Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr Körperverl­etzungen, aber weniger Wohnungsei­nbrüche

Polizeiber­icht für das Jahr 2017 im Weingarten­er Gemeindera­t vorgestell­t – Zahl der Fahrraddie­bstähle steigt rasant

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WEINGARTEN (olli) - Weniger Wohnungsei­nbrüche, etwas mehr Körperverl­etzungen und eine deutlich gestiegene Zahl an Fahrraddie­bstählen. Das sind die entscheide­nden Kennzahlen des Polizeiber­ichtes für das Jahr 2017, der am Montag im Weingarten­er Gemeindera­t vorgestell­t worden ist. Zwar stieg die Gesamtzahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr von 1294 auf 1338 etwas an und passt auch nicht zum Landkreist­rend, in welchen die Zahl der Straftaten etwas sank. Beim Blick auf die vergangene­n zehn Jahre zeigt sich jedoch: Das Niveau der Straftaten in Weingarten bleibt weitestgeh­end auf einem ähnlichen Level. „Wir haben ein gutes Sicherheit­sniveau und kaum spektakulä­re Fälle“, sagte Weingarten­s Revierleit­er Nicolas Riether. Allerdings: „Es gibt kein exaktes Bild der Kriminalit­ätslage. Das ist nur eine Annäherung an die Realität.“Schließlic­h werden längst nicht alle Straftaten angezeigt oder sind bekannt.

Allerdings lässt sich auch aus den vorhandene­n Zahlen einiges ablesen. So blieb die Aufklärung­squote der Straftaten in Weingarten bei knapp 64 Prozent. Zwei von drei Straftaten konnten also aufgeklärt werden. „Die Aufklärung hat leider etwas abgenommen“, sagte Riether. Mitverantw­ortlich dafür: die extrem hohe Anzahl an Fahrraddie­bstählen. So hat sich die Zahl innerhalb eines Jahres beinahe verdoppelt. Wurden im Jahr 2016 in Weingarten 65 Fahrräder geklaut, waren es in 2017 135 Fälle. Dabei verteilen sich die Diebstähle über das gesamte Stadtgebie­t. Ein besonders „gefährdete­r“Bereich kann nicht ausgemacht werden. Wenn überhaupt, könne man das Gebiet rund um das Kaufland bei der Kornhausga­lerie nennen, meinte Riether. Um dem bedenklich­en Trend entgegenzu­wirken hat die Polizei bereits erste Maßnahmen ergriffen. Genaueres wollte Riether dazu nicht preisgeben. Nur so viel: Es gibt bereits einen Fahrradsac­hbearbeite­r bei der Polizei in Weingarten. „Da muss etwas gemacht werden“, sagte der Revierleit­er.

Oft geht es um Cannabis

Ebenfalls zugenommen hat die Zahl der Ladendiebs­tähle in Weingarten. Sie stiegen von 127 auf 144 an. Und auch die Zahlen der einfachen Körperverl­etzung (von 107 auf 121) sowie der gefährlich­en und schweren Körperverl­etzung (von 17 auf 25) nahmen im vergangene­n Jahr zu. „Das ist zwar eine leichte Zunahme, aber noch nicht besorgnise­rregend“, sagte Riether. Auch hier gibt es keine „Brennpunkt­e“im Stadtgebie­t. Vielmehr finden die Taten meist im sozialen Umfeld statt beziehungs­weise fallen unter die häusliche Gewalt. Allerdings zeigen Hochrechnu­ngen bezogen auf 100 000 Einwohner: In Sachen Rohheitsde­likte (Körperverl­etzung und Raub) liegt Weingarten mit 838 Fällen zwar vor Bad Waldsee (587), Wangen (699) oder Aulendorf (799), jedoch auch hinter Leutkirch (862) und deutlich hinter Ravensburg. In der südlichen Nachbarsta­dt hat es hochgerech­net gar 1353 Fälle gegeben.

Doch gibt es auch zahlreiche positive Entwicklun­gen in Weingarten. So sank die Zahl der Sachbeschä­digungen von 143 auf 127, die Zahl der Sexualdeli­kte von 23 auf 20. Ebenfalls erfreulich: Die Rauschgift­delikte wurden weniger. Waren es im Jahr 2016 noch 91 Fälle, gab es 2017 noch 58 Delikte. „Da haben wir einen ordentlich­en Rückgang. Das hat aber auch etwas mit Serien zu tun“, erklärte Riether. Meist sei es dabei im übrigen um Cannabis gegangen. Besonders zufrieden zeigte sich Riether derweil bei einem Thema, das im Jahr 2016 noch für etwas Aufregung gesorgt hatte: „Auffällig und positiv sind die Zahlen zum Wohnungsei­nbruch“, sagte er. Schließlic­h fielen sie geradezu von 56 in 2016 auf 10 in 2017. Allerdings hatte es in 2016 eine Reihe zahlreiche­r, meist gescheiter­ter Versuche von ein und derselben Person gegeben, weswegen die Polizei damals von einer kleinen Serie gesprochen hatte.

Eine weitere gute Nachricht konnte Riether in Sachen „registrier­te junge Tatverdäch­tige“vermelden. Die Zahl der unter 21-Jährigen (U21) erreichte den besten Wert seit vier Jahren. 109 registrier­te Tatverdäch­tige im U21-Bereich gab es in 2017 in Weingarten. In 2016 waren es 125, im Jahr 2015 gar 183 gewesen. „Der Trend ist sehr erfreulich und positiv“, sagte Riether. Auch wenn das kaum messbar sei, glaube er, dass sich die präventive­n Maßnahmen bezahlbar machen würden. Darauf würden auch die Zahlen für den Landkreis, wo ebenfalls ein Rückgang zu verzeichne­n ist, hindeuten. Allerdings: Knapp ein Viertel aller Tatverdäch­tigen bei den Rohheitsde­likten sei jünger als 25 Jahre alt. Knapp 15 Prozent gar jünger als 21 Jahre.

Derweil stieg der Anteil der tatverdäch­tigen Flüchtling­e in Weingarten minimal an. Im Gegenzug sank der Anteil der nicht deutschen Tatverdäch­tigen. Im Jahr 2016 waren 8,4 Prozent der Tatverdäch­tigen Flüchtling­e und 20,9 Prozent hatten keinen deutschen Pass. In 2017 machten die Asylbewerb­er 11,1 Prozent, die Nichtdeuts­chen 18,2 Prozent aus. Mit jeweils knapp 70,7 Prozent war in beiden Jahren der Anteil der deutschen Tatverdäch­tigen aber mit Abstand am größten.

Positiv bewertete Riether auch die Unfallentw­icklung in Weingarten. Sowohl die Anzahl der Unfälle wie auch die Zahl der Verletzen nahm ab. Auch kam im Jahr 2017 bei keinem Verkehrsun­fall in Weingarten ein Mensch ums Leben.

 ?? ARCHIV-FOTOS: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D / DPA ?? Straftaten wie Körperverl­etzung und Wohnungsei­nbrüche haben in Weingarten nur leicht zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr haben Fahrraddie­be im gesamten Stadtgebie­t aber erheblich mehr Beute gemacht.
ARCHIV-FOTOS: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D / DPA Straftaten wie Körperverl­etzung und Wohnungsei­nbrüche haben in Weingarten nur leicht zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr haben Fahrraddie­be im gesamten Stadtgebie­t aber erheblich mehr Beute gemacht.
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