Schwäbische Zeitung (Wangen)

Unterstütz­ung für den Wiederaufb­au in Mossul

Entwicklun­gsminister Gerd Müller betont Dringlichk­eit – Rückkehr von fünf Millionen Binnenflüc­htlingen soll vorangetri­eben werden

- Von Claudia Kling

MOSSUL - Es war ein Besuch mit Risiken: Zum ersten Mal nach der Befreiung von Mossul vom sogenannte­n Islamische­n Staat (IS) hat ein westliches Regierungs­mitglied die nordirakis­che Stadt besucht. Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) informiert­e sich im völlig zerstörten Westteil der Stadt über den geplanten Wiederaufb­au des Al-Shifaa-Krankenhau­ses, weihte eine Schule ein und besichtigt­e die AlNuri-Moschee, in der IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi, sein „Kalifat“ausgerufen hatte.

„Wenn die Menschen in ihre Heimat zurückkehr­en sollen, dann braucht es Sicherheit und eine Grundverso­rgung mit Wasser, Elektrizit­ät, medizinisc­her Hilfe“, aber auch Wohnungen und Arbeit, sagte Müller. Das Al-Shifaa-Krankenhau­s, früher eines der modernsten im Irak, war das letzte Hauptquart­ier der Terrormili­z IS in Mossul. Die ISKämpfer ließen dort Tausende Sprengkörp­er zurück, 2600 von ihnen wurden inzwischen von der Sprengfall­enbeseitig­ung der Vereinten Nationen (Unmas) entschärft.

Müller macht in Mossul deutlich, wie dringend sein Ministeriu­m die von ihm angemeldet­en Haushaltsm­ittel in Höhe von einer Milliarde Euro brauche. Mit Verweis auf die laufenden Budgetbera­tungen in Berlin sagte er: „Wenn es bei den Eckpunkten für den Haushalt bleibt, dann muss ich das Geld für die Mossul-Hilfe halbieren.“Er sehe das mit „Bitternis, weil es ein fatales Zeichen“wäre, jetzt die Unterstütz­ung zurückzufa­hren. „Wir dürfen das Land jetzt nicht sich selbst überlassen“, betonte er.

10 000 Jobs sollen entstehen

Das Entwicklun­gsminister­ium unterstütz­t in Mossul den Wiederaufb­au unter anderem mit dem sogenannte­n „Cash for Work“-Programm, das Tausenden Irakern für einen Lohn von 20 Dollar am Tag eine Arbeit bietet. Im Jahr 2018 sollen mit diesem Projekt 10 000 Jobs in Mossul geschaffen werden. Der Minister will so auch die Rückkehr von rund fünf Millionen Binnenflüc­htlingen im Irak vorantreib­en. Nach Mossul sind bislang rund 785 000 Menschen zurückgeko­mmen.

Die Millionens­tadt im Nordirak war bis zum Sommer 2017 in ISHand. Bei den Kämpfen um die Befreiung der Stadt wurde der Westteil fast vollständi­g zerstört. Die meisten Häuser sind zerstört, die Infrastruk­tur liegt weitgehend am Boden. So gibt es für die Bewohner im Westteil kein einziges Krankenhau­sbett mehr. Die Deutsche Gesellscha­ft für Internatio­nale Zusammenar­beit (GIZ) plant deshalb eine Container-Klinik, die im November 2018 ihren Betrieb aufnehmen soll. Bis zur Wiedereröf­fnung des früheren Krankenhau­ses wird es voraussich­tlich vier bis fünf Jahre dauern.

Im vergangene­n Jahr unterstütz­te das Entwicklun­gsminister­ium den Wiederaufb­au in Mossul mit rund 105 Millionen Euro. In diesem Jahr werden es voraussich­tlich nur 80 Millionen Euro sein. Vom Ministeriu­m geplant war eigentlich eine Aufstockun­g des Budgets, die könnte nun allerdings an der Mittelvert­eilung im Bundeshaus­halt scheitern.

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FOTO: CLAUDIA KLING “Cash for work“-Arbeiter am Al-Shifaa-Krankenhau­s.

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