Joo Kraus verzaubert das Wangener Publikum
Jazzpoint präsentiert Trompetenstar – Musiker beweisen am Freitag eine authentische Spielfreude und auch jede Menge lebendige Kreativität
WANGEN - Der Vater hat Joo Kraus beigebracht, wie man die Trompete spielt. Mit 19 Jahren räumte er bei „Jugend musiziert“Preise ab. Bühnenerfahrung sammelte er in der Rockband „Kraan“und mit seinem selbstgegründeten HipHop-Duo „TabTwo“. Weltweit stand er mit seiner Trompete auf der Bühne.
Am Freitagabend spielte der 51-jährige Trompetenstar mit den Musikerkollegen Thorsten Krill am Schlagzeug, Musikprofessor Ralf Schmid am Klavier und Landesjazzpreisträger Veit Hübner am Bass im Jazzpoint und verzauberte das oftmals überraschte Publikum. Denn der Stil, den Joo Kraus gefunden hat, der ist wirklich eigen. Jazz ist da nur der rote Faden, dazu mischen sich Soul, Rock, Pop, Rock, Latin und ein paar Spritzer Elektro.
Und auch wenn man bis zu diesem Abend noch meinte, die ein oder andere Richtung bevorzuge man gar nicht, dann war es Joo Kraus, der einen eines Besseren belehrte. Ganz gleich, ob die Arrangements sanft und eher leise, rockig-poppig oder jazzig daherkamen, immer bewiesen die Musiker eine authentische Spielfreude und jede Menge lebendige Kreativität.
„Wir spielen Dingsbums-Musik“, erklärte Kraus dem Publikum, weil es für den Sound eben noch keinen Namen gäbe. „Das neue Album heißt JooJazz, so können wir die Stilrichtung auch nennen.“Im Wörterbuch ist JooJazz ein Begriff, den der Muskelprotz Popeye als Erster benutzte, um etwas Neues, etwas Unbekanntes oder Undefinierbares zu beschreiben. Einen besseren Namen für sein Genre konnte Kraus nicht finden.
Nicht jedes Stück war auf Anhieb wiederzuerkennen
„Wir spielen jetzt eine Coverversion“, kündigte Kraus schmunzelnd eines der Stücke an, „ich habe überlegt, wie das Original klingt, aber ich weiß es eigentlich nicht mehr“. Nein, nicht jedes, wenn auch populäre, Stück war auf Anhieb wiederzuerkennen, nach dem der Trompetenstar es neu arrangiert hatte. Dabei spielte er nicht nur Trompete, sondern schnippte auch mit den Fingern, pfiff, trommelte auf dem Bass des Musikkollegen, machte einfach nur Geräusche oder sang. „Wir spielen gerne Popsongs, die uns in unserer, ich glaube, das heißt Adoleszenz, beeindruckt haben“, erklärte Kraus, „jetzt kommt Smooth Operator von Sade, aber da hat mir eher das Cover gefallen“, fügt er lachend hinzu.
Kraus ist nicht nur ein Trompetenstar, sondern auch ein witziger Moderator. „Wir haben alle schon Preise gewonnen – und haben sie immer noch“, sagte er in Anlehnung an den Skandal um den Musikpreis Echo, den er selbst bester Trompeter auch schon in Empfang nehmen durfte. „Wangen gefällt mir, das war ein toller Abend, ich habe hier noch nie gespielt, den Laden gibt es ja noch nicht so lange“. Bleibt zu hoffen, dass Joo Kraus nicht das letzte Mal im Jazzpoint war.