„Wir sind die Reinigungskräfte des Gesundheitswesens“
Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes machen vor dem Rathaus Isny auf ihre Lage aufmerksam und fordern ein höheres Einkommen
ISNY/WANGEN – „Wir sind die Reinigungskräfte des Gesundheitswesens.“Ein Beschäftigter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat seine Situation – und die seiner Kollegen – während einer Kundgebung auf den Punkt gebracht. Die Gewerkschaft ver.di rief die Mitarbeiter des DRK am Montag in mehreren Städten Baden-Württembergs zu Protestaktionen auf – in Isny beteiligten sich rund zwei Dutzend Teilnehmer, darunter auch mehrere Beschäftigte aus Wangen, Bad Waldsee und Bad Wurzach.
Benjamin Andelfinger, ver.di-Gewerkschaftssekretär aus Ravensburg, nannte die bisherigen Verhandlungen mit der Bundestarifgemeinschaft des Deutschen Roten Kreuzes „zäh und schleppend“. Ziel der Protestaktion war es nun, nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden vor der dritten Runde ein lautstarkes Zeichen zu setzen. In der vorigen Verhandlungsrunde hatte die Arbeitgeberseite ein Angebot vorgelegt, was von der ver.di-Tarifkommission „als nicht verhandlungsfähig“zurückgewiesen wurde. In der aktuellen Tarifrunde fordert ver.di 7,5 Prozent mehr Geld, mindestens 200 Euro und eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 150 Euro pro Monat.
De facto etwa 46 Stunden pro Woche
Mit mehreren Einsatzwagen vor dem Rathaus, Transparenten und etlichen Trillerpfeifen machten die DRK-Beschäftigten in ihrer Mittagspause auf ihre Lage aufmerksam. Ver.di will „Druck machen“, und als Andelfinger fragte, wie lange denn bei ihnen noch gespart werden solle, da war der Lärm der Trillerpfeifen ohrenbetäubend. Auch die dünne Personaldecke ist ein belastendes Thema. Bundesweit wären, so Andelfinger, 70 000 Stellen offen, und hier sei es dringend notwendig, Anreize und attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, damit junge Menschen diesen Beruf ergreifen würden.
Der DRK-Rettungsdienst stehe der Bevölkerung an 365 Tagen rund um die Uhr zur Verfügung und helfe in allen erdenklichen Notfallsituationen. Oftmals würden die Notfälle aber zur Ausnahme und die Rettungssanitäter wegen jedem Husten oder Schnupfen gerufen. Ohne Nachtschichten beträgt die Arbeitszeit in der Woche 38,5 Stunden. De facto arbeite man aber etwa 46 Stunden pro Woche, berichteten die Beschäftigten – die Extrastunden würden dabei nicht vergütet. „Eine Familie und ein Haus bauen“sei unmöglich, brachte ein Mitarbeiter seine Lage auf den Punkt.
Aber nicht nur die finanzielle Situation belastet die Mitarbeiter. Auch die physische und psychische Belastungen mache ihnen zu schaffen. Trotz allem mache der Job aber Spaß. Man frage sich aber schon, warum man das alles für 2000 Euro mache, machte ein Rettungssanitäter seinem Unmut Luft. Am Dienstag werden die Aktionen in Mannheim zu einer zentralen Kundgebung zusammengeführt.