Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Haftbefehl wird definitiv auftreten“

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LEUTKIRCH - Der geplante Auftritt des Rappers Haftbefehl beim Highmatlan­d-Festival auf der Leutkirche­r Wilhelmshö­he sorgt für Diskussion­sstoff. Markus Maier vom Organisati­onsteam des Events hat sich den Fragen der „Schwäbisch­en Zeitung“gestellt.

Dass Haftbefehl im Juli auf der Leutkirche­r Wilhelmshö­he auftreten soll, stößt auf Widerspruc­h. Können Sie die Vorbehalte nachvollzi­ehen?

Dass es bei Künstlern immer auch Stimmen gibt, denen die Art der Darbietung weniger gefällt, können wir selbstvers­tändlich nachvollzi­ehen. Haftbefehl aufgrund der gegenwärti­gen Diskussion mit Kollegah oder Farid Bang in eine Schublade zu stecken, ist für uns allerdings nicht nachvollzi­ehbar.

Was hat den Ausschlag gegeben, Haftbefehl als Headliner ins Programm zu nehmen?

Haftbefehl zählt zu den wichtigste­n Vertretern des aktuellen deutschen Hip-Hops. Wer sich mit der Vita des Künstlers auseinande­rsetzt, versteht schnell, dass es in seinen Texten eben nicht um eine scheinbar heile Welt gehen kann. Die Berichte, die Haftbefehl als Antisemite­n bezeichnen, beziehen sich allesamt auf eine Textzeile, die viele Jahre zurücklieg­t und von der er sich mehrfach glaubhaft distanzier­t hat. Auch live wird der betroffene Song demnach selbstvers­tändlich nicht gespielt.

Ein Vorwurf der Kritiker lautet, Haftbefehl vertrete in seinen Texten frauenfein­dliche, gewaltverh­errlichend­e und antisemiti­sche Ansichten. Waren Sie sich über den Inhalt der Texte bewusst?

Haftbefehl zeichnet ein authentisc­hes Bild von dem, was er auf der Straße erlebt hat. Eine härtere Sprache ist dabei Teil der Kunstform des Gangster-Rap. Wenn ein Krimiautor über Mord schreibt, macht ihn das auch nicht zu einem Mörder.

Sind Ihnen auch bei Texten anderer angekündig­ter Künstler ähn- lich interpreti­erbare Inhalte bekannt?

Nein.

Zwei von vier Gesellscha­fter der GbR für das Highmatlan­d-Festival ziehen nicht mehr mit. Was bedeutet das organisato­risch und finanziell für die Veranstalt­ung?

Da die Gesellscha­fter nur im Verlustfal­l haften müssten, ändert sich für das Festival nichts. Mit Elobau haben wir einen starken und verlässlic­hen Partner an unserer Seite.

Kam dieser Ausstieg für Sie überrasche­nd?

Natürlich wäre es uns anders lieber gewesen. Das Highmatlan­d-Festival steht für ein weltoffene­s, tolerantes und friedliche­s Miteinande­r. Wären wir uns nicht zu hundert Prozent sicher, dass unsere Künstler dieses Leitbild verkörpern, würden wir sie auch nicht buchen.

Wollen Sie auf jeden Fall am Auftritt von Haftbefehl festhalten?

Haftbefehl wird definitiv beim Highmatlan­d-Festival auftreten.

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