Schwäbische Zeitung (Wangen)

Etwas für andere machen

Edwin Müller feierte seinen 80. Geburtstag – 3500 Euro flossen an den Verein Lichtblick

- Von Susi Weber

WANGEN - Grunwald-Chef, Vereinsmen­sch, Fasnets-, Handball-, Tennisbege­isterter, Gönner – Edwin Müller ist von allem etwas. Vor allem ist er in all seinen Lebensphas­en bodenständ­ig geblieben. Jüngst vollendete er sein 80. Lebensjahr und feierte mit Familie und Freunden. Dass er die dabei durch Verzicht auf persönlich­e Geschenke zusammen gekommenen 1750 Euro verdoppelt­e und an Lichtblick spendete, ist ebenso typisch für ihn wie seine aufrechte Haltung zu Werten und Grundsätze­n.

„Ich bin selber halbwegs ohne Probleme durchs Leben gekommen, habe zwei gesunde Söhne und zwei gesunde Enkel“, sagte Edwin Müller anlässlich seines 70. Geburtstag­es vor zehn Jahren. In die Wiege gelegt wurde ihm nichts. Er musste es sich erarbeiten. Und: Ja, es gehörte auch immer etwas Glück dazu. Glück hatte und hat Edwin Müller mit Heidrun, mit der er seit 1961 zusammen und seit 1965 verheirate­t ist. Glück hatte er aber auch mit vielen seiner Entscheidu­ngen, die ihn vor allem geschäftli­ch immer die richtigen Weichen stellen ließ.

Zwei Jahre war Edwin Müller alt, als sein Vater tödlich verunglück­te. Die Mutter, eine Schneideri­n, zog fortan die dreieinhal­b Jahre ältere Schwester und ihn alleine groß. Am Wangener Rupert-Neß-Gymnasium legte er 16-jährig seine Mittlere Reife ab – und wechselte als Industriek­aufmann-Azubi zur Firma Waldner, bei der er schließlic­h insgesamt acht Jahre beschäftig­t war und Herbert Grunwald begegnete, der sich später seiner erinnerte. Tekrum Ravensburg, die Ako in Kißlegg und Liebherr in Ochsenhaus­en waren weitere berufliche Stationen, bevor ihn der Ruf der damals fünf bis sechs Mitarbeite­r großen Firma Grunwald ereilte. Per Handschlag wurde der „Arbeitsver­trag“besiegelt – ein Vorgehen, das später auch Müller prägte: „Wenn ich etwas gesagt habe, dann hat das Wort auch gegolten.“

Bei Grunwald war Müller zunächst für den Ein- und Verkauf zuständig. Durch das enge und gute Verhältnis zum Firmenchef war er aber bald auch schon Vertrauter und in vieles eingeweiht. „Wir haben damals nur den Vertrieb gemacht“, erinnert sich Müller. 1972 wurde er Prokurist, zwei Jahre später Kommanditi­st mit einem Anteil von 25 Prozent. Als Herbert Grunwald 1978 verstarb, übernahmen Müller und dessen Mitkommand­itist Heinz Rost die Unternehme­nsführung. Gemeinsam suchten sie, bis dato noch im Weißen Bild beheimatet, nach einem Grundstück. Sie wurden an der Pettermand­straße fündig. 1980 zog die Firma in den 300 Quadratmet­er großen Klinkerbau am Atzenberg. Rund 20 bis 25 Mitarbeite­r verdienten damals im Vertrieb und einer angegliede­rten, kleinen Werkstatt ihr Geld. Kurz darauf stieg auch Rost aus der Firma aus – und verkaufte Edwin und Heidrun Müller seine Anteile und das Gebäude. Ende der 80er-Jahre baute Grunwald die erste Abfüllmasc­hine selbst – und stieg damit ins Maschinenb­augeschäft ein.

In den Fußstapfen des Vaters

Stichwort Heidrun: Die Frau an seiner Seite hat Edwin Müller als 23Jähriger kennen und lieben gelernt. Über den Liederkran­z Kißlegg, dessen Vorstand Heidrun Müllers Vater war. Schon relativ früh wusste Müller: „Dia wird’s amol!“Auch wenn Heidrun Müller zum Zeitpunkt des Kennenlern­ens gerade einmal 15 Jahre alt war. Vier Jahre später heirateten die beiden. 1967 wurde Sohn Armin, zwei Jahre später dessen Bruder Ralf geboren. Beide traten in die Fußstapfen des Vaters und kümmern sich heute um die Firma. „Ich selbst“, sagt Müller „bin vor zehn Jahren aus der Geschäftsf­ührung raus und habe die Firma den beiden Söhnen vermacht.“Nur noch selten, sagt Edwin Müller, sei er in der Firma. Überhaupt geht er es heute in vielem gemütliche­r an. Die Stammtisch­e mit den früheren Mitkeglern und dem ehemaligen FC-AH-Team stehen noch hoch im Kurs und natürlich die Vereinsakt­ivitäten – vor allem der Niederwang­ener oder besser gesagt „seiner“Vereine.

Überhaupt die Vereine. Viele haben Edwin Müller viel zu verdanken. Seien es nun, stellvertr­etend für viele, die Musikkapel­le Niederwang­en, deren Bläserklas­se Müller von Beginn an unterstütz­t und begleitet, die Narrenzunf­t Kißlegg oder auch soziale Organisati­onen wie Awamu – Zusammen für Uganda oder Lichtblick: Es haben schon einige von der „Spendierfr­eudigkeit“Edwin Müllers profitiert. „Weil es uns gut geht, machen wir auch etwas für andere“, sagt der Jubilar, dem es gemeinsam mit seiner Frau immer wichtig war, nicht abzuheben. Es ist eine seiner Lebensdevi­sen.

Eine andere, die er auch seinen Söhnen vermittelt­e, lautet: „Schulden werden nicht gemacht. Außer man baut ein Haus.“„Häuser“oder besser gesagt Hallen hat die inzwischen 180 Mitarbeite­r große Firma Grunwald in den vergangene­n Jahren einige gebaut. Immer ohne die Unterstütz­ung von Banken. Edwin Müller selbst lebt mit seiner Frau seit 1972 in Elitz. Sein Blick schweift hinaus in den Garten und darüber hinaus und er sagt: „Hier ist’s halt einfach schee!“

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FOTO: SUSI WEBER Feierte seinen 80. Geburtstag: Edwin Müller.

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