Rapper stößt auf Widerspruch
Vor dem Highmatland-Festival bei Leutkirch verweigern Gottfried Härle und das Bürgerforum ihre Unterstützung
LEUTKIRCH - In die Vorbereitungen für das Highmatland-Festival auf der Leutkircher Wilhelmshöhe (27. und 28. Juli) ist Unruhe eingetreten. Wegen des geplanten Auftritts des türkischstämmigen deutschen Rappers Aykut Anhan, Künstlername Haftbefehl, lassen Gottfried Härle und das Bürgerforum Leutkirch vorerst ihr Engagement in der zur Absicherung finanzieller Risiken vor zwei Jahren gegründeten „Gesellschaft bürgerlichen Rechts“(GbR) ruhen. ElobauGeschäftsführer Michael Hetzer und Berthold König, der im Gemeinderat zur Fraktion des Bürgerforums zählt, halten an ihrem Engagement fest.
Seit der viel kritisierten Verleihung des Echo-Preises und der damit verbundenen Proteste an die Rapper Kollegah und Farid Bang ist der deutsche Ableger dieser Musikrichtung noch stärker ins Rampenlicht gerückt. In der Nachberichterstattung zu den Echo-Preisen tauchte in verschiedenen Magazinen Haftbefehl häufig als weiterer Vertreter eines aggressiven, frauenfeindlich und vor allem auch antisemitisch ausgerichteten Stils auf. „Für mich ist mit Inhalten dieser Art die Grenzlinie überschritten“, sagt Härle. Er habe aber noch vor der Echo-Veranstaltung schon darauf hingewiesen, dass er mit einem Interpreten wie Haftbefehl nicht einverstanden sein könne.
Klaus Wellmann vom Bürgerforum begründet den Rückzug der Initiative damit, „dass wir nicht den Auftritt eines Sängers unterstützen können, der den Zielen des Bürgerforums diametral widerspricht“. Einstimmig habe das der Vorstand des Bürgerforums, dem Berthold König nicht angehört, entschieden. Wellmann stellt klar: „Wir möchten nichts verbieten, wir sind gegen Bevormundung. Aber es ist mit unseren Zielen nicht vereinbar, Randgruppen der Gesellschaft auszugrenzen oder gegen Juden in alter Manier Stimmung zu machen“. Haftbefehl hat in früheren Stücken auch den Namen der jüdischen Familie Rothschild erwähnt, zu Nazi-Zeiten der Inbegriff des vermeintlich Bösen.
Vor zwei Jahren war das Highmatland-Festival von den Verantwortlichen zu einem Aushängeschild für die Jugendkultur erklärt worden. Der Gemeinderat stellte einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 15 000 Euro zur Verfügung, die „GbR“sprang als finanzieller Nothelfer für den schlechten Fall ein. So ist auch Elobau-Geschäftsführer Hetzer in den Kreis der Bürgen gestoßen. Er steht vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten zu seinem Engagement: „Ich habe immer den Organisatoren vertraut, dass die Auswahl der Künstler gewissenhaft erfolgt.“Ihm ging und geht es darum, „das Engagement der Jugendlichen zu würdigen“. Auf die Auswahl der eingeladenen Künstler habe er nie geschaut.
Dietmar Müller, Leiter des Leutkircher Jugendhauses sieht das Festival „als soziales Jugendprojekt, denn es steht für uns für kreative Beiträge, Nachhaltigkeit, Integration, Jugendkultur, Mitverantwortung, Mitgestaltung und noch vieles mehr“. Die Entscheidung, dass Haftbefehl auf dem Highmatland spielen soll, sei ein Anlass, „um junge Menschen auf dem Weg zu diesem Jugendkulturfestival zu begleiten und zu betreuen“. Einzelne Textpassagen sollten nicht so einfach aus dem Kontext gerissen werden. Ähnlich argumentiert Berthold König.
Fakt ist: Nach dem Rückzug von Gottfried Härle und des Bürgerforums sind mögliche Verluste des Festivals noch nicht zur Gänze abgesichert. Am Montagabend sollte das Thema im nicht öffentlichen Teil der Leutkircher Gemeinderatssitzung aufgegriffen werden.