Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Wert der dualen Ausbildung

Bundespräs­ident will Debatte über mehr Wertschätz­ung in Gang bringen

- Von Julia Giertz, Larissa Schwedes und Bettina Grachtrup

BIETIGHEIM-BISSINGEN - Viele Ausbildung­splätze in deutschen Betrieben bleiben unbesetzt, Lehrlinge brechen ihre Ausbildung ab. So darf es nicht weitergehe­n, meint Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier – und macht das Thema in dieser Woche auch im Südwesten zur präsidiale­n Angelegenh­eit.

Der Bundespräs­ident und seine Frau Elke Büdenbende­r haben deshalb bei einem Besuch in BadenWürtt­emberg für die berufliche Ausbildung geworben. „Wir hoffen, eine Debatte darüber in Gang zu bekommen, die zu dem Ergebnis führt, dass wir den beruflich Ausgebilde­ten mehr Wertschätz­ung entgegenbr­ingen als das bisher der Fall ist“, sagte Steinmeier am Donnerstag in der Ludwigsbur­ger Oscar-WalckerSch­ule, einer gewerblich­en Berufsschu­le.

Lehrermang­el an Berufsschu­len

Am Berufliche­n Schulzentr­um in Bietigheim-Bissingen sagte Steinmeier, eine berufliche Ausbildung sei nicht das Ende einer Karriere. „Das Gegenteil ist der Fall.“Jeder, der eine berufliche Ausbildung beginne, könne sich später noch entscheide­n, ob er in den akademisch­en Bereich wechsele oder etwa eine Meisteraus­bildung mache.

Büdenbende­r ermunterte insbesonde­re die Abschlussk­lassen im Endspurt: „Ich habe selbst eine Ausbildung gemacht. Ich weiß, wie aufregend Zwischenpr­üfungen und Prüfungen sind.“Büdenbende­r hat vor ihrem Jurastudiu­m eine Lehre als Industriek­auffrau absolviert. Sie warb in Bietigheim-Bissingen aber auch für den Beruf des Berufsschu­llehrers. „Das ist eine ganz tolle Herausford­erung und ein schöner Beruf. Man hat so viele junge Menschen, die man begleiten darf.“Im Südwesten gibt es insbesonde­re an Berufsschu­len einen Lehrermang­el. In Begleitung von Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) besuchte das Paar drei berufliche Schulen in Ludwigsbur­g und Bietigheim-Bissingen nahe Stuttgart. Zunächst sprachen die beiden mit Lehrern und jungen Menschen, die im Berufsvorb­ereitungsj­ahr sind oder Orgelbauer werden wollen. Die duale Ausbildung für Orgelbau in Ludwigsbur­g ist europaweit einzigarti­g. Büdenbende­r informiert­e sich bei den Auszubilde­nden in der schuleigen­en Werkstatt über den Beruf.

An der Mathilde-Planck-Schule machten sie sich ein Bild von der Altenpfleg­eausbildun­g. Sie beobachtet­en ein Rollenspie­l von angehenden Altenpfleg­ehelfern zur Lagerung von Patienten. Die acht jungen Menschen aus acht Nationen durchlaufe­n eine zweijährig­e Ausbildung samt Sprachförd­erung in dem sehr nachgefrag­ten Beruf. Die Schule bildet auch in Gastronomi­e, Landwirtsc­haft und Sozialpäda­gogik aus. Die Kochklasse bereitete dem Präsidente­npaar ein mehrgängig­es Menü zu.

Keine Angst vor Digitalisi­erung

In Bietigheim-Bissingen besichtigt­e das Paar die Lernfabrik 4.0 des Berufliche­n Schulzentr­ums. Dort lernen künftige Mechatroni­ker, wie verkettete Maschinens­ysteme funktionie­ren. Eine maschinell­e Fertigungs­straße, die kleine Autos produziert, ist dort modellhaft aufgebaut. Steinmeier rief dazu auf, vor der Digitalisi­erung in der Arbeitswel­t keine Angst zu haben. „Wenn wir dem mit Angst begegnen, werden wir die Zukunft nicht gestalten können.“

Steinmeier und seine Frau haben die Schirmherr­schaft für die Woche der berufliche­n Bildung vom 16. bis zum 20. April übernommen. In dieser Woche besuchen sie Einrichtun­gen in sechs Bundesländ­ern. Die Aktion ist eine gemeinsame Initiative von Wirtschaft­sverbänden und Gewerkscha­ften.

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FOTO: DPA In der Lernfabrik 4.0 (von links): Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann, Elke Büdenbende­r, Ehefrau von Bundespräs­ident Steinmeier, und Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier schauen sich im berufliche­n Schulzentr­um in Bietigheim-Bissingen eine...

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