„Der Sattelberg bindet mich auch an Wangen“
Verleger Martin Walchner feiert 70. Geburtstag – Auch im Ruhestand verfolgt er seine „Schwäbische Zeitung“aufmerksam
WANGEN - 1877 hat Josef Walchner den „Argenboten“übernommen. Seither ist der Name Walchner mit dem Zeitungswesen in Wangen und darüber hinaus verbunden. In vierter Generation trat Martin Walchner Anfang der 80er-Jahre in die Fußstapfen seiner Vorfahren, übernahm später Gesellschaftsanteile und die Geschäftsführung der „Schwäbischen Zeitung“Wangen. Seit 2003 ist er im Ruhestand. Am heutigen 27. April feiert Martin Walchner seinen 70. Geburtstag.
Kurvig führt der Weg von der Berger Höhe aus hinauf zum Sattelberg, dem Wohnsitz der Familie Walchner seit 1928. „Mein Großvater Franz Walchner hat das Anwesen gebaut“, erzählt Martin Walchner: „Als er sich 1964 von allen kurz vor seinem Tod verabschiedete, hat er nach mir gerufen und gesagt: Martin, du sorgst mir dafür, dass das ein Walchner-Sitz bleibt.“Der damals 16-Jährige tat, wie ihm geheißen. „Der Sattelberg bindet mich auch an Wangen“, sagt er. Auch, wenn er unumwunden zugibt, dass er „auch furchtbar gern im Tessin“ist – und eine gewisse Liebe zur Stadt Wien pflegt.
„Ich war schon fremdbestimmt“
Der Sattelberg ist allerdings nicht das einzige Vermächtnis, das dem nach Schwester Doris Zweitgeborenen des Ehepaars Irma und Siegfried Walchner in die Wiege gelegt wurde. „Ich war schon fremdbestimmt“, sagt Martin Walchner im Rückblick. Die Wissenschaften hatten es dem jungen Martin Walchner angetan. Vom Wangener Gymnasium aus wechselte er ins Internat im Schwarzwald. Im Frühjahr 1970 bremste ihn ein selbst verschuldeter Autounfall aus. Erst im Herbst 1973 konnte Martin Walchner danach sein Studium der Volkswirtschaftslehre in Tübingen beginnen. Später setzte er seine Studienzeit in München fort und studierte Kommunikations- und Zeitungswissenschaft. „Die Studienjahre waren eine sehr prägende und interessante Zeit“, sagt Walchner. Nebenbei studierte er auch Politikwissenschaft sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Noch vor dem Magister 1979 arbeitete Walchner vier Jahre lang am Institut für Sozialwissenschaft in München. Im Januar 1985 legte er schließlich seine Promotion zum Doktor rer. pol. bei seinen Doktorvätern Professor Langenbucher und Professor Roegele ab.
„Lieber eine Universitätslaufbahn“
Zu diesem Zeitpunkt war aus dem Argenboten längst die „Schwäbische Zeitung“geworden: „Mein Großvater, Franz Walchner, war 1945 Mitbegründer und Gesellschafter.“Dessen Sohn Siegfried stieg im selben Jahr ins Geschäft ein und übernahm den Lokalverlag Wangen. Martin Walchner wurde 1981 Geschäftsführer in Wangen. „Ich hätte lieber eine Universitätslaufbahn gemacht“, gesteht Walchner ehrlich, der kurz vor dem Magister auch die Chance gehabt hätte, an der Universität von Honolulu Karriere zu machen. Er fügte sich aber der Tradition und der Erwartungshaltung.
Familiär tat sich Mitte bis Ende der 80er-Jahre einiges. 1986 heirateten Martin und Elisabeth Walchner, im selben Jahr kam Tochter Larissa, 1992 Sohn Johannes zur Welt. 1999 brachte die Strukturreform einige Veränderungen beim Schwäbischen Verlag mit sich. „Ich stehe nach wie vor dazu“, sagt Walchner: „Das hat sein müssen. Die Reform und ihr Macher Udo Kolb haben das Verlagshaus geprägt und dafür gesorgt, dass das Haus heute so gut dasteht.“2003 schließlich gab Walchner seinen Geschäftsführerposten nach seiner Aussage nicht zuletzt deshalb auf,, weil die Umstrukturierung es mit sich brachte, dass Miteigentümer nicht gleichzeitig Geschäftsführerposten innehaben sollten: „Eigentlich wollte ich nicht so früh aufhören. Ich genieße den Ruhestand aber dennoch.“Einer von fünf Personengesellschafter ist Martin Walchner nach wie vor.
„Riesenhobby Motorsport“
Aus seinem „Riesenhobby Motorsport“, in dessen Rahmen Walchner zwischen 1981 und 1991 Langstrecken-, Rundstrecken und Bergrennen und auf internationaler Ebene die Porsche Euro Trophy fuhr, sind noch drei Autos übriggeblieben: „Die würde ich nie hergeben. Sie poliere ich regelmäßig und fahre sie spazieren.“Daneben sammelt Walchner alte Blecheisenbahnen und liest entsprechend viel Fachliteratur.
Seiner „Schwäbischen Zeitung“ist Walchner immer noch eng verbunden: „Den Lokalteil lese ich gerne und finde, dass er abwechslungsreich ist.“Mit Freude beobachtet Walchner auch, „dass man redaktionell heute sehr gut über Wangen hinausblickt“, in die bayerische Nachbarschaft und nach Oberschwaben: „Das war immer schon mein Wunsch und meine Rede.“Selbst hat er seine Kinder nie gedrängt, beruflich das Verlagswesen ins Visier zu nehmen. Dennoch studiert Sohn Johannes Kommunikationswesen im Hauptund Soziologie und Psychologie im Nebenfach: „Er wird wohl einmal in die Marktforschung oder die Werbung gehen.“
Ob der Sattelberg später auch in fünfter Generation noch Familiensitz bleibt, das will er niemandem auferlegen: „Das werden später einmal meine Frau und meine Kinder entscheiden."