Jammern hilft nicht
Schalke sucht die Fehler nach dem Pokal-Aus nicht beim Schiedsrichter
GELSENKIRCHEN (SID/dpa) - Nach dem ersten Rückschlag seiner steilen Trainerkarriere blickte Domenico Tedesco müde in die Kameras. Der totale Pokal-Frust hatte die Derby-Euphorie aus seinem Gesicht verdrängt, doch der Trainer-Shootingstar von Schalke 04 bewahrte Haltung. Er suchte die Schuld für das bittere 0:1 (0:0) im Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt in den eigenen Reihen – obwohl er gute Gründe für SchiedsrichterSchelte gehabt hätte.
„Der Schiedsrichter ist nicht schuld. Wir fassen uns an die eigene Nase“, sagte der 32-Jährige und gab damit die Richtung vor. Obwohl Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) in zwei hochumstrittenen, spielentscheidenden Szenen gegen Schalke entschieden hatte, blieb das große königsblaue Wehklagen weitgehend aus. Nach drei Tagen wie im Rausch, im Anschluss an das 2:0 im Derby gegen Borussia Dortmund und dem zähen Abnutzungskampf gegen die Eintracht, schienen die Schalker selbst dafür emotional zu ausgelaugt.
„Das tut weh. Er hat falsch gelegen“, sagte Schalke-Manager Christian Heidel mit Blick auf die Nachspielzeit, in der Hartmann dem vermeintlichen 1:1 durch Franco di Santo wegen angeblichen Handspiels die Anerkennung verweigert hatte: „Das weiß er auch, ich war bei ihm. Er hat keinen sehr glücklichen Eindruck gemacht. Aber es bringt nichts. Hätten wir unsere Chancen gemacht, hätte es keine Diskussionen gegeben.“
In einer sehr zähen Partie hatten sich beide Teams mehr oder weniger neutralisiert, die Schalker fanden bei den wenigen Möglichkeiten im überragenden Eintracht-Schlussmann Lukas Hradecky ihren Meister. Neben einer mangelnden Chancenverwertung mussten sie sich vorwerfen lassen, ein paar Prozentpunkte weniger geliefert zu haben als drei Tage zuvor im Derby.
Heidel sprach von einem Rückschlag, mit dem man leben müsse. „Jetzt ist es extrem wichtig, eine richtige Reaktion zu zeigen. Das wirft uns nicht um. Jetzt geht es eben weiter.“Die bitteren Umstände der Niederlage erschweren dieses Vorhaben.
„Es war ein reguläres Tor. Als er gesagt hat, er hat Hand gepfiffen, habe ich ihm geantwortet: ,Was? Das ist unmöglich. Das ist verrückt!‘“, sagte di Santo nach Spielende schockiert, doch auch ihm kamen keine weiteren Vorwürfe über die Lippen. Weil der Schiedsrichter nach dem vermeintlichen Handspiel die Partie direkt unterbrach, durfte der Videoassistent nicht eingreifen – doppelt bitter für die Schalker. Auch die Tatsache, dass Hartmann unmittelbar vor dem sehenswerten Hackentreffer von Luka Jovic (75.) bei gleich zwei ahndungswürdigen Tacklings der Frankfurter das Spiel hatte weiterlaufen lassen, vergrößerte den Schalker Frust.
Trotzdem eine geile Saison
„Das tut schon sehr weh“, sagte Nationalspieler Leon Goretzka, der sich gerne mit einem Sieg im Pokalfinale gegen seinen künftigen Arbeitgeber Bayern aus Schalke verabschiedet hätte: „Seit meinem Wechsel habe ich klar geäußert, was meine Ziele sind und was mein ganz großer Traum ist. Und wenn der dann nicht in Erfüllung geht, dann ist das schon schmerzhaft.“
Nun wird Goretzka in vier LigaSpielen seine Schalker Zeit ausklingen lassen. Wenn die Konkurrenz mithilft, könnte die Stimmung in Schalke am Sonntag schon wieder steigen. Spielt Leipzig gegen Hoffenheim am Samstag unentschieden und gewinnt Schalke tags drauf beim designierten Absteiger Köln, hätte S04 die Champions-League-Qualifikation sicher. „Wir spielen einen geile Saison. Die dürfen wir uns jetzt durch so eine bittere Niederlage nicht kaputt machen lassen“, forderte Torhüter Ralf Fährmann. „Vielleicht hat uns nur eine Sekunde zur Verlängerung gefehlt.“