„Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“
Seltsam. Sollen wir oder sollen wir nicht? Wollen wir denn nicht alle in den Himmel kommen? Oder wünschen wir uns gar den Himmel auf Erden? Täte es uns nicht gut auf rosa Wolken zu schweben? Oder möchten wir gar manchmal jemanden auf den Mond schicken – ohne Rückfahrkarte.
Manchmal fällt es nicht leicht, die Spannung zwischen irdischen Unzulänglichkeiten und übernatürlichen Wünschen und himmlischen Visionen auszuhalten. Wir spüren andererseits, wie verliebt wir in diese Erde sind und der Gedanke, sie lassen zu müssen, kann uns Angst machen. Ist es nicht diese Spannung, die letztlich unser Menschsein bestimmt und uns manchmal innerlich zu zerreißen droht? Und da kommt die Frage: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“und fordert uns auf das Leben im Hier und Jetzt in Augenschein zu nehmen.
Himmelfahrt ist auch Vatertag. Vatertag und Muttertag liegen dieses Jahr nah beieinander. Jeder Mensch hat einen irdischen Vater und eine irdische Mutter, zumindest als Erzeuger und hoffentlich auch als Fürsorger und liebende Begleiter. Neben unsere Erfahrungen gehören auch Hoffnung und Glaube. Gott im Himmel ist ein liebender, nahe und auch ferner Gott; im Herzen und weit weit weg; vertraut und unverstehbar; väterlich, mütterlich und größer, schöner; immer auch anders als wir es uns ausdenken können: Gott ist einfach himmlisch.
Jesus hat ihn uns als Abba, Vater im Himmel geoffenbart, der möchte dass unser geschenktes Leben gelingt, hier auf Erden wie dort im Himmel. Dein Reich komme wie im Himmel so auch auf Erden. Schalom. Frieden. Jesus Christus hat durch seine Auferstehung für uns alle das ewige Leben eröffnet, den Himmel geöffnet. Zu seinen Freunden und Freundinnen hat er gesagt: „Ich gehe zu meinem und eurem Vater in den Himmel. Ihr werdet die Kraft Gottes, den Heiligen Geist bekommen.“Jesus segnet sie und er ward von ihren Augen ver- borgen und in den Himmel aufgenommen. Nach dieser Himmelfahrt Jesu stehen die Freunde da und schauen hoch und kapieren es nicht und sehen nichts. Engel helfen ihnen auf die Sprünge und sagen: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Macht euch auf den Weg und bleibt in der Liebe.“Die Freunde Jesus lernen dann an Pfingsten mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen – und das Herz für den Himmel auf Erden zu öffnen. Bekannte Lieder drücken es so aus: „Da berühren sich Himmel und Erde, wenn Friede werde unter uns“und „Wenn das Brot, das wir teilen zur Rose erblüht, wenn die Hand die wir halten, das Kleid, das wir schenken, den Schmerz den wir teilen, den Trost den wir geben, das Leid jedes Armen uns Christus zeigt, dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut.“
Der Auftrag an die Freunde Jesu könnte so lauten: Erstarrt nicht mit dem Blick auf Zukünftiges, sondern lebt und wirkt dort, wo ihr hingestellt seid: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“– Christus ist der Weg, den ihr selber gehen müsst. Er ist die Kraft, die ihr für die Schwachen seid! Geht an eure Orte zurück. Dort werdet ihr gestärkt, damit ihr den Himmel mitten unter euch entdecken und erahnen könnt. Geht mit dem Blick der Sehnsucht in euer Leben und durch eure Straßen. Ihr habt die Vision von Himmelreich von der Liebe Gottes unter euch. Vertraut Gottes Kraft und Liebe durch euch. Seid ein Fenster zum Himmel für diese Welt.
„Suche Frieden“ist nicht umsonst das Motto des jetzt stattfindenden Katholikentags für ganz Deutschland. Und in diesem Sinne ist es auch ein guter Brauch am Vatertag, am Fest Christi Himmelfahrt hinauszugehen – ob in Wanderungen oder in Prozessionen und Gottesdiensten – und die Menschen in Blick zu nehmen, weil wir in Gottes liebenden Blick sind.
Elisabeth Dieing, Gemeindereferentin der katholischen Kirchengemeinde Wangen