Gertrud Feuerstein: Eine Malerin wird 80
Karsee feiert mit der Künstlerin Geburtstag und Vernissage – Familie steuert Werke bei
KARSEE - So viele Gäste hatte eine Ausstellungseröffnung in Karsee noch nie. Das mag zum einen daran liegen, dass mit Gertrud Feuerstein ab sofort wieder eine äußerst beliebte, örtliche Künstlerin in der Treppenhausgalerie ausstellt. Zum anderen hängt es aber auch mit dem 80. Geburtstag Feuersteins zusammen, der vonseiten der Familie nicht nur Anfang vergangener Woche, sondern auch bei der Vernissage am Freitagabend gefeiert wurde. Unterstützung erhielt Getrud Feuerstein auch sonst: Unter dem Motto „Farbe und Form“haben sich auch ihre drei Kinder und sechs Enkelkinder an der Ausstellung beteiligt.
„Gertrud Feuerstein – eine Malerin wird 80“– so lautet der Titel der jüngsten Ausstellung in der alten Schule, der eigentlich auch schon Programm ist oder am Freitagabend war. Ihre heutige Lieblingsbeschäftigung entdeckte Getrud Feuerstein früh. 15 Jahre war sie Teil der „Dienstagsmaler“in Kißlegg unter Max Scharpf, seit 1966 ist sie Mitglied der Freien Kunstschule Ravensburg. Zahlreiche Kurse und Malwochen führten 1983 schließlich zur Auszeichnung des Landesfrauenverbandes Baden-Württemberg für Bäuerliche Kunst – und zur ersten Ausstellung 1984 in der Kreissparkasse Kißlegg.
„Malen hält jung“
„Für mich ist eine Ausstellung von und mit Gertrud Feuerstein immer wieder etwas Tolles“, sagte Ortsvorsteherin Kornelia Keller und freute sich über das „eigene Gewächs“, das sich beispielsweise auch im örtlichen Ferienprogramm einbringt: „An ihr sieht man, dass Malen jung hält.“Gisela Löchner, Vorsitzende des Vereines Kunst und Kultur rund um Karsee und Laudatorin, blickte zunächst zurück in die Zeit der „Malweiber“in der Zeit um 1900 und deren Schwierigkeiten. Malen, sagte Löchner später, könne man zur Not lernen – das Sehen nicht. Sie zitierte damit Clara Rilke-Westhoff und ging dann auf Feuersteins Werdegang ein. Zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn malte sie Porträts und Stillleben. Erst in den späteren Jahren malte Gertrud Feuerstein freier, spielte in ihren Werken mit Formen, Figuren, der Natur und natürlich dem für sie so bezeichnenden, ausstrahlungsstarken und markanten Zinnoberrot, das in Karsee schon vor Jahren in „Feuersteinrot“umbenannt wurde. „Farben und Formen in ihrer ganzen Feinheit und Stärke zu empfinden und auf die Leinwand zu übertragen, ist Gertruds persönliche Sprache“, sagte Löchner. Aggressivität, Leidenschaftlichkeit, aber auch Zartheit und Lyrik attestierte sie Feuersteins Werken, die „manchmal auch durch Collageelemente diszipliniert“werden.
Ihre Liebe zu Natur und Tieren hat Gertrud Feuerstein auch ihren Kindern und Kindeskindern weitergeben, die sich ebenfalls an der Ausstellung beteiligen. Eine besondere Note verleiht der Ausstellung ein – im Übrigen – roter, alter Traktor, der sich vor den ausgestellten Bildern mit Gänsen, Hühnern und Schweinen präsentiert. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Enkelkinder Lilly und Luis Städele sowie Luis’ JMS-Partner Jonathan Hasel.
Die Ausstellung „Farbe und Form“der Familie Feuerstein in der alten Schule Karsee kann bis zum 27. Mai von Montag bis Freitag, immer von 9 bis 16 Uhr besucht werden. Sonn- und feiertags ist die Ausstellung (bei Kaffee und Kuchen) immer von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Verein Kunst und Kultur rund um Karsee lädt daneben am 29. April, 11 Uhr, auch zur (kostenfreien) diesjährigen Eröffnung des Skulpturenweges.