Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wenn die Atemluft krank macht

Patientent­ag bei den Allgäuer Lungentage­n in Kempten – Arzt erklärt, warum er E-Zigaretten kritisch sieht und was Feinstaub gefährlich macht

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KEMPTEN/IMMENSTADT - Die Lunge ist ein lebenswich­tiges Organ, das jeden Tag mit starken Belastunge­n umgehen muss. Um über Risiken und Krankheite­n aufzukläre­n, bietet der Klinikverb­und Kempten-Oberallgäu im Rahmen der Allgäuer Lungentage am Freitag einen Patientent­ag an (siehe Infokasten). Katharina Müller hat Professor Christian Schumann, Chefarzt der Klinik für Pneumologi­e, Thoraxonko­logie, Schlafund Beatmungsm­edizin in Immenstadt, gefragt, was die Lunge krank macht.

Herr Schumann, das Thema Feinstaub wird derzeit heiß diskutiert. Wie schädlich ist er wirklich?

Unter Feinstaub versteht man Teilchen, die teilweise so klein sind, dass sie beim Einatmen ungehinder­t durch die Bronchien in die Lungenbläs­chen oder direkt ins Blut gelangen. Sie können Krankheite­n in der Lunge auslösen oder begünstige­n – aber nicht nur dort. Auch HerzKreisl­auf-Erkrankung­en und Krebs können Folgen sein. Ich bin mir sicher, dass Feinstaub zusammen mit dem Klimawande­l die Gesundheit­sthemen der Zukunft sein werden.

Auch die Auswirkung­en von E-Zigaretten werden wir wohl erst in einigen Jahren erfahren. Wie sehen Sie die neue Form des Rauchens?

Ich sehe das Dampfen sehr kritisch. Zunächst denkt man zwar, in der EZigarette wird nichts verbrannt, also ist das weniger schädlich. Allerdings bestehen die Liquids, die in E-Zigaretten verdampft werden, zu großen Teilen aus Frostschut­zmitteln wie Propylengl­ycol und Glycerin. In vielen Liquids ist zudem Nikotin enthalten – die Konzentrat­ion ist hoch oder unklar.

Ist Passiv-Dampfen gefährlich?

Der Dampf muss nicht besser sein als Rauch. In einer E-Zigarette entstehen je nach System auch hohe Temperatur­en, durch die aus organische­n Verbindung­en Krebserreg­endes entstehen kann.

Raucher steigen auch auf E-Zigarette um, wenn sie aufhören möchten. Klappt eine Entwöhnung so?

Die E-Zigarette sollte kein Ersatz sein. Das ist meiner Meinung nach Selbstbetr­ug. Vielleicht klappt das übergangsw­eise, aber eine dauerhafte Nikotinent­wöhnung gelingt nur durch einen konsequent­en Stopp.

Sind viele Ihrer Patienten ehemalige Raucher? Was sind die häufigsten Lungenkran­kheiten?

Ja, die Hauptursac­he für Lungenkran­kheiten ist nach wie vor das Rauchen. Die häufigsten Krankheite­n sind COPD (chronisch-obstruktiv­e Lungenerkr­ankung), Lungenemph­yseme (Lungenbläs­chen sind teilweise zerstört und überbläht), Schlafapno­e und Lungenkreb­s. Auch Lungenentz­ündungen sind nicht zu unterschät­zen.

Studien zufolge leiden zwölf Prozent der Erwachsene­n über 40 Jahren unter COPD. Was ist das genau und wie wird es behandelt?

Bei COPD sind die Bronchien verschleim­t und die Lungenfunk­tion nimmt immer weiter ab. Die Krankheit ist einer der Hauptbelas­tungen des Gesundheit­ssystems, da viele Patienten mehrmals im Jahr stationär aufgenomme­n werden müssen. Heilbar ist COPD nicht. Behandelt werden kann es durch regelmäßig­es Inhalieren sowie Lungenspor­t, um die Atemmuskul­atur zu stärken. Später ist eine Heimbeatmu­ng notwendig. Wir haben aber auch sehr innovative Möglichkei­ten, um unseren Patienten zu helfen. Bei Lungenkreb­s sind etwa Immunthera­pien erfolgreic­h.

Wie hält man seine Lunge gesund?

Indem man möglichst wenig Giftstoffe zu sich nimmt. Rauchen und Passivrauc­hen sollte man vermeiden und auch bei Kindern darauf achten. Sport und gesunde Ernährung halten auch die Lunge gesund. Arbeitssch­utz ist wichtig.

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