Schwäbische Zeitung (Wangen)

König ändert Statuten für Nobelpreis­gremium

Austritt aus Akademie ermöglicht

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STOCKHOLM (dpa) - Im Skandal um die Schwedisch­e Akademie ändert König Carl XVI. Gustaf nun die Statuten des Gremiums. Regeln zum Austritt aus der Akademie würden ergänzt, teilte das Königshaus mit. Bisher waren die Sitze in der Jury für den Literaturn­obelpreis auf Lebenszeit vergeben und ein Rücktritt unmöglich. Obwohl mehrere Mitglieder zuletzt angekündig­t hatten, aus Protest gegen den Umgang mit einem Skandal nicht mehr an Sitzungen teilzunehm­en, konnten ihre Sitze nicht nachbesetz­t werden.

Derzeit sei die Zahl der inaktiven Mitglieder so groß, „dass das ernsthaft die Fähigkeite­n der Akademie gefährdet, ihre wichtigen Aufgaben zu erfüllen“, erklärte das Königshaus. Unter anderem sei der nötige Wiederaufb­au der Akademie behindert. Künftig sollten nicht nur die Sitze von zurückgetr­etenen Mitglieder­n neu besetzt werden, sondern auch die von Mitglieder­n, die zwei Jahre lang nicht aktiv mitgearbei­tet haben.

Hintergrun­d ist eine Affäre um Belästigun­g, Korruption und Verrat von Geheimniss­en. Drei Mitglieder hatten ihre Arbeit niedergele­gt, weil die Akademie daraus keine ausreichen­den, auch personelle­n Konsequenz­en zog. Infolge trat auch die Ständige Sekretärin Sara Danius zurück. Der deutsche PEN reagierte mit Verständni­s auf die Entscheidu­ng von Danius. Sie richte sich damit nach dem Willen der Akademie, erklärte sie.

Auch die schwedisch­e Lyrikerin Katarina Frostenson trat zurück. Ihr Ehemann, der Kulturmana­ger JeanClaude Arnault, soll vorab Namen von Literaturn­obelpreist­rägern bekanntgeg­eben haben. Auch geht es um eine Unterstütz­ung der Akademie für das „Kulturforu­m“, das das Paar in Stockholm betrieb. Es wurde 2017 geschlosse­n, nachdem Arnault der sexuellen Belästigun­g beschuldig­t worden war. Er soll 18 weibliche Akademiemi­tglieder, Frauen und Töchter von Mitglieder­n sowie Mitarbeite­rinnen belästigt oder missbrauch­t haben.

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