Ein Kino für ein Königreich
RIAD (AFP) - Filmfans in SaudiArabien können sich freuen: In knapp zwei Wochen öffnet in dem erzkonservativen Land das erste Kino seit mehr als drei Jahrzehnten. In den kommenden fünf Jahren werde der US-Betreiber AMC zudem rund 40 weitere Filmtheater eröffnen, teilte die Regierung am Mittwoch mit. Das Kinoverbot in Saudi-Arabien war im November im Zuge der Reformpolitik von Kronprinz Mohammed bin Salman aufgehoben worden.
In Saudi-Arabien leben mehr als 30 Millionen Menschen, die Hälfte der Einwohner ist unter 25 Jahre alt. Der Staatsfonds PFI schätzt den Umfang des Kino-Marktes auf eine Milliarde Dollar (814 Millionen Euro) pro Jahr. Schon jetzt geben die Saudi-Araber alljährlich Milliarden Dollar aus, um in den leicht zu erreichenden Nachbarländern Dubai und Bahrain Kinos und Vergnügungsparks zu besuchen.
Saudi-Arabien ist vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen Auslegung des Islam. Kinos waren in dem Land seit den 1980er-Jahren verboten.
Die Eröffnung von Kinos ist Teil eines umfassenden Modernisierungsprogramms von Kronprinz Bin Salman. Dieser hatte nach seiner Ernennung im Juni einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reformkurs angekündigt. In den vergangenen Monaten entschied die Regierung bereits, das Autofahrverbot für Frauen aufzuheben, zudem dürfen Frauen inzwischen Fußballspiele in Stadien besuchen.
Im Februar kündigte die saudiarabische Behörde für die Unterhaltungsindustrie (GEA) an, 2018 fänden mehr als 5000 Festivals und Konzerte im Königreich statt und damit doppelt so viele wie vergangenes Jahr. In solche Veranstaltungen will das Land in den kommenden Jahren 64 Milliarden Dollar pumpen.