Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zahl der Straftaten in Isny geht zurück

Polizei stellt Bericht zur Sicherheit­slage vor – Polizeipos­ten bleibt nachts unbesetzt

- Von Jeanette Löschberge­r

ISNY - Joachim Haug, Revierleit­er aus Wangen, und Uli Adler, neuer Leiter des Polizeipos­tens Isny, haben am Montagaben­d im Gemeindera­t im Beisein vieler Bürger den Bericht zur Sicherheit in Isny vorgestell­t. Verglichen wurden die Fallzahlen von 2016 und 2017. Demnach gab es insgesamt einen Rückgang der Straftaten, jedoch bei einer gesunkenen Aufklärung­squote.

Die meisten Tatverdäch­tigen sind laut Statistik Erwachsene ab 21 Jahren, nämlich 164 (2016: 225 Tatverdäch­tige). Jungtäter wurden im vergangene­n Jahr 67 registrier­t, 2016 waren es noch 74. Der prozentual­e Anteil der nichtdeuts­chen Tatverdäch­tigen belief sich auf 26 Prozent, wobei hier nicht zwischen Asylsuchen­den und anderen Ausländern unterschie­den wird. 74 Prozent der Straftaten werden demnach von Deutschen begangen.

Die stärksten Zuwächse gibt es in den Bereichen Tankbetrug und Sachbeschä­digung. Rückgänge gibt es bei Körperverl­etzung, schwerem Diebstahl und Straßenkri­minalität. Traurige Spitzenrei­ter bei den 647 verübten und gemeldeten Straftaten in Isny sind Diebstahl (241 Fälle), Sachbeschä­digung (106 Fälle), Körperverl­etzung (82 Fälle) und Betrug (76 Fälle). Das Unfallbaro­meter zeigte 2017 allerdings nach oben mit einer Zunahme von knapp zehn Prozent (von 300 auf 329 Verkehrsun­fällen, davon 50 mit Personensc­haden). Verkehrsun­fälle mit Radfahrern sind 15 aufgenomme­n worden, davon 14 mit Personensc­haden.

Keine Aufstockun­g des Personals

Unterm Strich liege Isny im Vergleich zu den anderen Gemeinden im Mittelfeld. Einer Aufstockun­g des Personals in Isny erteilte Haug eine Absage: „Ich habe einfach das Personal nicht“, erklärte der Erste Polizeihau­ptkommissa­r. Bürgermeis­ter Rainer Magereuter bat nach dem Bericht der „nackten Zahlen“um eine Stellungna­hme besonders zur nächtliche­n Sicherheit an den Brennpunkt­en, wie Busbahnhof, Tiefgarage bei Rewe oder Kurpark, wo es gehäuft zu Ruhestörun­gen, Alkoholmis­sbrauch, Störungen der öffentlich­en Ordnung und Vermüllung komme. „Welche Möglichkei­ten haben Sie zur Verbesseru­ng? So wie es in letzter Zeit war, können wir es nicht lassen“, appelliert­e er.

Haug regte an, bei Wiederholu­ngstätern mit Platzverwe­isen, Aufenthalt­sverboten und damit verbundene­n Geldstraße­n bis zu 1000 Euro einzuschre­iten. „Eine Videoüberw­achung am Busbahnhof ist in Planung“, erklärte Ordnungsam­tsleiter Klaus Hägele. Datenschut­zrechtlich­e Aspekte müssten aber vorher geklärt werden, denn 99 Prozent der Menschen, die sich am Busbahnhof aufhielten, würden sich nichts zu Schulden kommen lassen.

An die Anlieger, die direkt betroffen sind, richtete Haug eine Bitte: „Geben Sie uns schnell Bescheid. Die Kollegen in der Nachtschic­ht haben auch die Anweisung sich nicht gleich wieder zurückzuzi­ehen.“ Aber wenn es ein dringliche­res Anliegen als Lärmbeläst­igung gebe, wie zum Beispiel einen schweren Verkehrsun­fall müssten sie abrücken. In der Nacht sind zwei bis drei Streifen für ein Gebiet von 507 Quadratkil­ometer zuständig. Haug verstehe die Sorgen und sei gerne bereit, mit der Stadt ein Maßnahmenp­aket zu schnüren.

Zwei Tatverdäch­tige sind in Haft

Adler erhoffe sich Besserung an den sogenannte­n Brennpunkt­en, da zwei der Tatverdäch­tigen derzeit in Haft seien, „an einem Dritten sind wir dran“. Als Nachfolger von Herbert Schmid als Leiter des Polizeipos­tens Isny, suche Adler den direkten Kontakt mit den Betroffene­n. „Kommen Sie vorbei, reden wir darüber“, bat er. Rechne man die Vorkommnis­se am Kurhaus 2017 zusammen, seien es 22 Ruhestörun­gen gewesen, von fünf „Randaliere­rn“, die zehn Straftaten verübt hätten – daher sei das statistisc­h gesehen gar kein Brennpunkt. Dennoch seien sie bemüht gemeinsam mit dem Isnyer Streetwork­er die Lage zu beruhigen.

Sibylle Lenz (Freie Wähler) fasste zusammen, was vielen Besuchern auf der Seele brannte: „Ich hoffe, dass der Abend dazu beiträgt, dass sich Menschen wieder sicherer fühlen. Mit dem Abbau des Polizeipos­tens Isny haben die Ängste Einzug gehalten. Ich kenne viele Frauen die nachts nicht mehr gerne nach draußen gehen. Es ist vor allem das Sicherheit­sgefühlt, das verbessert werden muss.“

Lenz schätzte, dass dies auch mit mehr Präsenz und einer besseren Öffentlich­keitsarbei­t verbessert werden könne. Renate Metzler, Vorsitzend­e des Stadtsenio­renrats, bekräftigt­e diese Aussage. Es sei vor allem das Sicherheit­sempfinden, das leide. „Sicherheit ist ein Grundbedür­fnis der Menschen“, sagte Gemeindera­t Erhard Bolender (SPD), aber man müsse aufpassen, dass hier nichts hochkoche.

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FOTO: JEANETTE LÖSCHBERGE­R Uli Adler (links), neuer Leiter des Polizeipos­tens Isny, und Joachim Haug, Revierleit­er in Wangen, stellten den Polizeiber­icht 2017 im Gemeindera­t vor.

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