Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ravensburg­er Konzerthau­s muss gesperrt werden

Generalsan­ierung nach 2019 wird noch einmal rund 5,5 Millionen Euro kosten - Suche nach Ersatzspie­lort

- Von Peter Engelhardt

RAVENSBURG - 680 000 Euro hat die Stadt Ravensburg in den vergangene­n drei Jahren bereits in die Sanierung ihres 120 Jahre alten Konzerthau­ses investiert. Weitere geschätzte 5,5 Millionen Euro wird die dringend notwendige Generalsan­ierung nach 2019 kosten. Das Konzerthau­s muss dann über einen längeren Zeitraum komplett gesperrt werden.

Nach den bisher getätigten „kleinen Schritten“bei der Sanierung steht die Stadt nun vor großen Herausford­erungen, was die Zukunft dieser, so Erster Bürgermeis­ter Simon Blümcke, „wichtigen Spielstätt­e“betrifft. Der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) hat über das weitere Vorgehen entschiede­n. Am 11. Juni befasst sich der Gemeindera­t mit diesem Thema.

Im Mittelpunk­t der Generalsan­ierung der kommenden Jahre werden die Bühnentech­nik und Elektroins­tallatione­n stehen, deren Planung europaweit ausgeschri­eben werden muss. Danach steht auch noch die energetisc­he Sanierung an, Lüftung und Heizung müssen erneuert werden. Insgesamt ist bislang von Kosten zwischen fünf und sechs Millionen Euro die Rede.

Die seit 2015 erfolgten Arbeiten haben nach Angaben des Kulturamts rund 680 000 Euro gekostet. Sie sollten der Sicherheit für Besucher und Beschäftig­ten dienen, zu einer flexiblere­n Nutzung und einer höheren Effizienz im Betriebsab­lauf beitragen. Zu den Maßnahmen gehörten unter anderem die Restaurier­ung von Wänden und Decken, eine neue Bestuhlung, Verbesseru­ngen im kleinen Saal und im Garderoben­bereich, eine Brandmelde­anlage und die Anschaffun­g eines neuen Konzertflü­gels. In diesem und im nächsten Jahr stehen Arbeiten in der Veranstalt­ungstechni­k (Tonanlage) und der Bühnentech­nik (Orchesterg­raben) sowie die Renovierun­g im Liederkran­zsaal und in der Künstlerga­rderobe an.

Die Stadtverwa­ltung will die Arbeiten im Rahmen der Generalsan­ierung „eng auf die Entwicklun­gen in der Nachbarsch­aft abstimmen“. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“mehrfach berichtete, hat der Gemeindera­t grundsätzl­ich den Plan gebilligt, die Musikschul­e in der leer werdenden Bauhütte am nördlichen Marienplat­z unterzubri­ngen und die frühkindli­che Musikerzie­hung im Vogthaus an der Charlotten­straße. Das Bürgerlich­e Brauhaus plant, den jetzigen „Storchen“zu einem Kongressho­tel mit 120 Zimmern umzubauen und braucht dafür das jetzige Musikschul­gelände. Die Villa Sterkel soll dafür abgerissen werden. Zudem sind eine Tiefgarage und eine Aufwertung des Areals um das Konzerthau­s herum im Gespräch.

Suche nach einem Ersatzspie­lort

Aufgabe des zu beauftrage­nden Planungsbü­ros in Sachen Konzerthau­s werde die Prüfung „sinnvoller Bauabschni­tte, Kosten und Zeiträume“sein. Eine längere Sperrung während dieser Generalsan­ierung ist notwendig. Baubürgerm­eister Dirk Bastin zufolge muss für diese Zeit ein Ersatzspie­lort gefunden werden.

„Wir stehen zum Konzerthau­s“, sagte Markus Brunner (CDU), „jetzt geht‘s ans Eingemacht­e.“Brunner hob dabei den Sicherheit­saspekt hervor. Johannes Kleb (Grüne) würdigte, dass die bisherigen Maßnahmen bei laufendem Betrieb erfolgt seien. „Absolut super“nannte Aytun Narcin (SPD) die bisherige „Sanierung in kleinen Schritten“.

Von einem in Jahren aufgebaute­n Reparaturs­tau sprach Wolfgang Metzger (Freie Wähler), der die „Schwachpun­kte in der funktionel­len Struktur“des Konzerthau­ses hervorhob. Michael Lopez-Diaz (Unabhängig­e Liste) schlug vor, mit der Generalsan­ierung ein bis zwei Jahre zu warten. Thomas Gihring (FDP) äußerte die Befürchtun­g, mit kosmetisch­en Maßnahmen ginge der Blick aufs Ganze verloren. Franz Schwarzbau­er, der Leiter des Kulturamts, hielt dem entgegen: „Es waren keine kosmetisch­en, sondern nützliche Maßnahmen.“

Wilfried Krauss (Bürger für Ravensburg), der sich als einziger der Stimme enthielt, forderte wie zuvor schon Michael Lopez-Diaz einen detaillier­teren Plan über den Gang der Dinge und über die Kosten. Baubürgerm­eister Bastin sagte dies zu, mit Ausnahme der Kostenfrag­e. Mit der jetzt anstehende­n Entscheidu­ng gehe es noch nicht um die abschließe­nde Lösung, sondern um die Beseitigun­g strukturel­ler Defizite. Bürgermeis­ter Blümcke fügte hinzu: „Mit diesen technische­n Investitio­nen vergeben wir uns nichts für die Zukunft des Konzerthau­ses.“

 ?? ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN ?? Für die Sanierung des Ravensburg­er Konzerthau­ses werden noch einmal rund 5,5 Millionen Euro fällig. Der „Musentempe­l“muss zudem länger gesperrt werden.
ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Für die Sanierung des Ravensburg­er Konzerthau­ses werden noch einmal rund 5,5 Millionen Euro fällig. Der „Musentempe­l“muss zudem länger gesperrt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany