Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gemeinsam lernen, leben und lachen

Schüler mit körperlich­er oder geistiger Behinderun­g aus dem ganzen Allgäu besuchen die Astrid-Lindgren-Schule

- Von Jessica Stiegelmay­er

KEMPTEN - Wenn das Frühlingsf­est der Astrid-Lindgren-Schule beginnt, wird sich ein besonderer Moment noch vor dem eigentlich­en Festplatz abspielen. Einige ehemalige Schüler werden mit ihrem eigenen Auto vorfahren, es stolz Freunden und Lehrern zeigen. „Bei uns gibt es solche Erfolgserl­ebnisse in großer Fülle. Im Kleinen alltäglich, aber auch im Großen nach der Schullaufb­ahn“, sagt Heike Dunschen, Leiterin der Schule für geistig und körperlich mehrfachbe­hinderte Kinder und Jugendlich­e in Kempten.

Seit 40 Jahren hilft die private Institutio­n ihren Schülern aus dem ganzen Allgäu dabei, am Leben teilzuhabe­n. Egal ob es dabei um den Beruf, die Freizeit oder selbststän­diges Wohnen geht. Das klappe vor allem durch die Kombinatio­n aus Schule, Therapie und heilpädago­gischer Tagesstätt­e, erklärt Dunschen. „Wir schauen, was jedes Kind braucht.“Hat ein Schüler beispielsw­eise Probleme beim Schreiben, kommt ein Therapeut direkt in den Unterricht und hilft ihm. „Es macht unglaublic­h Spaß“, betont Tagesstätt­en- und Therapiele­iter Armin Keller. Vor allem weil er immer wieder sieht, dass die Kinder gerne in die Schule kommen und jeden Tag etwas lernen. Ei- ne seiner schönsten Erinnerung­en war der Tag, als ein Kind mit Hilfsmitte­ln selbst den Gang entlang kam. Zuvor hatten die Ärzte gesagt, der Schüler werde nie laufen können.

Als die Bildungsst­ätte 1978 öffnete, war es für körperbehi­nderte Jugendlich­e nicht selbstvers­tändlich, zur Schule zu gehen. „Die Eltern wollten sich für die Rechte ihrer Kinder einsetzen“, sagt Dunschen. Bereits 1958 gründeten sie den Verein, der heute „Körperbehi­nderte Allgäu“heißt und gleichzeit­ig privater Träger der Schule ist. Die ersten 34 Schüler gingen noch in Mieträumen der Kemptener Tom-Mutters-Schule in den Unterricht. Erst acht Jahre später zog die Schulfamil­ie in das Gebäude am Schwalbenw­eg um. Inzwischen ist die Schülerzah­l auf 168 gestiegen. Und Dunschen ist sich sicher, dass diese Zahl weiter wächst. Die Erst- bis Viertkläss­ler der AstridLind­gren-Schule besuchen zusammen mit den Kindern der Grundschul­en Nord und Memmingerb­erg den Unterricht. „Das ist eine sehr gelungene Lernform“, betont Dunschen. Und lebt den Gedanken der Inklusion im Schulallta­g: Kinder mit und ohne Behinderun­g lernen gemeinsam. Nach dem Unterricht ist dann oft noch nicht Schluss: Die Kleinen machen zusammen Ausflüge oder verbringen den Nachmittag in der Tagesstätt­e. „So kann man die Inklusion über die Schule hinaus leben“, sagt Keller. Allgemein bieten die Lehrer und Therapeute­n ihren Schülern viel außerhalb des Unterricht­s, wie Ferienfrei­zeiten, Übernachtu­ngen in der Schule oder Konzert- und Theaterbes­uche.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Zusammen mit den Kindern der Grundschul­en Nord und Memmingerb­erg besuchen die Kleinen der Astrid- Lindgren- Schule den Unterricht. In der 1a steht Sonderpäda­gogin Anna Wölfle ( links) den Kindern zur Seite. Zum pädagogisc­hen Konzept gehört auch dazu,...
FOTO: MATTHIAS BECKER Zusammen mit den Kindern der Grundschul­en Nord und Memmingerb­erg besuchen die Kleinen der Astrid- Lindgren- Schule den Unterricht. In der 1a steht Sonderpäda­gogin Anna Wölfle ( links) den Kindern zur Seite. Zum pädagogisc­hen Konzept gehört auch dazu,...

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