Einbrecher suchen jetzt auch das Westallgäu heim
Früher machten Diebesbanden einen Bogen um die Region, das hat sich geändert
LINDENBERG - Einbrüche in Wohnungen hatten im Westallgäu in der Vergangenheit Seltenheitswert. Das hat sich Ende vergangenen Jahres schlagartig geändert. Zwei Dutzend Einbrüche hat die Lindenberger Polizei binnen weniger Wochen registriert. Für Westallgäuer Verhältnisse ein sehr hoher Wert. An der grundsätzlichen Einschätzung der Sicherheitslage durch den Inspektionschef Christian Wucher ändert das allerdings nichts. „Wir leben in einer sehr sicheren Region“, sagte er bei der Vorlage der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2017.
Im vergangenen Jahr haben die Beamten 1102 Delikte verzeichnet. Das liegt auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Mit seiner Kriminalitätshäufigkeitszahl - sie bezieht die Straftaten auf 100 000 Einwohner –gehört das Westallgäu zu den sichersten Gegenden in der
Republik. Gesellschaftliche Entwicklungen gehen aber auch an diesem Landstrich nicht vorbei. So haben die Beamten zunehmend mit Widerstand zu tun. „Die Respektlosigkeit nimmt zu“, sagt Wucher. Das gilt altersund geschlechtsunabhängig. Und: auch im Westallgäu musste der Rettungsdienst schon die Polizei anfordern, um einen Verletzten versorgen zu können.
Der Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger ist im Übrigen praktisch konstant: Er liegt bei 26,6 Prozent. Nachfolgend ein Überblick:
Einbrüche: In der Vergangenheit haben Einbrecher einen Bogen um das Westallgäu gemacht. Das hat sich offenbar geändert. 25 Einbrüche und Einbruchsversuche haben die Lindenberger Beamten registriert. Im Jahr 2016 waren es gerade zwei. Dem Feld widmet die Polizei seit geraumer Zeit besondere Beachtung. „Das Sicherheitsgefühl der Menschen leidet extrem, wenn sie Opfer eines Einbruchs werden“, sagt Wucher. Nicht immer hatten die Täter Erfolg. In fast der Hälfte der Fälle blieb es beim Versuch. Darunter waren auch ein paar, in denen die Täter „dilettantisch“(Wucher) vorgingen. Allerdings: In drei Fällen richteten die Einbrecher auch Schaden in fünfstelliger Höhe an. Abgesehen haben es die Täter in der Regel nur auf Geld und Schmuck. Selbst elektronische Geräte lassen sie mittlerweile meistens stehen. Das Geschehen konzentriert sich auf Lindenberg und Orte, die an das übergeordnete Verkehrsnetz angebunden sind: Hergensweiler (sechs Fälle), Opfenbach (drei) und Hergatz (vier). Drei Einbrüche hat die Polizei geklärt, in acht Fälle hat sie „sehr gute Spuren“(Wucher).
Körperverletzungen: 177 Delikte (2016: 180) haben die Beamten registriert. Was Wucher Sorgen bereitet: Die Zahl der schweren Körperverletzungen hat zugenommen. In den Fällen sind entweder Gegenstände im Spiel, mehrere Täter beteiligt oder aber einer schlägt auf einen am Boden liegenden Kontrahenten ein. Immer wieder im Brennpunkt ist dabei das „Bleifrei“in Lindenberg. Nach wie vor kommt es rund um den Club häufig zu handfesten Auseinandersetzungen. Oft spielen sich die Prügeleien kurz nach der Sperrstunde ab. In der Regel sind die Beteiligten alkoholisiert. „Die Leute werden abrupt vor die Tür gesetzt und stehen auf der Straße, dann kommt es zu Streitereien und Konfliktsituationen“, schildert Wucher.
Sachbeschädigungen: Jeden zweiten Tag registriert die Lindenberger Polizei einen Fall. Es trifft vor allem Autos: Türen werden zerkratzt, Spiegel abgeschlagen, der Scheibenwischer verbogen. Auch hier ist häufig Alkohol im Spiel. „Die Leute sind gefrustet, dass sie heim müssen und lassen ihre Wut an irgendetwas aus“, beschreibt Wucher ein häufiges Phänomen. Hinweise zu diesen Taten bekommt die Polizei vergleichsweise wenig.
Betrugsfälle: Seit dem Jahr 2014 geht die Zahl der Delikte zurück. 91 hat die Polizei im Vorjahr (2016: 100) registriert. Ein erheblicher Teil davon entfällt auf Betrügereien rund um den Internet-Handel. Tatsächlich werden vermutlich deutlich mehr Westallgäuer Opfer allerlei Tricks, was sich an der Statistik nicht ablesen lässt. Sie erfasst die Delikte am Ort der Tat, sprich der Adresse des Täters. Oft genug schauen die Opfer in die Röhre, beispielsweise wenn der Täter im Ausland sitzt. Bei Kreditkartenbetrug ist das sehr häufig so. „In solchen Fällen fehlt uns der Zugriff“(Wucher).
Rauschgift: 76 Fälle (2016: 98) hat die Polizei registriert. Den Löwenanteil der sichergestellten Drogen machen nach wie vor CannabisProdukte und synthetische Kräutermischungen aus.
Haftzelle: 41 Personen haben die Haftzelle in der Lindenberger Inspektion kennengelernt: Teils waren sie so betrunken, dass sie eine Gefahr für sich oder ihre Umwelt darstellten, teils lag gegen die Personen ein Haftbefehl vor.
„Wir leben in einer sehr sicheren Region“, sagt der Lindenberger Inspektionschef Christian Wucher.