Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Birkhuhn-Schützer

Bilanz nach Modellvers­uch: Fast alle Winterspor­tler halten sich an freiwillig­e Beschränku­ngen

- Von Michael Munkler

IMMENSTADT - Noch türmen sich am Riedberger Horn zwischen Grasgehren und Balderschw­ang im Oberallgäu die Schneemass­en. Dennoch beginnen die Birkhühner hier bald mit der Balz, um über den Sommer den Nachwuchs aufzuziehe­n. Die Naturpark-Ranger vom Naturpark Nagelfluhk­ette Max Löther, Florian Heinl und Kollegin Carola Bauer aus Vorarlberg haben in dem Gebiet im vergangene­n Winter ein neues Besucherle­nkungs-Konzept ausprobier­t.

Um es vorwegzusa­gen: Nach Angaben von Naturpark-Geschäftsf­ührer Rolf Eberhard hat sich das Konzept einer „flexiblen Beschilder­ung“bewährt. „97 oder 98 Prozent aller Winterspor­tler haben sich dran gehalten“, sagt Eberhard. Das sei keine repräsenta­tive Zahl, räumt er ein, sondern eine recht zuverlässi­ge Schätzung.

Um was es bei der „flexiblen Beschilder­ung geht, erläutert Naturpark-Ranger Max Löther (27): Je nach Schneelage und Aktivitäts­phase der schützensw­erten Birkhühner am Riedberger Horn seien unterschie­dliche Bereiche beruhigt worden. Dort wurden dann Schilder und Informatio­nstafeln aufgestell­t, die über die Hintergrün­de informiere­n.

Hühner mögen Erlen-Knospen

Im Frühwinter, als der Schnee noch nicht so hoch lag, wurden Flächen mit Grünerlen-Gebüsch geschützt, deren Knospen die Birkhühner besonders mögen. Skifahrer, die in solche Bestände einfahren, würden die Hühner stören. Das erklärten die Hinweissch­ilder („Stopp – WaldWild-Schongebie­t“), die die Ranger aufgestell­t hatten. Nachdem die Schneedeck­e im Laufe des Winters angewachse­n war und die Erlen überdeckte, wurden diese Beschränku­ngen aufgehoben und die Schilder entfernt. Jetzt galt es, andere Ruheräume zu schützen. „Flexible Beschilder­ung“nennt das Forstingen­ieur und Naturpark-Ranger Löther. Mehrmals haben sie die Hinweistaf­eln hin- und hergetrage­n und mal hier, mal dort befestigt. Oft sei es bei diesen Touren auch zu Gesprächen mit Winterspor­tlern gekommen. Fast ausnahmslo­s hätten die sich mit den Beschränku­ngen auf freiwillig­er Basis einverstan­den erklärt. Die Birkhühner im Bereich des Riedberger Horns gelten als besonders schützensw­ert, weil es sich dort aus wildbiolog­ischer Sicht um ein so genanntes Quellgebie­t handelt. Dort kommen weit mehr Tiere zur Welt, als dort später leben. Viele wandern von hier ab und besiedeln andere Lebensräum­e.

„Wir wollten durch diese Art der Besucherle­nkung die Einschränk­ungen so gering wie möglich halten“, erklärt Naturpark-Geschäftsf­ührer Eberhard. Dies entspreche der generellen Marschrich­tung im Naturpark: Einerseits gehe es um Pflege und Entwicklun­g von Natur und Landschaft. Anderersei­ts aber auch um einen „qualitativ hochwertig­en Tourismus und dessen Vermarktun­g“.

Der Naturpark Nagelfluhk­ette besteht heuer seit zehn Jahren. Er liegt auf bayerische­r und Vorarlberg­er Seite und ist der erste seiner Art in den bayerische­n Alpen. Dem Naturpark gehören 15 Gemeinden an, darunter acht in Vorarlberg. Der Sitz ist im Alpseehaus im Immenstädt­er Stadtteil Bühl.

 ?? FOTO: MUNKLER ?? „Flexible Beschilder­ung“: Max Löther (links) und Florian Heinl schleppen Schilder und Befestigun­gsmaterial. Die Tafeln werden angebracht, um Lebensräum­e des Birkwilds zu schützen.
FOTO: MUNKLER „Flexible Beschilder­ung“: Max Löther (links) und Florian Heinl schleppen Schilder und Befestigun­gsmaterial. Die Tafeln werden angebracht, um Lebensräum­e des Birkwilds zu schützen.

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