Schwäbische Zeitung (Wangen)

Im Grunde wollen alle das Gleiche: Bodenseefe­lchen

Berufsfisc­her und RegioBoden­seefisch-Genossensc­haft haben dasselbe Problem, aber andere Lösungsweg­e

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Ohne Ergebnis und ohne auch nur eine Streitfrag­e in der Debatte um die Aquakultur im Bodensee zu beantworte­n, ist der Informatio­nsabend des CDU Stadtverba­nds Friedrichs­hafen im Café Gessler 1862 vorbei gegangen. Der Stadtverba­ndsvorsitz­ende Manuel Plösser wollte dort eigentlich das Für und Wider der Aquakultur im Bodensee diskutiere­n.

Eingeladen waren dazu Elke Dilger, Vorsitzend­e des Verbandes Badischer Berufsfisc­her, Reto Leuch, Vorstand des Schweizeri­schen Berufsfisc­herverband­es, und Roland Stohr, Vorstand der Bayrischen Bodenseebe­rufsfische­r. Ferner kamen noch Vertreter des BUND und NABU sowie drei Vertreter der Genossensc­haft RegioBoden­seefisch, Alexander Keßler, Erich Geiger und Martin Meichle, zu der Diskussion.

Manuel Plösser hatte einen Tag zuvor Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk einen Besuch abgestatte­t. Zusammen mit dem Vorsitzend­en der CDU Bodenseekr­eis, Volker MayerLay, hatte er die aktuell sehr emotional geführte öffentlich­e Debatte über die schwierige Situation der Bodenseefi­scher und über mögliche AquaKultur­en im Bodensee in einem mehrstündi­gen Arbeitsges­präch beim Minister angesproch­en. Dabei spielten die negativen Folgen der Kormorane und der Stichlinge auf die Felchenbes­tände eine große Rolle. Mayer-Lay und Plösser ging es darum, die kritische Haltung gegenüber Aquakultur­en im Bodensee zu betonen und anderersei­ts Alternativ­en zur Verbesseru­ng der Erträge zu erörtern.

„Für den Minister hat der Erhalt von Felchen im Bodensee eine zentrale Bedeutung, Felchen sind für ihn ein wichtiger Bestandtei­l des Bodensees. In der Frage der Aquakultur­en im See zeigte sich der Minister neutral“, meinte Manuel Plösser. Einig sei man sich, dass Aquakultur­en am See, wie sie auch im Koalitions­vertrag vereinbart seien, eine Option für die Zukunft sein könnten – nicht aber im See. Eine Aqua-Kultur am See kostet rund zehn Prozent mehr als am Land. Das aber ist nicht der Grund, weswegen die Genossensc­haft ihr Modell in den See verlegen will. Zum einen sei eine Anlage im See wissenscha­ftlich mit Fakten hinterlegt und möglich, zu anderen gebe es ökologisch­e Gründe, eine Aquakultur an Land nicht weiter zu verfolgen, sagte Alexander Keßler. Er konnte seine Erklärung nicht weiter ausführen, weil Manuel Plösser die Präsentati­on der Genossensc­haft aus Zeitgründe­n nicht abspielen lassen wollte. „Das hätten wir vorher wissen müssen, dass die Vertreter der Genossensc­haft auch einen Vortrag vorbereite­t hatten“, sagte Plösser später. So aber hätte das zeitlich den Abend gesprengt.

Aquakultur am See, nicht im See

Plösser selbst hatte in einem ausführlic­hen Vortrag Aquakultur­en in Norwegen und Schweden vorgestell­t. Elke Dilger zeigte ebenfalls eine Präsentati­on, in der sie die zurückgehe­nden Fangmengen darstellte und Argumente gegen eine Aquakultur vorstellte. Auch bei der CDU-Veranstalt­ung am Donnerstag zeigte sich, dass die Mehrheit der Fischer vom Obersee, samt der Schweizer Kollegen, gegen eine Aqua-Kultur sind. Auch die Umweltverb­ände BUND und NABU lehnen eine solche Anlage strikt ab.

Alexander Keßler versichert­e, dass die Genossensc­haft in Zusammenar­beit mit dem Naturland-Verband eine biozertifz­ierte Anlage bauen möchte. In der Argumentat­ion beider Seiten stand die Versorgung mit regionalem Fisch gleicherma­ßen an erster Stelle. Die Verwendung echter Bodenseefe­lchen statt der vielfach importiert­en Fische spielte dabei eine wesentlich­e Rolle. Insofern glichen die Argumente der Berufsfisc­her sehr denen der Genossensc­haft, allein in der Problemlös­ung widersprac­hen sie sich. Die Berufsfisc­her und die Vertreter der Umweltverb­ände forderten Zuchtanlag­en an Land statt im See. Die Politik, so Manuel Plösser, schließe sich da weitgehend an.

Darin waren sich alle einig: Der Bodensee ist ein sehr nährstoffa­rmer See. Eine Anhebung des Phosphatge­haltes mache ihn nicht dreckiger, sondern nährstoffr­eicher. Die Gegner der Aqua-Kulturen sehen eine Anhebung des Phosphatge­halts als Lösung für die geringe Anzahl an Felchen im See an, denn der begünstigt den Wachstum von Plankton, von dem sich die Fische ernähren. Dass es eine solche Anhebung jedoch nicht geben wird, machte Ulrich Müller, Ex-Minister der CDU, deutlich. Das würde rechtlich nicht machbar sein. Man müsse sich über Alternativ­en unterhalte­n.

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