Medizinisches Vorzeigeprojekt bleibt in Weingarten
Geriatrische Notfallversorgung wird am Krankenhaus 14 Nothelfer mit einjähriger Verspätung umgesetzt
WEINGARTEN (olli) - Das bundesweite Vorzeigeprojekt Gerinove (Regionales Geriatrisches Notfall-Versorgungszentrum) des Medizin Campus Bodensee (MCB) wird am Standort Weingarten umgesetzt. Das hat MCB-Pressesprecherin Susann Ganzert auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt. Allerdings startet das Modell-Projekt am Krankenhaus 14 Nothelfer mit einer einjährigen Verspätung. Doch das dürften die Verantwortlichen verkraften. Schließlich hatten geringere Fördermittel unlängst ganz grundsätzlich die Standortfrage aufgeworfen. „So wie bei jedem größeren Projekt üblich, wurde auch das vom Innovationsausschuss beim G-BA geförderte Projekt „Regionales Geriatrisches Notfall-Versorgungszentrum“(Gerinove) auf den Prüfstand gestellt“, teilt Ganzert schriftlich mit. „Weder das Klinikum Friedrichshafen als Konsortialnehmer noch die Stiftung Liebenau oder einer der anderen Konsortialpartner haben daran gezweifelt, dass das Projekt startet. Nun mit einer Verzögerung am 1. Januar 2019.“
Bis in Weingarten die ersten Patienten auf der Spezialstation versorgt werden, wird es jedoch bis Mitte 2019 dauern. Schließlich braucht das Projekt ein halbes Jahr Vorlaufzeit. Ursprünglich hätte es im Dezember 2017 losgehen sollen, sodass im Sommer dieses Jahres mit der Patientenversorgung hätte begonnen werden können. Über die genauen Hintergründe für die Verzögerung und die Finanzierung wollte sich Ganzert nicht äußern. Allerdings wurden wohl zehn Prozent weniger Fördermittel aus dem Innovationsfonds vom gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) bewilligt als ursprünglich beantragt. Diese Differenz hatte Ganzert bereits vor zwei Wochen bestätigt.
Ursprünglich, also beim offiziellen Startschuss von Gerinove im August 2017, hatte es geheißen, dass die Gesamtkosten von 4,6 Millionen Euro auf drei Jahre bereits gedeckt seien. Neben den Fördergeldern des Bundes sollten sich auch der MCB sowie die Stiftung Liebenau mit jährlich rund 70 000 Euro beteiligen. Ob sich daran etwas geändert hat, wollte Ganzert auf Nachfrage ebenfalls nicht kommentieren. Auch weitere Nachfragen zu dem Thema wurden vom MCB nicht beantwortet.
Klar scheint dagegen nur, wie wichtig das Projekt allen Beteiligten ist. Denn bereits zum Startschuss im August 2017 war der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe angereist und hatte von Gerinove als „Lotsenprojekt“, von denen es mehr brauche, geschwärmt. „Hier können wir etwas lernen, was uns hilft, das Gesundheitswesen insgesamt weiterzuentwickeln“, hatte er gesagt. Der Ansatz, eine ambulante Pflegestation für ältere Patienten im Krankenhaus einzurichten, hatte überzeugt. Die Idee dabei: Spezialisierte Pflegefachkräfte behandeln und betreuen ältere Menschen, die nicht zwangsläufig in der Notaufnahme – in die sie immer wieder kommen – versorgt werden müssen. So soll die Notaufnahme entlastet und die Versorgung – auch durch die Nähe zum Krankenhaus – verbessert werden.
Für den Fall, dass eine ambulante Versorgung nicht ausreicht, soll es auf der Gerinove-Station 18 stationäre Betten geben. Doch vor der Aufnahme soll ein Mitarbeiter prüfen, ob die häuslichen Rahmenbedingungen gegeben sind, sodass man den Patienten nach Hause schicken kann – allerdings ohne eigenen ambulanten Pflegedienst. Vielmehr würde dann der Kontakt zu einem anderen Pflegedienst, der Nachbarschaftshilfe oder Angehörigen hergestellt oder auch mit Krankenkassen über mögliche Leistungen gesprochen werden. Falls das nicht möglich wäre, würde der Patient aufgenommen werden. Allerdings wäre die maximale Aufenthaltsdauer auf fünf Tage begrenzt.