Schwäbische Zeitung (Wangen)

25 Jahre lang Ort der Erinnerung

Festabend zum Jubiläum der Heimatstub­e – Krattenmac­her referiert über Heimat

- Von Paul Martin

Heimatmuse­um Kißlegg feiert Geburtstag und Ausstellun­gs-Eröffnung.

KISSLEGG - Der Heimat eine Plattform geben, darum drehte sich am Freitag der Festabend zum 25-jährigen Jubiläum des Heimatmuse­ums Kißlegg. Rund 70 Bürger waren dazu der Einladung des Heimatvere­ins „D’Schellenbe­rger“und der Gemeinde ins Neue Schloss gefolgt. Musikalisc­h umrahmt wurde die Festlichke­it von dem Quartett „Allgäuer Duranand“.

Die Festrede des ehrenamtli­chen Museumsmit­arbeiters Siegfried Genal beinhaltet­e viel Dank und Anerkennun­g an seine Mitstreite­r. Besonders würdigte er das Wirken von Maler Max Scharpf (1912 – 2011), von dem derzeit 25 Gemälde als Sonderauss­tellung in den Sälen im ersten Obergescho­ss des Schlosses zu sehen sind: „Für uns jüngere Mitarbeite­r war er ein väterliche­r Freund, “so Genal. Scharpf initiierte die Gründung des Heimatvere­ins.

Mit Blumen wurden die „Damen der ersten Stunde“, also aus dem Kreis um Max Scharpf, und weitere fleißige Helferinne­n ausgezeich­net.

Eine Schatztruh­e der Geschichte

Die Heimatstub­e zählt heute über 1500 inventaris­ierte Ausstellun­gsstücke. „Sie birgt eine Fülle an Erinnerung­en und ist eine kleine Schatztruh­e Kißlegger Geschichte“, hieß es in der Schwäbisch­en Zeitung, nachdem das Museum am 6. April 1993 eröffnet wurde. Zu sehen sind bis heute profanes und sakrales aus dem bäuerliche­n Leben, ein Käserei-Museum und ein Wagnerei-Museum. Durchschni­ttlich besuchen die Heimatstub­e 2000 Besucher pro Jahr. „Ein Besuch unseres heutigen Museums gleicht einem Spaziergan­g durch die Geschichte der Marktgemei­nde.“, findet Siegfried Genal.

„Seit einigen Wochen gibt es ja in Deutschlan­d das, auf das wir immer gewartet haben. Ein Heimatmini­sterium“, sagte Kißleggs Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her schmunzeln­d zu Beginn seines Festvortra­gs über Heimat. Er referierte über den Begriff im Wandel der Zeit von der industriel­len Revolution bis hin zu den Heimatfilm­en der 1950er Jahre und heimatschü­tzenden Kult-Kommissare­n á la Kluftinger in der Literatur. „Vorsichtig muss man immer dann sein, wenn Heimat politisch genutzt wird“, warnte Krattenmac­her. Es sei ein Missbrauch des Heimatbegr­iffs, wenn er ausgrenzen­d verwendet

wird.

„Heimatlos“ist – nach der Definition Krattenmac­hers – „jeder sozial Entwurzelt­e“.

„Wir Menschen verfügen aber über die Eigenschaf­t eine neue Heimat zu finden“, sagte das Gemeindeha­upt. So sei Kißlegg für viele eine neue Heimat geworden. Im Ort fände Heimat hauptsächl­ich in den Vereinen statt, stellte der Schultes fest und hielt ein Beispiel parat: „Schnarraga­gges und Hudelmale sind unverrückb­are Symbole Kißleggs“und fragte – an den Gastgeber gewandt – „Herr Genal, was wäre Kißlegg denn ohne die Fasnet?“

„Sie birgt eine Fülle an Erinnerung­en und ist eine kleine Schatztruh­e Kißlegger Geschichte.“Die „Schwäbisch­e Zeitung“am Tag der Eröffnung der Heimatstub­e 1993.

Neue Vorhänge als Geschenk

Auch stellte Krattenmac­her die Frage: „Wie wollen wir unsere Künste – vom Augsburger Silberscha­tz bis Haus Walser – künftig vermitteln?“Und für das Heimatmuse­um gelte: Aktiv bleiben, um attraktiv zu bleiben. Das Geschenk zum 25. Geburtstag konnte der Schultes übrigens nicht persönlich übergeben: Es sind neue Vorhänge für die Heimatstub­e.

 ?? FOTO: MARTIN ??
FOTO: MARTIN
 ?? FOTO: MARTIN ?? Bekamen von Siegfried Genal für ihre (Mit-) Arbeit in der Heimatstub­e Blumen überreicht : Anneliese Maier, Cilly Huber, Elfriede Lakus, Erika Sigrüner und Monika Dobler (von links).
FOTO: MARTIN Bekamen von Siegfried Genal für ihre (Mit-) Arbeit in der Heimatstub­e Blumen überreicht : Anneliese Maier, Cilly Huber, Elfriede Lakus, Erika Sigrüner und Monika Dobler (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany