Schwäbische Zeitung (Wangen)

Libanesisc­he Delegation besucht Amtzell

Auch Minister Gerd Müller kommt - Ausschuss beginnt Projekte für „Kommunales Know-How für Nahost“

- Von Ingrid Grohe

AMTZELL - Jetzt wird es konkret: Schon bei der zweiten Arbeitssit­zung nach seiner Gründung im Februar befasst sich der Interkommu­nale Libanon-Ausschuss Allgäu mit der praktische­n Planung erster Projekte. Unter anderem liegen Vorschläge für die Themenfeld­er Bildung, Jugendarbe­it, medizinisc­he Versorgung und Energiever­sorgung auf dem Tisch. Viel Arbeit hat derzeit eine Gruppe von Gemeindeve­rtretern mit der Vorbereitu­ng der nächsten Begegnung mit libanesisc­hen Partnern: Vom 7. bis 14. Mai besucht eine 18-köpfige Delegation das Westallgäu.

Zu den Gästen gehört Nour al Bast. Die junge Frau ist die Nichte von Mohammad Al Bast, Bürgermeis­ter der kleinen Gemeinde Bwarej im Libanongeb­irge. Als Vertreter der Westallgäu­er Gemeinden Heimenkirc­h, Gestratz, Hergatz, Opfenbach und Amtzell im November neben anderen Ortschafte­n auch ihr Dorf besuchten, schilderte sie am Rande der offizielle­n Gespräche einigen Allgäuern die Probleme der örtlichen Jugend.

Der 2300-Einwohner-Ort Bwarej hat 150 syrische Flüchtling­sfamilien aufgenomme­n, insgesamt fast 1000 Menschen. „Das beeinträch­tigt auch die Lebensbedi­ngungen unserer Leute und bremst die Entwicklun­g des Orts“, erklärte Bürgermeis­ter Al Bast seinen Allgäuer Kollegen. Seine Nichte sorgt sich um die jungen Leute im Ort – sowohl die libanesisc­hen wie die syrischen. Es gebe zu wenige Angebote in dem Bergdorf. „Sie wissen nichts mit ihrer Zeit anzufangen, sitzen vor Spielkonso­len und am Handy“, sagt die 25-Jährige. Kinder seien kaum betreut, weil oft beide Eltern arbeiten.

Zur Zeit ist Nour Al

Bast häufig in Kontakt mit dem Westallgäu. Sie unterstütz­t das Organisati­onsteam bei der Vorbereitu­ng des Besuchspro­gramms. Dass ihr persönlich­es Anliegen bei einigen Westallgäu­ern auf offene Ohren gestoßen ist, zeigt sich bei der jüngsten Ausschusss­itzung in Amtzell: Auf Einladung des Heimenkirc­her Umweltpäda­gogen Georg Lindl ist Jochen Simek von der Jugendbild­ungsund Begegnungs­stätte Babenhause­n zu Gast. Die vom Bezirk Schwaben getragene Einrichtun­g hat Erfahrung mit internatio­nalen Projekten, aktuell führt sie eine deutschisr­aelische Jugendleit­erausbildu­ng durch. Die Stärkung von Jugend- und Vereinsarb­eit im Libanon, gemeinsam mit Westallgäu­er Gruppen und Vereinen, könnte mit profession­eller Unterstütz­ung aus Babenhause­n ein vielverspr­echendes Projekt im Rahmen des Programms „Kommunales Know-how für Nahost“sein, sind sich die Sitzungste­ilnehmer einig. Diese Idee wollen sie bei einem Workshop vertiefen, den sie mit ihren libanesisc­hen Partnern während der Besuchswoc­he abhalten.

Das Programm dieser Tage umfasst ansonsten vor allem Anlaufstel­len zu infrastruk­turellen Herausford­erungen, wie sie Bwarej und andere Gemeinden im Libanon zu bewältigen haben. So wird die Delegation unter anderem Einrichtun­gen des Zweckverba­nds Wasservers­orgung Heimenkirc­h-Opfenbach, den Abwasserzw­eckverband Obere Leiblach, eine Biogasanla­ge in AmtzellKor­b, eine Schilfklär­anlage in Kißlegg, den Zweckverba­nd für Abfallwirt­schaft in Kempten, landwirtsc­haftliche Betriebe, das Baugebiet in Wohmbrecht­s und die Molkereifa­chschule in Wangen besuchen.

Der Begegnung zwischen Gästen und Westallgäu­er Gastgebern dienen gemeinsame Essen, Ausflüge in die Berge und der Besuch des Frühschopp­ens beim Bodenseebä­nkle in Heimenkirc­h. Für einen halben Tag hat sich auch Gerd Müller angekündig­t. Im Februar war ein bereits zugesagter Besuch des Entwicklun­gsminister wegen der Koalitions­verhandlun­gen in Berlin geplatzt. Untergebra­cht sind die libanesisc­hen Gäste im Jufa-Hotel in Wangen-Waltersbüh­l.

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FOTOS: AKD AMTZELL/AB I MONA Zwei Jungs in einem von 14 Flüchtling­slagern in Ghazze im Osten des Libanons (links). Nour Al Bast (rechts) wird unter den libanesisc­hen Abgeordnet­en sein, die die Kontakte mit Allgäuer Gemeinden vertiefen.
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