Maas verschärft Kurs in Skripal-Affäre
Außenminister: „Nicht mehr bereit, alles hinzunehmen“– Vergiftete Tochter spricht
LONDON/AMMAN (dpa) - Die Bundesregierung verschärft im Streit um den Giftanschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal ihre Linie gegenüber Moskau. „Wir haben kein Interesse an einer weiteren Eskalation, aber wir haben klare Standpunkte, die werden wir vertreten und daran wird sich in Zukunft auch nichts ändern“, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Donnerstag bei einem Besuch in Jordanien. „Wir sind nicht mehr bereit, einfach alles so hinzunehmen.“
Die Ausweisung von vier russischen Diplomaten aus Deutschland nannte Maas „verhältnismäßig“. Die von London vorgelegten Informationen wiesen „eindeutig“auf eine russische Verantwortung für den Giftanschlag hin. Es gebe keine andere plausible Erklärung.
Britische Experten sollen einem Medienbericht zufolge das russische Labor identifiziert haben, aus dem das Gift stammen soll. Dies sei mithilfe wissenschaftlicher Analysen und der Geheimdienste gelungen, berichtete die Zeitung „The Times“. Die Experten seien sich aber nicht zu 100 Prozent sicher. Eine klare Quelle nannte das Blatt nicht. Ein Regierungssprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.
Die britische Forschungsanlage Porton Down hatte zuvor berichtet, dass die präzise Quelle für das Gift Nowitschok unklar sei. Das Nervengift war in der früheren Sowjetunion hergestellt worden.
Sergej Skripal und seine Tochter Julia waren vor einem Monat bewusstlos im südenglischen Salisbury aufgefunden worden. London macht Moskau für das Attentat verantwortlich. Der Fall löste eine schwere Krise aus. Rund 25 westliche Staaten und die Nato wiesen etwa 150 russische Diplomaten aus. Moskau verwies im Gegenzug genauso viele westliche Diplomaten des Landes.
Vor einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zum Anschlag von Salisbury hat sich erstmals Julia Skripal zu Wort gemeldet. „Ich bin vor über einer Woche aufgewacht und bin glücklich sagen zu können, dass es mir von Tag zu Tag besser geht“, sagte die 33-Jährige einer von Scotland Yard verbreiteten Mitteilung zufolge am Donnerstag. Sie dankte den Menschen, die zu ihrer Genesung beigetragen hätten. Zugleich bat sie um Achtung ihrer Privatsphäre.