Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kajak-Fahrt hätte tödlich enden können

Zwei Kanuten geraten auf dem Bodensee in Seenot und werden vor Immenstaad gerettet

- Von Alexander Tutschner

IMMENSTAAD/HAGNAU - Großes Glück hatten am Mittwochna­chmittag zwei Kajakfahre­r auf dem Bodensee. Bei aufkommend­em Sturm gerieten die Paddelboot­e in Seenot, eines kenterte sogar. Die beiden Deutschen konnten gerade noch rechtzeiti­g von der Wasserschu­tzpolizei zwei Kilometer vor dem Ufer im Bereich Hagnau/Immenstaad aus dem eiskalten Wasser gerettet werden.

Was als Kaffeefahr­t begann, endete beinahe tragisch. Laut dem Polizeiprä­sidium/Einsatz in Göppingen fuhren die beiden Kanuten, ein 53jähriger Mann und eine 49-jährige Frau, am Mittwoch von Güttingen in der Schweiz nach Hagnau, tranken dort Kaffee und wollten anschließe­nd zurück nach Güttingen. Am frühen Nachmittag änderte sich jedoch das zuvor strahlend schöne Wetter auf dem Bodensee, um 14.18 Uhr hatte der Deutsche Wetterdien­st eine Sturmwarnu­ng für den gesamten Bodensee herausgege­ben. Aufgrund des sturmbedin­gten starken Wellengang­s kenterte die Kajakführe­rin gegen 15.30 Uhr.

Laut Polizeiber­icht konnte der zweite Kanute die Frau zu sich heranziehe­n, sie aber nicht bergen. Ein erster Anruf bei den Rettungsdi­ensten kommt bald vom Katamaran: das Boot der Bodenseesc­hifffahrts­betriebe meldet ein „treibendes beziehungs­weise abgetriebe­nes, orangenes, unbemannte­s Kanu“. Wenig später geht ein Notruf in Frauenfeld ein, laut Polizei konnte der Kajakfahre­r selbst mit dem Mobiltelef­on den Hilferuf absetzen. Er gibt an, dass er sich in Seenot befindet und eine weitere Person bereits im Wasser ist.

Hubschraub­er im Einsatz

Kräfte der Wasserschu­tzpolizei aus Friedrichs­hafen, Überlingen, Konstanz sowie aus der Schweiz und zahlreiche Rettungskr­äfte der DLRG und der Feuerwehr sowie ein Rettungshu­bschrauber wurden laut Polizei sofort alarmiert. Der Rettungshu­bschrauber kann die beiden Kanuten kurze Zeit später finden, sie treiben etwa zwei Kilometer vor dem deutschen Ufer. Die Wasserschu­tzpolizei fischt sie aus dem kalten Bodensee. „Sie waren stark unterkühlt und wurden nach der Erstversor­gung mit dem Rettungswa­gen ins Krankenhau­s nach Friedrichs­hafen gebracht“, sagt Roland Fleischer vom Polizeiprä­sidium/Einsatz in Göppingen. Sie werden stationär aufgenomme­n. Die Frau befand sich demnach in einem kritischen Zustand, sei aber inzwischen außer Lebensgefa­hr.

„Aufgrund glückliche­r Umstände ist nicht mehr passiert“, sagt Roland Fleischer weiter, „es war eine hochgefähr­liche Sache, sie hätte für beide tödlich enden können, denn das Wasser im Bodensee ist derzeit noch sehr kalt“. Der Bodensee hat momentan nur sieben Grad Celsius. Wenn man sich bei solchen Temperatur­en längere Zeit im Wasser aufhalte, sei das immer mit höchstem Risiko verbunden. „Wenn die Muskulatur zumacht, kann man nicht mehr schwimmen, das war Glück im Unglück.“Die beiden Kanuten hatten offenbar Rettungswe­sten dabei, diese aber nicht getragen. Vermutlich sei es nicht mehr möglich gewesen, sie anzuziehen. Fleischer empfiehlt Wasserspor­tlern, die Wassertemp­eratur zu beachten, Rettungsmi­ttel mitzuführe­n und diese auch zu tragen und vor allem die Sturmwarnu­ngen ernst zu nehmen. Und: „Die Leute sollten nicht nur auf die Wetter-App ihres Mobiltelef­ons schauen, sondern auch mal die Realität beobachten.“Ein Blick zum Himmel helfe oft weiter.

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ARCHIV-FOTO: HAGEN SCHÖNHERR Rettung in höchster Not: Die Wasserschu­tzpolizei fischte am Mittwoch zwei in Seenot geratene Kanuten aus dem Bodensee bei Hagnau/Immenstaad.

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