Gemeinsam lernen, leben und lachen
Schüler mit körperlicher oder geistiger Behinderung aus dem ganzen Allgäu besuchen die Astrid-Lindgren-Schule
KEMPTEN - Wenn das Frühlingsfest der Astrid-Lindgren-Schule beginnt, wird sich ein besonderer Moment noch vor dem eigentlichen Festplatz abspielen. Einige ehemalige Schüler werden mit ihrem eigenen Auto vorfahren, es stolz Freunden und Lehrern zeigen. „Bei uns gibt es solche Erfolgserlebnisse in großer Fülle. Im Kleinen alltäglich, aber auch im Großen nach der Schullaufbahn“, sagt Heike Dunschen, Leiterin der Schule für geistig und körperlich mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche in Kempten.
Seit 40 Jahren hilft die private Institution ihren Schülern aus dem ganzen Allgäu dabei, am Leben teilzuhaben. Egal ob es dabei um den Beruf, die Freizeit oder selbstständiges Wohnen geht. Das klappe vor allem durch die Kombination aus Schule, Therapie und heilpädagogischer Tagesstätte, erklärt Dunschen. „Wir schauen, was jedes Kind braucht.“Hat ein Schüler beispielsweise Probleme beim Schreiben, kommt ein Therapeut direkt in den Unterricht und hilft ihm. „Es macht unglaublich Spaß“, betont Tagesstätten- und Therapieleiter Armin Keller. Vor allem weil er immer wieder sieht, dass die Kinder gerne in die Schule kommen und jeden Tag etwas lernen. Ei- ne seiner schönsten Erinnerungen war der Tag, als ein Kind mit Hilfsmitteln selbst den Gang entlang kam. Zuvor hatten die Ärzte gesagt, der Schüler werde nie laufen können.
Als die Bildungsstätte 1978 öffnete, war es für körperbehinderte Jugendliche nicht selbstverständlich, zur Schule zu gehen. „Die Eltern wollten sich für die Rechte ihrer Kinder einsetzen“, sagt Dunschen. Bereits 1958 gründeten sie den Verein, der heute „Körperbehinderte Allgäu“heißt und gleichzeitig privater Träger der Schule ist. Die ersten 34 Schüler gingen noch in Mieträumen der Kemptener Tom-Mutters-Schule in den Unterricht. Erst acht Jahre später zog die Schulfamilie in das Gebäude am Schwalbenweg um. Inzwischen ist die Schülerzahl auf 168 gestiegen. Und Dunschen ist sich sicher, dass diese Zahl weiter wächst. Die Erst- bis Viertklässler der AstridLindgren-Schule besuchen zusammen mit den Kindern der Grundschulen Nord und Memmingerberg den Unterricht. „Das ist eine sehr gelungene Lernform“, betont Dunschen. Und lebt den Gedanken der Inklusion im Schulalltag: Kinder mit und ohne Behinderung lernen gemeinsam. Nach dem Unterricht ist dann oft noch nicht Schluss: Die Kleinen machen zusammen Ausflüge oder verbringen den Nachmittag in der Tagesstätte. „So kann man die Inklusion über die Schule hinaus leben“, sagt Keller. Allgemein bieten die Lehrer und Therapeuten ihren Schülern viel außerhalb des Unterrichts, wie Ferienfreizeiten, Übernachtungen in der Schule oder Konzert- und Theaterbesuche.