Nicht(s) runtergeschluckt
Plachtas Stockfouls entscheiden bei Mannheims 3:6
MANNHEIM (dpa/SID) - Mannheims Trainer Bill Stewart redete bei der Pressekonferenz ebenso wenig wie der Münchner Coach Don Jackson. Nach gerade einmal einer Minute war alles gesagt. „Mein Vater hatte eine Weisheit: ,Wenn es nichts Gutes zu sagen gibt, sei lieber ruhig.‘ Ich bin heute ruhig“, erklärte Stewart. Gesprächsstoff bietet das hitzige Halbfinalduell in der Deutschen Eishockey Liga zwischen Mannheim und Titelverteidiger EHC Red Bull München aber eigentlich mehr als genug. Für Stewart überwog allerdings das Negative, droht seinem Team doch schon am heutigen Freitag (19.30 Uhr) das Aus. Mit einem Heimsieg steht München im Finale.
Als sich die Trainerkollegen am späten Mittwochabend verabschiedeten, verschwand Mannheims Nationalspieler Matthias Plachta kommentarlos. Seine Disziplinlosigkeit war der Hauptgrund dafür, dass die Adler trotz eines furiosen Beginns mit 3:6 verloren hatten und in der Serie mit 1:3 in Rückstand geraten waren. Nach einem Stockschlag gegen EHC-Verteidiger Markus Lauridsen kassierte Plachta eine Spieldauerstrafe, die den Adlern die Chance auf den Finaleinzug wohl genommen haben dürfte. In der folgenden fünfminütigen Überzahl drehte der Hauptrundensieger nach einem 0:2 die Partie. Die Mannheimer waren zuvor das bessere Team, der Serien-Ausgleich wäre möglich gewesen. „Ich gratuliere unserer Mannschaft zu dem Super-Comeback. Heute ist nicht mehr zu sagen“, waren anschließend Jacksons wenige Worte.
Für Münchens Lauridsen ist die Saison vorzeitig beendet. Der Däne brach sich bei dem Foul einen Finger und muss wohl sechs Wochen pausieren. Bereits am Donnerstag wurde er operiert. Und das ausgerechnet nach einem Vergehen Plachtas, der in Spiel eins selbst vom üblen Check des Münchners Steven Pinizzotto betroffen war. Die DEL hatte dem Übeltäter im Nachhinein eine FünfSpiele-Sperre aufgebrummt. Eine weitere Strafe für Plachta gab es nicht, der Disziplinarausschuss stellte seine Ermittlungen am Donnerstag ein. Ein Stockstich des Stürmers gegen Maximilian Kastner war zudem im Spiel ungeahndet geblieben.
Plachta hatte nach dem überharten Einsteigen von Pinizzotto ein Spiel verpasst, in München war er dann bei seiner Rückkehr ins AdlerTeam mit Schmährufen der Zuschauer bedacht worden. Offenbar gelang es ihm nun nicht (mehr), kühlen Kopf zu bewahren. „Wer ein Führungsspieler sein will, muss auch ein paar Sachen runterschlucken, der Mannschaft zuliebe“, sagte Plachtas Sturmkollege David Wolf. Und: „Wir haben uns nicht schlau angestellt.“
Dem Gast spielte das perfekt in die Karten. „Es sieht so aus“, sagte Torschütze Hager süffisant, „als hätte die Disziplin gewonnen.“