Zoll sagt Schwarzarbeit den Kampf an
Zöllner kontrollierten im vergangenen Jahr 436 Baufirmen
AUGSBURG/LINDAU (sz) - Baufirmen im Landkreis Lindau am Bodensee müssen häufiger mit einem Besuch vom Zoll rechnen. Darauf weist die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit Blick auf neue Zahlen des Bundesfinanzministeriums hin.
Danach kontrollierten Beamte im Bereich des zuständigen Hauptzollamts Augsburg im vergangenen Jahr insgesamt 436 Bauunternehmen – das sind rund 19 Prozent mehr als im Vorjahr. Hierbei leiteten die Zöllner 62 Ermittlungsverfahren wegen nicht gezahlter Mindestlöhne ein. Der Schaden wegen hinterzogener Steuern und Sozialabgaben belief sich auf rund 11,9 Millionen Euro.
Die IG BAU Schwaben nennt die Zahlen „alarmierend“. Der Anteil schwarzer Schafe in der Baubranche sei nach wie vor sehr hoch. „Selbst dabei ist noch von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen. Viele Dumping-Firmen gehen nicht ins Netz des Zolls, weil die Beamten mit den Kontrollen überhaupt nicht hinterherkommen“, sagt IG BAU-Bezirksvorsitzender Michael Jäger. Angesichts des aktuellen BauBooms sei davon auszugehen, dass auch die illegale Beschäftigung stark zugenommen habe. „Zwar ist das Plus bei den Prüfungen zu begrüßen. Doch mit Blick auf das Ausmaß krimineller Machenschaften in der Branche müssen die Behörden auch im Landkreis Lindau am Bodensee noch viel stärker kontrollieren“, so Jäger.
Hierfür benötige der Zoll jedoch mehr Personal. Die IG BAU fordert bundesweit mindestens 10 000 Beamte bei der FKS. Zuletzt waren lediglich rund 6400 FKS-Planstellen besetzt. Um mehr Möglichkeiten im Kampf gegen Schwarzarbeit zu haben, schlägt die IG BAU die Schaffung von Schwerpunktstaatsanwaltschaften in allen Bundesländern vor.
Auch die Gewerkschaften könnten an den Kontrollen beteiligt werden. „Die Schweiz hat damit gute Erfahrungen gemacht“, sagt Jäger. Nach dem „Genfer Modell“machen dort Gewerkschaften und Arbeitgeber gemeinsame Kontrollen auf Baustellen.