Die Birkhuhn-Schützer
Bilanz nach Modellversuch: Fast alle Wintersportler halten sich an freiwillige Beschränkungen
IMMENSTADT - Noch türmen sich am Riedberger Horn zwischen Grasgehren und Balderschwang im Oberallgäu die Schneemassen. Dennoch beginnen die Birkhühner hier bald mit der Balz, um über den Sommer den Nachwuchs aufzuziehen. Die Naturpark-Ranger vom Naturpark Nagelfluhkette Max Löther, Florian Heinl und Kollegin Carola Bauer aus Vorarlberg haben in dem Gebiet im vergangenen Winter ein neues Besucherlenkungs-Konzept ausprobiert.
Um es vorwegzusagen: Nach Angaben von Naturpark-Geschäftsführer Rolf Eberhard hat sich das Konzept einer „flexiblen Beschilderung“bewährt. „97 oder 98 Prozent aller Wintersportler haben sich dran gehalten“, sagt Eberhard. Das sei keine repräsentative Zahl, räumt er ein, sondern eine recht zuverlässige Schätzung.
Um was es bei der „flexiblen Beschilderung geht, erläutert Naturpark-Ranger Max Löther (27): Je nach Schneelage und Aktivitätsphase der schützenswerten Birkhühner am Riedberger Horn seien unterschiedliche Bereiche beruhigt worden. Dort wurden dann Schilder und Informationstafeln aufgestellt, die über die Hintergründe informieren.
Hühner mögen Erlen-Knospen
Im Frühwinter, als der Schnee noch nicht so hoch lag, wurden Flächen mit Grünerlen-Gebüsch geschützt, deren Knospen die Birkhühner besonders mögen. Skifahrer, die in solche Bestände einfahren, würden die Hühner stören. Das erklärten die Hinweisschilder („Stopp – WaldWild-Schongebiet“), die die Ranger aufgestellt hatten. Nachdem die Schneedecke im Laufe des Winters angewachsen war und die Erlen überdeckte, wurden diese Beschränkungen aufgehoben und die Schilder entfernt. Jetzt galt es, andere Ruheräume zu schützen. „Flexible Beschilderung“nennt das Forstingenieur und Naturpark-Ranger Löther. Mehrmals haben sie die Hinweistafeln hin- und hergetragen und mal hier, mal dort befestigt. Oft sei es bei diesen Touren auch zu Gesprächen mit Wintersportlern gekommen. Fast ausnahmslos hätten die sich mit den Beschränkungen auf freiwilliger Basis einverstanden erklärt. Die Birkhühner im Bereich des Riedberger Horns gelten als besonders schützenswert, weil es sich dort aus wildbiologischer Sicht um ein so genanntes Quellgebiet handelt. Dort kommen weit mehr Tiere zur Welt, als dort später leben. Viele wandern von hier ab und besiedeln andere Lebensräume.
„Wir wollten durch diese Art der Besucherlenkung die Einschränkungen so gering wie möglich halten“, erklärt Naturpark-Geschäftsführer Eberhard. Dies entspreche der generellen Marschrichtung im Naturpark: Einerseits gehe es um Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft. Andererseits aber auch um einen „qualitativ hochwertigen Tourismus und dessen Vermarktung“.
Der Naturpark Nagelfluhkette besteht heuer seit zehn Jahren. Er liegt auf bayerischer und Vorarlberger Seite und ist der erste seiner Art in den bayerischen Alpen. Dem Naturpark gehören 15 Gemeinden an, darunter acht in Vorarlberg. Der Sitz ist im Alpseehaus im Immenstädter Stadtteil Bühl.