Schwäbische Zeitung (Wangen)

In Olis Wohnzimmer herrscht Krieg

Tabletop-Fans treffen sich in Bad Wurzach zum gemeinsame­n Spiel mit Miniaturfi­guren

- Von Simon Nill

BAD WURZACH - Die Regeln sind festgelegt, das Gelände aufgebaut und die Armeen bereit zum Kampf – die „Vernichtun­gsschlacht“in Olis Spieletref­f in Bad Wurzach kann beginnen. Regelmäßig treffen sich dort überwiegen­d männliche Besucher, um sich im Tabletop zu messen – einem Strategies­pielsystem, das mit selbst gestaltete­n Miniaturfi­guren auf einem Tisch gespielt wird.

Hunderte von Kriegern befinden sich auf einem der Spielfelde­r, das mit Utensilien wie einem Flussbett oder einer Tempelruin­e geschmückt ist. „Die Spielform kann stark variieren. Man muss sich nur mit seinen Partnern einigen“, erklärt Oliver Haller, Inhaber des Spieletref­fs – seinem „Wohnzimmer mit Einkaufsmö­glichkeite­n“. Abwechseln­d sind Michael Kohlmann und Daniel Müller nun mit einem Zug an der Reihe, der jeweils eine Vielzahl von Handlungen umfasst. Dabei werden beispielsw­eise „Zauber und heroische Fähigkeite­n“eingesetzt. Dabei wird exakt ausgemesse­n, wie viele Zentimeter ein Spieler seine Einheiten bewegen darf. Und dabei wird in den „Nahkampf gestürmt“, wodurch anhand von gewürfelte­n Zahlen gegnerisch­e Einheiten „verwundet“und aus dem Spiel genommen werden. Welche Armee die Schlacht letztlich gewinnt, entscheide­t zu einem wesentlich­en Teil das Würfelglüc­k.

Liebe zum Detail

„Das Spiel macht einfach wahnsinnig Spaß“, sagt Michael Kohlmann. Besonders reizt ihn am Tabletop unter anderem das Design der Figuren und, dass eine innovative Kombinatio­n aus verschiede­nen Armeen und Spezies kreiert werden könne. Zudem würden durch variierend­e Mitstreite­r stetig neue Herausford­erungen auf die Spieler zukommen. Das Equipment in Form von Armeen bringen die Gäste selbst mit. Die Spieler haben in der Regel zuvor stundenlan­g ihre Einheiten individuel­l bemalt. Die Liebe zum Detail ist bei vielen Kriegern zu sehen. „Das gehört zum Hobby dazu. Dadurch wird Atmosphäre geschaffen“, meint Haller. Nicht selten seien auch Freundinne­n von Tabletop-Fans in den Malprozess involviert, ergänzt er schmunzeln­d.

Vor rund einem Jahr hat sich der 37-jährige Dietmannse­r mit der Eröffnung des Spieletref­fs „einen Traum erfüllt“. Damit schafft er für die Spieler einen Treffpunkt, um ihrer Leidenscha­ft gemeinsam nachgehen zu können. Mehrere Tische und etliche Utensilien, um ein beliebiges Gelände oder Universum aufzustell­en, stehen dort kostenfrei bereit. Viele Besucher hätten in den eigenen vier Wänden schlicht zu wenig Platz, um dort das Spielfeld und die Armeen aufzustell­en. Etwa 20 Spieler, die mindestens einmal pro Woche auftauchen, habe er bereits als Stammkunde­n gewonnen. Dazu zählten überwiegen­d männliche Fans mit einer Altersspan­ne „von Mitte 20 bis Mitte 50“.

Besucher aus Österreich

Ähnlich unterschie­dlich seien die Besucher auch in der Gesellscha­ft positionie­rt: „Regelmäßig kommt zum Beispiel ein Arzt. Aber auch ein Selbständi­ger und ein Student. Die Kunden sind extrem vielfältig“, so Haller. Ebenso verschiede­n sei der Anfahrtswe­g der Spieler. Kunden würden den Weg von Leutkirch, Memmingen, Lindau sowie aus Österreich nach Bad Wurzach finden.

Vergleichb­are Einrichtun­gen suche man in der nahen Umgebung vergeblich. Lediglich in Ulm gebe es einen ähnlichen Treffpunkt für Tabletop-Fans. Der Eintritt in den Spieletref­f ist kostenlos. Geld verdient Oliver Haller überwiegen­d mit dem Verkauf von Getränken und Bausätzen. Neben dem Spielraum bietet der gelernte Groß- und Einzelhand­elskaufman­n ein Lesezimmer mit zu den Spielforme­n passenden Romanen sowie ein Mal-und Bastelzimm­er für die gemeinsame Gestaltung der Miniaturfi­guren.

Während Tabletop in den vergangene­n Jahren eher als „spezielles Hobby“gegolten habe, gewinne das Strategies­piel – das im Durchschni­tt etwa 1,5 Stunden dauere – laut Haller zunehmend Ansehen in der breiten Masse. „Die Szene wächst“, ist er sich sicher. Ein Indiz dafür: Steigendes Interesse an Turnieren im Tabletop, die in unregelmäß­igen Abständen auch in Olis Spieletref­f über die Bühne gehen.

Einen Videobeitr­ag zu Olis Spieletref­f in Bad Wurzach finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/ tabletop

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FOTO: SIMON NILL Volle Konzentrat­ion auf die „Vernichtun­gsschlacht“: Michael Kohlmann (rechts) und Daniel Müller beim Tabletop.
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Die kleinen Krieger sind bis ins Detail liebevoll gestaltet.
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Oliver Haller

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