Schwäbische Zeitung (Wangen)

Alt werden in Ratzenried

Bürgerinit­iative denkt über altersgere­chtes Wohnen im Dorf nach – Umfrage von Beteiligun­gsprozess wird ausgewerte­t

- Von Marlene Gempp

RATZENRIED - Ratzenried verlassen müssen, um in Eisenharz, Isny oder Wangen in ein Seniorenhe­im zu kommen – das ist eine Vorstellun­g vom Altwerden, die Helmut Simon, Brigitte Kellermann und Manfred Schneider gar nicht gefällt. Zusammen haben sie bereits 2015 die Initiative „Alt werden in Ratzenried“ins Leben gerufen und sich überlegt: Wie können die Ratzenried­er Bürger so lange wie möglich im eigenen Haus oder im eigenen Ort leben? Im Fokus steht dabei ganz klar das Thema altersgere­chtes Wohnen.

Nur wenige Monate nachdem die Bürgerinit­iative erste Ideen zu Alt werden in Ratzenried gesammelt hatte, startete die Gesamtgeme­inde den Bürgerbete­iligungspr­ozess zum selben Thema. Für die Ratzenried­er Gruppe allerdings kein Problem, erklärt Helmut Simon: „Wir haben uns von Anfang an gut mitgenomme­n gefühlt. Zum Beispiel konnten wir viel zu den Bürgertisc­hen in Ratzenried beitragen.“Sie seien froh gewesen um die Gespräche mit der Gemeinde und der Vinzenz von Paul gGmbH. „Alle relevanten Themen, die uns auch beschäftig­t haben, waren vertreten“, sagt Simon.

Teil zwei des Beteiligun­gsprozesse­s nach den Bürgertisc­hen, die Umfrage unter allen Argenbühle­rn ab 40 Jahren, ist abgeschlos­sen und wird derzeit von einem Institut in Freiburg ausgewerte­t. Mitte Juni sollen laut Gemeinde Ergebnisse vorliegen. Die Ratzenried­er Bürgerinit­iative ist schon gespannt, welche Bedarfe in den jeweiligen Teilorten ermittelt werden. Besonders neugierig seien sie auf eine Frage, erklärt Brigitte Kellermann: „Wo wollen die Ratzenried­er im Alter leben? Und wie viele haben sich überhaupt schon mit dem Thema Alter befasst?“

Wie das Leben im Alter in Ratzenried bei Bedarf aussehen könnte, darüber hat sich die Initiative schon ganz konkret Gedanken gemacht: Ein Wohnkomple­x, in dem Senioren in lockerer Gemeinscha­ft zusammen leben, mit Einzelapar­tments, einer Art WG und profession­eller Alltagsbeg­leitung, soll in der Ortsmitte entstehen. „Man hilft sich gegenseiti­g, es ist eine Art füreinande­r – miteinande­r“, erklärt Helmut Simon die Idee. Doch ohne die Unterstütz­ung der Gemeinde sei das Projekt nicht zu stemmen. Einerseits wegen der Finanzieru­ng und vor allem, da ein mögliches Grundstück der jetzige Bolzplatze­s, im Besitz der Gemeinde, sei.

Die Areale an der Argenstraß­e und der jetzige Bolzplatz gehören tatsächlic­h der Gemeinde und sind für künftige Wohnbebauu­ng reserviert. Weiterführ­ende Pläne gibt es für die Flächen bisher aber nicht, erklärt Bürgermeis­ter Roland Sauter. Er habe aber ein gutes Gefühl, dass gerade in Ratzenried ein Konzept zum Seniorenwo­hnen umgesetzt werden kann: „Die Bürger in Ratzenried sind sehr engagiert, mit denen können wir bestimmt etwas auf die Beine stellen.“Das Ziel der Gesamtkonz­eption „Alt werden in Argenbühl“sehe ja vor, konkrete Projekte anzugehen. Gerade weil es in Ratzenried die Bürgerinit­iative gebe, sei er sehr optimistis­ch. Wie genau Seniorenwo­hnen realisiert werden könnte, müsste nach der Auswertung von Umfrage und Bürgerproz­ess im Spätsommer und Herbst aber noch besprochen werden, erklärt Sauter.

Mitte Juni erwartet die Gemeinde Rückmeldun­g, wie viele Bürger sich an der Umfrage beteiligt haben und welche Themen besonders stark in den Fokus rücken. Danach werden die Ergebnisse im Gemeindera­t sowie auf einer Bürgerinfo­rmation Mitte Juli präsentier­t.

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FOTO: DPA Wie wollen die Ratzenried­er künftig im Alter in ihrem Dorf leben? Darüber hat sich eine Bürgerinit­iative Gedanken gemacht.
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