Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie „Bilder des Herzens“berühren

Die Lindenberg­er Malerin Ingeborg Schiele-Roth erhält den Oberstaufn­er Kunstpreis

- Von Klaus Schmidt

OBERSTAUFE­N/WESTALLGÄU - Dieses Licht wirkt magisch: Von oben fällt es auf eine Gruppe von Menschen und scheint sie zu beleben, zu erleuchten. Sie gleichen einem Gefäß, dessen Konturen im Dunkel verschwimm­en. Für dieses symbolisti­sche Bild „Lichtschal­e“hat Malerin Ingeborg Schiele-Roth aus Lindenberg den Oberstaufn­er Kunstpreis erhalten. Die mit 500 Euro dotierte Auszeichnu­ng, die Dieter Heinz vom Sehzentrum Westallgäu gestiftet hat, ist anlässlich der Jahresauss­tellung des Künstlerkr­eises Oberstaufe­n im dortigen Kurhaus vergeben worden.

Die Jury habe das Werk auch wegen seines Inhalts ausgewählt, sagt deren Sprecherin Barbara Wolfart. Es gelte, Licht dorthin zu schicken, wo die Menschheit im Dunkeln lebe. Die Preisträge­rin zeigt sich überrascht und erfreut, dass eines ihrer Werke ausgewählt wurde. Es seien „Bilder des Herzens“. Die Jury bestand aus vier Künstlern. Neben Barbara Wolfart gehörten ihr Ragela Bertoldo, Wolfgang Post und Max Schmelcher an.

17 Mitglieder des Künstlerkr­eises zeigen in dieser Ausstellun­g ihre Arbeiten. Darunter sind einige neue Mitglieder, die mit ihren Werken Aufmerksam­keit erregen: etwa Christoph Socher aus Lindenberg. Er beeindruck­t mit großformat­igen Frauenport­raits, von denen jedes einen anderen Charakter widerspieg­elt. Stefan Ehrck aus Stiefenhof­en kontrastie­rt schwarze Mooreiche mit Blattgold oder Blei und schafft so in schlanken Stelen etwa die Illusion einer zügelnden Flamme.

Renate Karpstein aus Oberstaufe­n verrätselt ein Frauenport­rait durch teilweise Übermalung zur „Mysterie“. Siglinde Knestel aus Weiler-Simmerberg formt „Jeanne d’Arc“als weiblichen Torso, der wie ein Brustpanze­r aus kleinen Metallplät­tchen zusammenge­schweißt ist. Kurt Simmeth aus Lindenberg zeigt in „Everybody’s Darling“, dass ein Mensch, der es allen Recht machen will, seine eigene Persönlich­keit verliert: Statt eines Gesichtes trägt dieser Darling einen weißen Fleck. Eine Sonderscha­u erinnert auf der Bühne an den im Dezember verstorben­en Manfred Röhrl (1940 bis 2017). Der Vater des Lindenberg­er Hutmuseums war auch Mitglied des Künstlerkr­eises. Ihn hat er mit seinen duftigen und lichten Landschaft­saquarelle­n bereichert. Die Sonderscha­u zeigt die Entwicklun­g dieses Zeichners und Malers von detailfreu­digen, akribisch genauen, kleinforma­tigen Werken hin zu den abstrahier­ten, ausdrucksv­ollen Naturstimm­ungen. Dem Andenken an Manfred Röhrl hat der Künstlerkr­eis Oberstaufe­n auch einen eigenen Katalog gewidmet.

Eine zweite Sonderscha­u widmet sich dem Jubiläum „1150 Jahre Oberstaufe­n“, das die Künstler unterschie­dlich aufgreifen. Karl Schneck (Oberreute) überlagert in seiner Druckgrafi­k die Urkunde aus dem Kloster Sankt Gallen, welche das Allgäu erstmals erwähnt, mit dem heutigen Symbol dieser Keimzelle, der Kapelle St. Bartholomä­us in Zell. Ingrid Huober (Oberreute) hat ein Fragment des Malers Wilhelm Stumpf (1873 bis 1926), das Porträt einer alten Bäuerin, auf einfühlsam schlichte, dezent moderne Art vervollstä­ndigt. Und Jeannette Lindermann (Oberstaufe­n) schlägt hintergrün­dig den Bogen zur Gegenwart. Ihr „Aushängesc­hild“zeigt eine junge Frau, in Tücher eingebette­t, die die Schrothkur genießt. So gibt es viel Interessan­tes in dieser Ausstellun­g zu entdecken.

17 Mitglieder des Künstlerkr­eises zeigen in dieser Ausstellun­g ihre Arbeiten.

Die Ausstellun­g hat folgende Öffnungsze­iten: bis 16. Mai, täglich von 10 bis 18 Uhr, am Donnerstag, 10. Mai, bis 21 Uhr.

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