Schwäbische Zeitung (Wangen)

Was den Hamster vom Menschen trennt

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Immer wieder wird das Hamsterrad als Symbol unserer beschleuni­gten Gegenwart angeführt. Und alle zeigen mit dem Finger auf die lustigen Nager, wie sie da hilflos im Rad rotieren. Doch bei genauer Betrachtun­g haben Mensch und Hamster fast gar nichts gemein. Zum Beispiel das Hamsterrad selbst: Ein Mensch würde sich natürlich einen automatisc­hen Antrieb dafür konstruier­en, damit das Gerödel nicht so mühsam ist. Oder er würde sich einen preisgünst­igen Hamster aus den Staaten der EU-Osterweite­rung als Sub-, Subunterne­hmer in sein Rad locken und diesen weit unter Mindestloh­n für sich strampeln lassen.

Eine Wesensart verbindet Mensch und Hamster allerdings: ihr ausgeprägt­er Hang, Vorräte anzulegen. Während das Nagetier dabei größten Wert auf Getreide und Nüsse legt, pflegt der menschlich­e Hamster eine Vorliebe für Geld. Das ist auch der Grund, weshalb sein Sparvermög­en in Deutschlan­d inzwischen rekordverd­ächtige 5,857 Billionen Euro beträgt. Das ist eine Zahl, die so viele Nullen hat, dass es einem auch ohne die Rotation eines Hamsterrad­es schwindlig wird.

Experten fragen sich nun, wie es überhaupt möglich ist, so viele Euros anzuhäufen, wenn es doch keine Zinsen für die schönen Geldvorrät­e gibt. Außerdem: Laut Studien gibt es jede Menge Menschen, die so viel Geld besitzen, dass sie es in zehn Leben gar nicht ausgeben könnten, was sie aber nicht daran hindert, noch mehr Vorräte anzulegen. Womit wir beim wichtigste­n Unterschie­d zwischen Mensch und Hamster wären: Hat der Hamster die Backen voll, dann lässt er’s gut sein. (nyf )

 ?? FOTO: AFP ?? Symbol unserer Gegenwart: das Hamsterrad.
FOTO: AFP Symbol unserer Gegenwart: das Hamsterrad.

Newspapers in German

Newspapers from Germany