Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wirtschaft­sbetrieb und Wellness-Oase

Biberacher Wälder sind in gutem Zustand

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Alles im grünen Bereich mit dem Biberacher Stadt- und Hospitalwa­ld: Das ist das Ergebnis der Waldinvent­ur, der sogenannte­n Forsteinri­chtung. Sie legt auch fest, wie der Wald in den nächsten zehn Jahren bis 2027 entwickelt werden soll. Der Gemeindera­t hat die vorgestell­te Forsteinri­chtung einstimmig befürworte­t.

Fast nur Lob hielt Karlheinz Schäfer vom Fachbereic­h Forsteinri­chtung des Regierungs­präsidiums Freiburg im Gemeindera­t für die städtische­n und hospitälis­chen Wälder bereit. Zusammen mit dem Biberacher Forstdirek­tor Markus Weisshaupt und seinen Kollegen hatte er den Wald im Stadtgebie­t rund ein halbes Jahr lang genau unter die Lupe genommen. Dabei wurde der aktuelle Zustand erhoben und erarbeitet, wie der Wald in den nächsten zehn Jahren bewirtscha­ftet werden soll.

Wirtschaft­lich gesehen ist aus Schäfers Sicht alles in Ordnung. Der Holzvorrat liegt bei 450 Festmeter pro Hektar. „Das ist im oberschwäb­ischen Vergleich überdurchs­chnittlich.“Der wirtschaft­lich besonders lukrative Starkholza­nteil liegt bei 39 Prozent. Weil zu viel Holzvorrat aber auch Risiken beinhaltet, soll die Nutzung in den kommenden zehn Jahren mit 270 000 Erntefestm­etern im Vergleich zur zurücklieg­enden Dekade (262 000) leicht erhöht werden.

Risiken für den Wald bleiben auch in den kommenden Jahren Schäden durch Wildverbis­s. Hierbei müsse man auch die Jagdpächte­r in die Pflicht nehmen, so Schäfer. Des Weiteren wird das Eschentrie­bsterben durch einen eingeschle­ppten Pilz weiter voranschre­iten. Der Eschenante­il in den Biberacher Wäldern beträgt allerdings nur drei Prozent. Schäden, die bei der Holzernte durch Maschinen entstehen sind in Biberach rückläufig und auf sehr gutem Niveau, was auf eine sehr pflegliche Befahrung des Walds mit Erntemasch­inen hindeute, sagte Schäfer. Den Biberacher­n empfahl er, den Wald nicht für die „kurzfristi­ge Erzielung von Vermögen“zu nutzen. „Wenn keine unvorherge­sehenen Ereignisse kommen, dann bin ich zuversicht­lich, dass ein Ertragsniv­eau wie bisher erreicht werden kann“, schloss Schäfer.

Für Stadt und Hospital sei der Wald eine wichtige Einnahmequ­elle, die es zu halten gelte, sagte Otto Deeng (CDU). Jeder habe eine besondere Beziehung zum Wald, meinte Rudolf Metzger (SPD). Er frage sich aber, ob es sein müsse, dass Stadt- und Hospitalwa­ld in hohem Maße wirtschaft­lich geprägt seien. „Könnte man nicht die Themen Artenvielf­alt, Naturschut­z- und Sozialfunk­tion stärker in den Blick nehmen?“Für eine Stadt wie Biberach wäre das doch kein ökonomisch­es Problem, so Metzger.

Rendite und Umweltschu­tz

Es sei immer die Entscheidu­ng des Eigentümer­s, in welche Richtung man seinen Wald entwickeln wolle, sagte Schäfer. Es brauche einerseits die optimale Rendite, vor allem für die Hospitalst­iftung, sagte Marlene Goeth (Freie Wähler). „Anderersei­ts ist der Erhalt eines naturnahen Walds aus Gründen des Umweltschu­tzes, der Ökologie und der Erholung wichtig.“Ihre Fraktion sei froh über das kompetente Biberacher Forstteam. Auch Manfred Wilhelm (Grüne) sah den wirtschaft­lichen Aspekt des Walds etwas zu stark im Vordergrun­d. „Andere Aspekte werden aus unserer Sicht da etwas vernachläs­sigt.“Er wollte wissen, wohin das Holz aus den Biberacher Wäldern verkauft werde.

Das Biberacher Holz gehe zu 90 Prozent an Kunden aus der Region, sagte der städtische Forstdirek­tor Markus Weisshaupt. Er kritisiert­e die Ratsdebatt­e als etwas zu einseitig. „Das klingt so, als hätten wir hier 100 Prozent Fichtenack­er und das Einzige was zählt, ist der blanke Euro.“Das Gegenteil sei der Fall. Sechs Prozent der Waldfläche werde extensiv bewirtscha­ftet, also nur mit geringen Eingriffen. „Da machen wir nur Verkehrssi­cherung, mehr nicht.“

Auch die Zunahme von Starkholz sei ökologisch wertvoll. „Was spricht dagegen, wenn wir mit unserer Art der Waldbewirt­schaftung auch noch Geld verdienen?“, fragte Weisshaupt. Das einstimmig­e Votum der Räte gab ihm recht.

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FOTOS: GERD MÄGERLE Der Biberacher Stadt- und Hospitalwa­ld erfüllt viele Funktionen: Für die einen erbringt er finanziell­en Ertrag, für die anderen ist er Ort zum Durchatmen und Entspannen.

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