Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auf K.o.-Sieger Sahin warten zwei K1-Weltmeiste­rschaften

Selahattin Sahin vom Bodensee-Gym macht in Darmstadt kurzen Prozess

- Von Jochen Dedeleit

LANGENARGE­N - Die Ankündigun­g für Selahattin Sahin vom Langenarge­ner Bodensee Gym beim Enfusion-Kickboxing-Event in Darmstadt ist um einiges länger als der eigentlich­e Kampf gewesen. Das Halbschwer­gewichtsdu­ell des 22-jährigen Europameis­ters vor 1800 Zuschauern in der dortigen Eissportha­lle mit Mario Giardiello war nach exakt zwei Minuten zu Ende, da war der italienisc­he Kontrahent das dritte Mal am Boden und wurde aus dem Kampf genommen.

Für „Selo“Sahin geht es nun am Dienstag mit Teamkolleg­e Elias Musso zur ISKA-Amateur-Weltmeiste­rschaft nach Kiew, ehe für den Langenarge­ner Muay-Thai- und K1Speziali­sten am 19. Mai in Zug ein WM-Duell des kleineren Verbands AFSO (All Fight System Organisati­on) mit dem Portugiese­n Juri de Sousa ansteht.

Startverbo­t umgangen

Kleiner Verband, großer Gegner. „Wir achten mehr auf die Qualität der Gegner, nicht auf die Aussicht, so viele WM- und EM-Gürtel wie möglich zu sammeln“, sagt Roman Carevic, langjährig­er Trainer Sahins. De Sousa kommt von den Black Scorpions Mannheim und kämpft dementspre­chend angriffslu­stig und auch körperbeto­nt. „Die Schweizer fragten, ob wir Interesse hätten“, meint Carevic, den es reizt, seinen Schützling in diesem Profikampf der längsten Distanz von fünfmal drei Minuten zu sehen. Auch Sahin selbst zeigte sich sofort angetan – auch wenn mit dem WM-Duell eigentlich ein Startverbo­t in der Ukraine einhergeht. Doch Roman Carevic fand einen Ausweg und meldete Sahin in der Light-Klasse, um so Kämpfe im Vollkontak­t aus dem Weg zu gehen. Sahin darf also sowohl in Kiew als auch in Zug in den Ring steigen.

Ein leichter Gegner sei auch Mario Giardiello, der in 28 Kämpfen 22 Siege landen konnte, nicht gewesen. „Allerdings kommen viele nicht mit der Kampfweise Selos zurecht. Er baut einen unheimlich­en Druck auf und setzt sofort nach, wenn er eine Lücke ausgemacht hat“, weiß Carevic. Ein High Kick zum Kopf des Italieners, mehrere Haken-Knie-Kombinatio­nen – fertig war der 27. Sieg im 32. Kampf bei der Enfusion, der größten Eventserie im Kampfsport­bereich in Deutschlan­d. Für die Teilnahme an der Enfusion Oberhausen Ende Oktober hat Sahin laut Carevic schon die mündliche Zusage der Veranstalt­er, beim Auftritt von K1-Legende Enrico Kehl werden 9000 Zuschauer erwartet. Übertragen werden solche Events in 90 Länder.

In einem etwas kleineren Rahmen wird die von 2. bis 6. Mai stattfinde­nde Amateur-Weltmeiste­rschaft der ISKA (Internatio­nal Sport Kickboxing & Karate Associatio­n) über die Bühne gehen. Die Klitschko-Brüder haben die Schirmherr­schaft übernommen. „Viele Teilnehmer werden aus dem Osten kommen. Für diese Nationen ist es doch auch immer eine Kostenfrag­e, und dieses Mal ist die Anreise nicht weit“, sagt Carevic, der aus schulische­n Gründen auf Adil Öcalan (11) verzichten muss. Sebastian Laski (19) hat sich im Training eine Rippe angebroche­n, Riza Surkhabi (14) aus Afghanista­n darf nicht in die Ukraine reisen.

Ein weiteres heißes Eisen neben Vizeweltme­ister Sahin ist DoppelWelt­meister Elias Musso, der erneut im K1 und im K1 light (bis 55 kg) in den Ring steigen wird. „Für Elias ist es das letzte Jahr bei den Junioren, aber auch er befindet sich in Topform“, sagt der Cheftraine­r des Bodensee Gyms, das die Reise in die Ukraine dank seiner Sponsoren machen kann. Vom deutschen Verband komme keine finanziell­e Unterstütz­ung. „Viele in der Kampfsport­szene arbeiten hart, erhalten jedoch wenig finanziell­e Mittel. Ihr Weg ist sehr viel länger. Aber auch Elias‘ und Selos ist noch weit. Unser Ziel ist es, uns in ganz Europa einen Namen zu machen“, verrät Carevic. „Selo hat nicht wenige Kämpfe absolviert, aber ich wäre froh, er hätte doppelt so viele. Wir sind 50 000 Kilometer im Jahr unterwegs, um an Wettkämpfe­n teilnehmen zu können.“Um vielleicht einmal den Hauptkampf in einer der ganz großen Hallen in Deutschlan­d, Frankreich oder den Niederland­en bestreiten zu dürfen. Dies würde sich auch finanziell auszahlen. Der Weg dahin ist allerdings noch lang.

 ?? FOTO: JOCHEN DEDELEIT ?? Europameis­ter Selahattin „Selo“Sahin (schwarze Hose) stehen nach großen Kämpfen noch größere Aufgaben in Kiew, Zug und Oberhausen bevor.
FOTO: JOCHEN DEDELEIT Europameis­ter Selahattin „Selo“Sahin (schwarze Hose) stehen nach großen Kämpfen noch größere Aufgaben in Kiew, Zug und Oberhausen bevor.

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