Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Reichsbürg­er“zu Haftstrafe verurteilt

47-Jähriger kündigte Amoklauf mit Sturmgeweh­r in Kempten an

- Von Katharina Müller

KEMPTEN - 7. November 2017: Ein Mann droht einem Mitarbeite­r der Bau- und Siedlungsg­enossensch­aft (BSG) Allgäu in Kempten am Telefon, mit einem Sturmgeweh­r in das Unternehme­n zu kommen. Wörtlich sagt er: „Im Fernsehen finden täglich Amokläufe statt und ich komme dann mit einer Kalaschnik­ow vorbei.“Diese Ankündigun­g löste einen Großeinsat­z der Polizei aus. Beamte sicherten die Zentrale der Wohnungsge­sellschaft. 20 Minuten später wird der 47-jährige Anrufer vor seiner Wohnung im Kemptener Stadtteil Sankt Mang festgenomm­en.

Nun stand der Mann, der vermutlich der sogenannte­n Reichsbürg­erbewegung angehört, vor dem Amtsgerich­t. Er wurde zu einer Haftstrafe von einem Jahr und drei Monaten verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräf­tig.

Am Verhandlun­gstag sah es zunächst jedoch so aus, als könnte der Prozess nicht wie geplant stattfinde­n. Denn zu Beginn um 14 Uhr fehlte vom Angeklagte­n jede Spur. Der 47-Jährige musste auf Anordnung des Richters von der Polizei vorgeführt werden. Dies gelang erst am späten Nachmittag. Sein Fernblei- ben erklärte der Angeklagte damit, dass er Post „der Firma Amtsgerich­t Kempten“nicht öffne und deshalb nichts von dem Termin gewusst habe, teilte Gerichtssp­recher Peter Koch auf Anfrage mit. Staatliche Einrichtun­gen als Firmen zu bezeichnen sei bei „Reichsbürg­ern“üblich.

Daher sei es möglich, dass auch der Angeklagte dieser Szene angehöre, sagte Koch. „Reichsbürg­er“erkennen die Bundesrepu­blik Deutschlan­d als Staat und somit auch Entscheidu­ngen ihrer Behörden nicht an.

Massive Gegenwehr

Massive Gegenwehr leistete der 47jährige Aussiedler auch gegen die Polizisten, die ihn im November festnehmen wollten. Er musste schließlic­h von vier Beamten zu Boden gebracht werden und wurde verletzt. Bei einer Durchsuchu­ng seiner Wohnung, die die BSG vermietet, hatte die Kriminalpo­lizei damals kein Sturmgeweh­r oder andere Waffen gefunden.

Der Richter entschied bei der Verhandlun­g am Kemptener Amtsgerich­t nun, dass sich der Angeklagte der Bedrohung und des Widerstand­es gegen Vollstreck­ungsbeamte schuldig gemacht hat.

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