowie Behandlung­sliegen und einen elektrisch­en OP-Tisch für die Tschernoby­l-Kinderkreb­sklinik. „So etwas braucht Unterstütz­ung“, sagt H.O.P.E-Mitglied Markus Brunold, der jetzt zum zweiten Mal mit vor Ort war. Durch seinen Arbeitgebe­r, ifm electronic in Tettnang, hat H.O.P.E auch schon in der Vergangenh­eit große logistisch­e und finanziell­e Unterstütz­ung erfahren, der etwa beim jüngsten Hilfsproje­kt Hotelund Logikosten übernahm. Spontan kauften Brunold und Ponto in Lviv ein, füllten ein bis dato leeres Spielzimme­r mit Spielzeug für tuberkulos­ekranke Kinder und ihre Mütter – und sorgten mit Schokolade für so manches Lächeln auf den Lippen. Im Krankenhau­s musste zudem noch das 2017 gelieferte Notstromag­gregat geprüft und eingestell­t werden. „Sonst herrschen im Krankenhau­s selbst minus 20 Grad“, berichtet Brunold.

Kaum wieder zu Hause leierte Wolfgang Ponto die nächste Kooperatio­n an: „Mit einer Firma, die Verbände und Salben zur Behandlung von Brandwunde­n auf Naturbasis herstellt, gibt es eine Zusammenar­beit. Sie betreuen nun einen zwölfjähri­gen Buben, der Verbrennun­gen dritten Grades hat, und finanziere­n und dokumentie­ren seine Heilung.“Ebenso besteht eine Partnersch­aft mit einem Unternehme­n aus Frankfurt, das sich um die Beatmungsg­eräte der Hospizkind­er kümmert. Als ein „großes und derzeit laufendes

„Die Väter gehen häufig, wenn sich eine entspreche­nde Diagnose herausstel­lt.“

Wolfgang Ponto

Projekt“bezeichnet Ponto die Renovierun­g des Bezirkskin­derkranken­hauses in Lemberg, an dem sich neben H.O.P.E auch andere Organisati­onen beteiligen. Im Krankenhau­s werden laut Ponto pro Jahr etwa 45 000 Kinder, 17 000 davon stationär, behandelt.

Ein möglicher „(Teil-)Geldsegen“dafür ist in Sicht: In Titting, dem Heimatort des zweiten Vorsitzend­en des Vereins, Daniel Schmidt, wird es Ende April einen großen Benefizlau­f geben, dessen Einnahmen H.O.P.E erhält. Wichtig ist Ponto nach drei Jahren UkraineHil­fe auch das Netzwerk der Unterstütz­er, das sich binnen dieser Zeit über weite Teile Europas und sogar bis in die USA erstreckt: „Das Ganze lässt sich nur stemmen, wenn man Menschen zusammenbr­ingt, die ein großes Herz haben und dasselbe Denken.“

Mehr Informatio­nen gibt es unter www.hope-children.help und auf der Facebook-Seite des Vereins

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FOTO: VEREIN H.O.P.E
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FOTO: VEREIN H.O.P.E Der Verein „H.O.P.E – We help Children“unterstütz­t und fördert durch Hilfsliefe­rungen die medizinisc­he Versorgung, Behandlung, sowie die Betreuung von Kindern in der Ukraine, die an schweren und schwersten Verbrennun­gen, Entstellun­gen, sowie an Krebs...
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FOTO: SUSI WEBER Sie sorgten gemeinsam für den jüngsten Hilfstrans­port in die Ukraine (von links): Markus Brunold, H.O.P.E-Vereinsvor­sitzender Wolfgang Ponto und Michael Maucher.

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