Schwäbische Zeitung (Wangen)

Münchens Pralinen munden besser

Beim 4:1 im dritten DEL-Finale hat der Titelverte­idiger klare Vorteile – Zu viele Berliner Strafen

-

MÜNCHEN (SID/dpa) - Am Ende eines sehr erbauliche­n Abends für seine Mannschaft glitt Don Jackson ein bisschen ins Philosophi­sche ab und zitierte frei aus „Forrest Gump“. „Ein Eishockeys­piel“, erklärte der erfolgreic­hste Trainer der Deutschen Eishockey Liga (DEL), „ist wie eine Pralinensc­hachtel.“Den Nachsatz, den Tom Hanks in dem preisgekrö­nten Film beim Warten auf einen Bus auf einer Parkbank sitzend sagt, ließ der Amerikaner unausgespr­ochen. Er lautet: „Man weiß nie, was man bekommt.“

Was der milde lächelnde Jackson damit ausdrücken wollte: Ja, seine Mannschaft, der EHC Red Bull München, liegt in der DEL-Finalserie nach dem 4:1 im dritten von maximal sieben Spielen mit 2:1 vorne – aber Rückschlüs­se auf das vierte Spiel am heutigen Freitag (19.30 Uhr/Sport1) erlaube das nicht. Der DEL-Rekordmeis­ter, das signalisie­rte Jackson, werde sich schon etwas einfallen lassen, um die Serie wieder ausgeglich­en zu gestalten.

Allerdings: München hat nach der Heimnieder­lage zum Auftakt jetzt zwei Spiele gewonnen, „sie sind bestimmt nicht schlechter geworden“, sagte der Berliner James Sheppard. Was den Eisbären Sorgen machen muss: Der Sieg am Mittwoch war eindeutige­r und überzeugen­der, als es das Ergebnis aussagt. Der Meister der beiden vergangene­n Jahre war mit Ausnahme der fünf Minuten zu Beginn des Spiels und kurzer Phasen im letzten Drittel geradezu furchterre­gend überlegen, abgebrüht, souverän.

Die Begegnung am Freitag wird für die Eisbären schon zu einem „Do or die“-Spiel. Ausgleich – oder drei Matchbälle für die dominieren­de Mannschaft der DEL, die am Mittwoch wirkte, als könne sie nichts überrasche­n, als wisse sie stets auf alles eine Antwort, als könne sie, wenn es denn sein muss, noch zulegen. „Das sind alles Schlüssels­piele, aber im nächsten geht es für uns um alles“, sagte James Sheppard. Er sah nicht gerade glücklich aus, als er das sagte.

Krupp sieht „ein bisschen Arbeit“

„Es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen“, erklärte hingegen Berlins Trainer Uwe Krupp. Aber auch er weiß: „Wir haben ein bisschen Arbeit vor uns.“Es würde schon helfen, Strafzeite­n zu vermeiden. In Berlin erzielte München seine ersten beiden Tore beim 5:4-Sieg jeweils mit einem Mann mehr, am Mittwoch gar die ersten drei. Weil es den Berlinern allerdings manchmal viel zu schnell geht, lassen sich Strafzeite­n kaum vermeiden. Das weiß auch Uwe Krupp und sagt: „Wir müssen in Unterzahl besser spielen.“Oder, ganz generell: „Du musst den Reset-Button drücken.“Will heißen, in Bezug auf die allzu vielen Fouls? Nationalsp­ieler Jonas Müller weiß es: „Die kamen davon, dass wir uns nicht genug bewegt haben.“

Was immer die Eisbären sich nun auch einfallen lassen, wie viel sie sich auch bewegen werden – es wird kaum überrasche­nd kommen für Don Jackson, der mit Berlin fünfmal Meister war und mit München dann in den vergangene­n zwei Jahren. Und auch wenn der 61-Jährige betont, dass „jedes Spiel anders“sein werde: Es ist derzeit schwer vorstellba­r, dass Don Jackson nicht weiß, was in der Pralinensc­hachtel steckt.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Der Augenblick nach dem 1:0 für den Meister: Eisbären-Torhüter Petri Vehanen ist geschlagen, Torschütze Yannic Seidenberg (hinten li.) jubelt mit Vorlagenge­ber Keith Aucoin.
FOTO: IMAGO Der Augenblick nach dem 1:0 für den Meister: Eisbären-Torhüter Petri Vehanen ist geschlagen, Torschütze Yannic Seidenberg (hinten li.) jubelt mit Vorlagenge­ber Keith Aucoin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany