Schwäbische Zeitung (Wangen)

Weniger Geld, bessere Chancen?

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Die Richtlinie­n sind ein mustergült­iges Beispiel dafür, dass Entscheidu­ngen des Europäisch­en Gerichtsho­fs das Leben nicht immer leichter machen.“Dieses Fazit zog Waldburgs Bürgermeis­ter Michael Röger zu dem jüngst im dortigen Gemeindera­t verabschie­deten und immerhin 18 Seiten starken Werk über die künftigen Vergabekri­terien von Bauplätzen. Die neue Regelung war nötig geworden, weil viele Kommunen hier bislang Einheimisc­he grundsätzl­ich bevorzugen und die Juristen darin bereits vor Jahren eine Diskrimini­erung ortsfremde­r EU-Bürger gesehen hatten. Auch Wangen wird seine Vergabekri­terien überarbeit­en (müssen).

Wie dies vielleicht aussehen könnte, hat Waldburg jetzt vorgemacht. Die Gemeinde berücksich­tigt bei der Bauplatzve­rgabe nun auch Vermögensu­nd Einkommens­grenzen der Bewerber, langjährig­er Wohnsitz oder ehrenamtli­ches Engagement zählen im Verhältnis künftig weniger. Überspitzt formuliert heißt das: Wer weniger Kohle hat (oder zumindest nachweist), hat auch bessere Chancen zu bauen.

Die „Kohle“ist jedoch die Krux an der Sache, denn: Wie lässt sich das Vermögen eines Bewerbers genau feststelle­n, geschweige denn überprüfen? Wie ist das mit Schenkunge­n Dritter? Wie verlässlic­h kann ein „ärmerer“Bewerber seinen Traum vom Eigenheim überhaupt wahr machen? Allein schon in diesen drei Fragen stecken jede Menge Teufel im Detail.

Man muss kein Prophet sein, um zu sagen: Die neue EU-Vorgabe könnte in den Kommunen zu einem vielleicht auch juristisch leicht anfechtbar­en Bürokratie­monster führen. Es reicht anscheinen­d nicht, dass schon das Bauen selbst wegen immer neuer Vorschrift­en immer schwierige­r wird. Nun könnte – zumindest für Einheimisc­he – schon das Ergattern eines Bauplatzes zu einer noch schwerer zu überwinden­den Hürde als bisher schon werden.

b.treffler@schwaebisc­he.de

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Bernd Treffler

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