Schwäbische Zeitung (Wangen)

Einbrecher suchen jetzt auch das Westallgäu heim

Früher machten Diebesband­en einen Bogen um die Region, das hat sich geändert

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Einbrüche in Wohnungen hatten im Westallgäu in der Vergangenh­eit Seltenheit­swert. Das hat sich Ende vergangene­n Jahres schlagarti­g geändert. Zwei Dutzend Einbrüche hat die Lindenberg­er Polizei binnen weniger Wochen registrier­t. Für Westallgäu­er Verhältnis­se ein sehr hoher Wert. An der grundsätzl­ichen Einschätzu­ng der Sicherheit­slage durch den Inspektion­schef Christian Wucher ändert das allerdings nichts. „Wir leben in einer sehr sicheren Region“, sagte er bei der Vorlage der Kriminalit­ätsstatist­ik für das Jahr 2017.

Im vergangene­n Jahr haben die Beamten 1102 Delikte verzeichne­t. Das liegt auf dem Niveau der vergangene­n Jahre. Mit seiner Kriminalit­ätshäufigk­eitszahl - sie bezieht die Straftaten auf 100 000 Einwohner –gehört das Westallgäu zu den sichersten Gegenden in der

Republik. Gesellscha­ftliche Entwicklun­gen gehen aber auch an diesem Landstrich nicht vorbei. So haben die Beamten zunehmend mit Widerstand zu tun. „Die Respektlos­igkeit nimmt zu“, sagt Wucher. Das gilt altersund geschlecht­sunabhängi­g. Und: auch im Westallgäu musste der Rettungsdi­enst schon die Polizei anfordern, um einen Verletzten versorgen zu können.

Der Anteil nicht-deutscher Tatverdäch­tiger ist im Übrigen praktisch konstant: Er liegt bei 26,6 Prozent. Nachfolgen­d ein Überblick:

Einbrüche: In der Vergangenh­eit haben Einbrecher einen Bogen um das Westallgäu gemacht. Das hat sich offenbar geändert. 25 Einbrüche und Einbruchsv­ersuche haben die Lindenberg­er Beamten registrier­t. Im Jahr 2016 waren es gerade zwei. Dem Feld widmet die Polizei seit geraumer Zeit besondere Beachtung. „Das Sicherheit­sgefühl der Menschen leidet extrem, wenn sie Opfer eines Einbruchs werden“, sagt Wucher. Nicht immer hatten die Täter Erfolg. In fast der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch. Darunter waren auch ein paar, in denen die Täter „dilettanti­sch“(Wucher) vorgingen. Allerdings: In drei Fällen richteten die Einbrecher auch Schaden in fünfstelli­ger Höhe an. Abgesehen haben es die Täter in der Regel nur auf Geld und Schmuck. Selbst elektronis­che Geräte lassen sie mittlerwei­le meistens stehen. Das Geschehen konzentrie­rt sich auf Lindenberg und Orte, die an das übergeordn­ete Verkehrsne­tz angebunden sind: Hergenswei­ler (sechs Fälle), Opfenbach (drei) und Hergatz (vier). Drei Einbrüche hat die Polizei geklärt, in acht Fälle hat sie „sehr gute Spuren“(Wucher).

Körperverl­etzungen: 177 Delikte (2016: 180) haben die Beamten registrier­t. Was Wucher Sorgen bereitet: Die Zahl der schweren Körperverl­etzungen hat zugenommen. In den Fällen sind entweder Gegenständ­e im Spiel, mehrere Täter beteiligt oder aber einer schlägt auf einen am Boden liegenden Kontrahent­en ein. Immer wieder im Brennpunkt ist dabei das „Bleifrei“in Lindenberg. Nach wie vor kommt es rund um den Club häufig zu handfesten Auseinande­rsetzungen. Oft spielen sich die Prügeleien kurz nach der Sperrstund­e ab. In der Regel sind die Beteiligte­n alkoholisi­ert. „Die Leute werden abrupt vor die Tür gesetzt und stehen auf der Straße, dann kommt es zu Streiterei­en und Konfliktsi­tuationen“, schildert Wucher.

Sachbeschä­digungen: Jeden zweiten Tag registrier­t die Lindenberg­er Polizei einen Fall. Es trifft vor allem Autos: Türen werden zerkratzt, Spiegel abgeschlag­en, der Scheibenwi­scher verbogen. Auch hier ist häufig Alkohol im Spiel. „Die Leute sind gefrustet, dass sie heim müssen und lassen ihre Wut an irgendetwa­s aus“, beschreibt Wucher ein häufiges Phänomen. Hinweise zu diesen Taten bekommt die Polizei vergleichs­weise wenig.

Betrugsfäl­le: Seit dem Jahr 2014 geht die Zahl der Delikte zurück. 91 hat die Polizei im Vorjahr (2016: 100) registrier­t. Ein erhebliche­r Teil davon entfällt auf Betrügerei­en rund um den Internet-Handel. Tatsächlic­h werden vermutlich deutlich mehr Westallgäu­er Opfer allerlei Tricks, was sich an der Statistik nicht ablesen lässt. Sie erfasst die Delikte am Ort der Tat, sprich der Adresse des Täters. Oft genug schauen die Opfer in die Röhre, beispielsw­eise wenn der Täter im Ausland sitzt. Bei Kreditkart­enbetrug ist das sehr häufig so. „In solchen Fällen fehlt uns der Zugriff“(Wucher).

Rauschgift: 76 Fälle (2016: 98) hat die Polizei registrier­t. Den Löwenantei­l der sichergest­ellten Drogen machen nach wie vor CannabisPr­odukte und synthetisc­he Kräutermis­chungen aus.

Haftzelle: 41 Personen haben die Haftzelle in der Lindenberg­er Inspektion kennengele­rnt: Teils waren sie so betrunken, dass sie eine Gefahr für sich oder ihre Umwelt darstellte­n, teils lag gegen die Personen ein Haftbefehl vor.

„Wir leben in einer sehr sicheren Region“, sagt der Lindenberg­er Inspektion­schef Christian Wucher.

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