Schwäbische Zeitung (Wangen)

Was tun, wenn ein Renoir verschwind­et?

„Fidolinos“Konzert für Kinder will Musik und Malerei verbinden

- Von Helmut Voith

ACHBERG - Bei schönem Sommerwett­er hat das Ensemble „Fidolino“mit seinem Konzert für Kinder unter dem Titel „Kunterbunt und Farbenfroh“kürzlich nicht allzu viele Kinder in den lichtdurch­fluteten Rittersaal auf Schloss Achberg gelockt. Passend zum diesjährig­en Bodenseefe­stival wurde der Rittersaal für die Kids zur Eremitage, dem berühmten Museum von St. Petersburg.

Während die begleitend­en Eltern hinten auf Stühlen Platz nehmen, dürfen es sich die Kleinen auf Sitzkissen vor der Bühne bequem machen. Im dunkelgrau­en Arbeitsman­tel ist eine Malerin damit beschäftig­t, einer romantisch­en Gebirgslan­dschaft den letzten Schliff zu geben. Doch der Museumswär­terin Frau Frosch passt das gar nicht. Ohne eine Widerrede zu dulden, wirft sie die Malerin hinaus.

Wenig kindgrerec­ht

Gekonnt versteht Frau Frosch – von Claudia Runde, die auch Querflöte spielt, stammen Konzept und Moderation –, das „hochverehr­te Publikum“vor der Vernissage in Spannung zu versetzen, soll doch ein berühmtes Bild gezeigt werden, doch als die Wärterin vorsichtig unter das verhüllend­e Tuch spickt, entdeckt sie – nichts! Das Bild ist nicht da. Jetzt kommt etwas Action auf, die Kinder sollen helfen, das Bild zu ersetzen. Mit den Armen rudernd „tanzen“sie Mussorgsky­s „Ballett der Küchlein in ihren Eierschale­n“. Das Bild „Samuel Goldenberg und Schmuyle“– aus „Bilder einer Ausstellun­g“– stellen die Musikerinn­en nach, die schon für die Vernissage üben. Da gibt es einigen Slapstick auf der Bühne, passend zu Musikaussc­hnitten von Vivaldi über Schubert bis César Cui. Gespielt wird zu vier Händen am Klavier, dazu Geige und Flöte – als Tribut ans Festival ist auch ein russisches Volkslied dabei, das die Künstlerin beim Malen singt.

Insgesamt wirkt die Geschichte, die um die Musikstück­e herumgebau­t ist, reichlich künstlich und wenig kindgerech­t, auch das Mitmachen der Kinder bleibt bloßer Aktionismu­s, da es in der Geschichte nichts bewirkt. Wie sollen ein paar bemalte Eier, die vor einem schwarzen Tuch herumtanze­n, ein kostbares Bild ersetzen? Am Ende einer knappen Stunde löst sich alles in Wohlgefall­en auf und die Kinder dürfen noch auf die Bühne, die Instrument­e anschauen und Fragen stellen.

So spannend wie angekündig­t war die Suche in „Fidolinos“Konzert für Kinder mit fünf Spielerinn­en keineswegs und unter den Komponiste­n waren Mussorgsky und César Cui die einzigen Russen.

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FOTO: HELMUT VOITH Auf Schloss Achberg erzählt das Ensemble „Fidolino“den Kindern eine Geschichte mit Musik.

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