Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nobelpreis­würdig

Niko Kovac ist stolz aufs Pokalfinal­e, in dem er auf seinen künftigen Club trifft

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GELSENKIRC­HEN (dpa/SID) - Für sein brisantes Abschieds-Spiel von Eintracht Frankfurt bekam Niko Kovac direkt nach dem „nobelpreis­würdigen“Einzug ins DFB-Pokalfinal­e einen Zusatzauft­rag: Er soll den Streit zwischen beiden Vereinen, den sein bevorstehe­nder Wechsel zum Endspiel-Gegner Bayern München ausgelöst hat, auf dem Rasen klären. „Jetzt muss er die Kollegen aber auch weghauen“, sagte Frankfurts Sportvorst­and Fredi Bobic nach dem 1:0 (0:0) im Halbfinale beim FC Schalke 04. Und Sportdirek­tor Bruno Hübner meinte ähnlich süffisant: „Da kann er denen ja gleich mal zeigen, was er draufhat.“

Die bissigen Kommentare zwischen der Eintracht und den Bayern gehen also weiter. Dafür sorgten alleine schon die Aussagen von Bayerns Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, der nach der Aussprache zwischen Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic und Bobic gesagt hatte: „Fredi ist durch die mahnenden Worte von Uli und mir zur Räson gekommen und etwas runtergekü­hlt.“Bobic erklärte im TV-Sender Sky: „Da muss er wahrschein­lich selber lachen.“

Zweites Endspiel in Folge

Und Kovac selbst? Der bemüht sich weiter um größtmögli­che Normalität und versucht, das Finale als ein ganz normales Spiel einzustufe­n. „Wir müssen es genießen. Auch wenn wir wissen, wer uns gegenübers­teht“, sagte er und ergänzte mit Blick auf das 6:2 der Münchener am Vortag in Leverkusen: „Man hat gesehen, welche Dominanz die Bayern am Dienstag hatten.“Stolz auf das Erreichte ist der 46-Jährige zweifellos. „Zweimal hintereina­nder mit Frankfurt im Finale zu stehen, ist eigentlich nobelpreis­würdig“, sagte Kovac. Im Vorjahr verlor er mit den Hessen 1:2 gegen Borussia Dortmund.

Noch einmal das Endspiel erreichen zu wollen, sei der große Antrieb seiner Mannschaft gewesen, sagte Kovac. „Die Mannschaft hat eine Willenslei­stung gezeigt, die in der Liga ihresgleic­hen sucht“, sagte er. „Wenn man etwas erreichen möchte, fängt alles mit dem Denken an. Das Denken gibt das Handeln vor. Und wenn man keinen Traum hat, kann man den auch nicht realisiere­n. Wir haben das Finale erreicht, weil die Jungs das unbedingt wollten und das in jeder Situation gezeigt haben.“

Nach den schweren letzten Tagen hätte Kovac den Triumphato­r geben können, doch er verzichtet­e darauf. Nach dem Schlusspfi­ff in Schalke stand er am Strafraume­ck und schaute stolz auf seine jubelnden Spieler vor der Kurve. Zu den Fans gehen wollte er nicht. Er überließ die Bühne seinen Profis. Vielleicht befürchtet­e er auch Anfeindung­en. Auf der Pressekonf­erenz ließ er seine Genugtuung über den Sieg aber deutlich durchblick­en. „Ich möchte gerne etwas platzieren“, sagte er: „Es war viel los in den letzten Tagen. Was uns der eine oder andere reinsingen wollte, hat aber nicht funktionie­rt. Wir sind die Eintracht, das hat man heute gesehen.“

Auch Hübner stellte sich schützend vor Kovac. „Ich kann sagen, dass Niko immer die Wahrheit gesagt hat. Er ist ein ganz aufrechter Mensch“, sagte der Sportdirek­tor. „Er muss derzeit Anfeindung­en erleben, die nicht gerecht und fair sind. Auch wenn die Enttäuschu­ng da ist, muss man an den Menschen denken.“

Der Erfolg von Schalke, den Luka Jovic mit einem Hackentor ermöglicht­e (75.), dürfte die große Unruhe in Frankfurt etwas eindämmen. Die Europacup-Qualifikat­ion über die Bundesliga bleibt das große Ziel, die feste Verpflicht­ung des bislang nur von Benfica Lissabon ausgeliehe­nen Jovic werde die Eintracht nach Angaben von Kovac ebenfalls angehen. Und auch gegen die Bayern rechnet sich die Eintracht etwas aus. „Wir spielen gegen einen übermächti­gen Gegner“, sagte Hübner: „Aber wir werden alles geben, damit wir den Pott holen.“Und Bobic versprach: „Wir können nicht davon ausgehen, dass wir sie schlagen. Aber wir werden eklig sein.“

Den bislang von Sporting Lissabon für zwei Jahre ausgeliehe­nen serbischen Siegtorsch­ützen Luka Jovic (20) will Frankfurt derweil langfristi­g halten. „Sollte Lukas Entwicklun­g so weitergehe­n und er gesund bleiben, dann wird er ein richtig, richtig guter Spieler, der dem Club noch einmal viel Geld einbringen kann“, sagte Kovac.

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FOTO: AFP Freund und Helfer mit zwei starken Händen: Frankfurts Erfolgstra­iner Niko Kovac hilft seinem Spieler Marco Russ und dem Schalker Verteidige­r Naldo auf – Multitaski­ng.

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