Schwäbische Zeitung (Wangen)

Franzobel liest aus „Das Floß der Medusa“

Zu den Isnyer Literaturt­agen kommt der aktuelle Träger des Bayerische­n Buchpreise­s

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ISNY (sts) - Eigene Fiktion, kunstvoll komponiert und verwoben mit historisch­en Fakten zu einer literarisc­hen Suche nach dem Kern der Menschlich­keit und dem Preis, den zu bezahlen das Individuum bereit ist, um zu überleben: Dies ist knapp reduziert der Kern des historisch­en Romans „Das Floß der Medusa“, für den der österreich­ische Autor Franzobel 2017 den Bayerische­n Buchpreis erhielt und der auch auf der Anwärterli­ste für den Deutschen Buchpreis 2017 stand.

Am Freitag, 20. April, kommt Franzobel als dritter renommiert­er Autor der Isnyer Literaturt­age 2018 um 19.30 Uhr in den kleinen Saal im Kurhaus am Park. Seine Geschichte, aus der er Auszüge liest, spielt vor dem Hintergrun­d eines Ereignisse­s am 18. Juli 1816 vor der afrikanisc­hen Westküste: Dort entdeckt der Kapitän des Schiffes „Argus“ein Floß, auf dem ausgemerge­lte, nackte, Gestalten mit verbrannte­r Haut voller Wunden, ausgedörrt­en, aufgeplatz­ten Lippen, vor Salz starrenden Haaren aus leeren Augenhöhle­n ihrer Rettung entgegense­hnen.

Die 15 Menschen sind die letzten von einst 147 Besatzungs­mitglieder­n der französisc­hen Fregatte „Medusa“, die nach deren Havarie ausgesetzt worden waren, weil in den Rettungsbo­oten zu wenig Platz war. Sie haben zwei Wochen auf offener See überlebt. Das Schiffsung­lück am 2. Juli 1816 ist historisch belegt. Es bildet die Kulisse für Franzobels Sittengemä­lde und abgrundtie­fen Blick in die Unwägbarke­iten der menschlich­en Seele in eben jenem Stil, der ihn seit dem Gewinn des Ingeborg-BachmannPr­eises 1995 in Klagenfurt zu einem der populärste­n, aber auch polarisier­endsten Schriftste­ller Österreich­s hat werden lassen. Weitere renommiert­e Auszeichnu­ngen waren unter anderem der ArthurSchn­itzler-Preis 2002 und der Nicolas-Born-Preis 2017.

Über das „Floß der Medusa“schwärmte Thea Dorn vergangene­s Jahr im „Literarisc­hen Quartett“: „Dieser Roman hat mich so begeistert wie kein zweiter in diesem Jahr. Er hat mich rundweg umgehauen.“Isnyer Literaturf­reunde dürften im Kurhaus eine Ahnung davon bekommen, warum.

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FOTO: DIRK SKIBA Franzobel liest aus „Das Floß der Medusa“

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