Vordenker
Er stammte aus bester jüdischer Familie. Den Antisemitismus in Europa empfand Theodor Herzl schon lange vor dem Holocaust als ausweglos. So wurde er zum Vordenker und geistigen Vater der Staatsgründung Israels.
Geboren 1860 im ungarischen Pest, wuchs er in einer assimilierten und wohlhabenden Familie auf, der Vater war Direktor der Hungaria-Bank. Nach dem Jurastudium in Wien versuchte er sich zunächst als Schriftsteller. Der große Durchbruch indes blieb aus. Mehr Erfolg bot die Arbeit als Feuilletonist und Korrespondent.
Zugleich erlebte er in den 1890er-Jahren den wachsenden Antisemitismus in Europa. Für ihn gab es nur eine Lösung: den jüdischen Nationalstaat. Seine Ideen entwarf er 1896 in dem programmatischen Buch „Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage“. Es wurde zur Bibel der zionistischen Bewegung.
Das Gebiet für den ersehnten Staat glaubte Herzl in Argentinien oder Palästina zu finden. Dort solle eine „Jewish Company“Ländereien kaufen, Arbeiterwohnungen bauen und Auswanderer ansiedeln. Als Staatsform schwebte ihm eine aristokratische Republik vor. Die arabische Bevölkerung, so meinte Herzl naiv, werde die jüdischen Siedler freudig begrüßen und müsse „ehrenvollen Schutz und die Rechtsgleichheit erhalten“.
Mit dem Land der Bibel verband Herzl keine mythischreligiösen Sehnsüchte. Die Synagoge blieb ihm fremd. Für Palästina sprach, dass in dem Gebiet schon Tausende Juden lebten. Seit Jahren gab es einen Exodus in die osmanische Provinz, vor allem von Aschkenasim aus Osteuropa.
Der von Herzl in Basel organisierte erste zionistische Weltkongress mit 200 Delegierten aus 16 Ländern formulierte im August 1897 das Ziel einer völkerrechtlich legitimierten Nation in Palästina. 1917 garantierte die britische Regierung der jüdischen Nationalbewegung in der Balfour-Deklaration offizielle Unterstützung. Herzl erlebte diese Entwicklung nicht mehr. Er starb 1904 mit 44 Jahren an einem Herzleiden. Herzls Gebeine wurden 1949 in Jerusalem beigesetzt. (KNA)