Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadtrat beschließt: Das Hallenbad wird neu gebaut

Die Grundsatze­ntscheidun­g in Lindenberg fällt bei einer Gegenstimm­e

- Von Benjamin Schwärzler

LINDENBERG - Die Stadt Lindenberg wird das Hallenbad komplett abreißen und neu bauen. Diesen Grundsatzb­eschluss hat der Stadtrat mit überwältig­ender Mehrheit von 20:1 Stimmen gefasst. Die Fraktionen waren sich einig, dass die Unwägbarke­iten einer Sanierung zu groß sind – auch wenn es für diese Variante gut eine Million Euro mehr an Fördermitt­eln gegeben hätte.

Das Gremium folgte der Empfehlung des mit der Planung beauftragt­en Architektu­rbüros Schick (Karlsruhe). Dessen Geschäftsf­ührer Artur Stajszcyk verdeutlic­hte: „Selbst, wenn wir sanieren: Die Bausubstan­z bleibt alt.“Ein Neubau ließe sich deutlich besser und freier planen. Zudem: Bei einer Sanierung gebe es erfahrungs­gemäß unliebsame Überraschu­ngen wie zum Beispiel Schadstoff­e, die aufwendig entsorgt werden müssen. Die Wahrschein­lichkeit sei groß, dass die höhere Fördersumm­e durch solche Unwägbarke­iten aufgefress­en würden.

„Es kann nur ein Neubau sein“, brachte Ludwig Gehring die Haltung der CSU-Fraktion auf den Punkt. Auch die Freien Wähler sehen das so. „Gerade, weil wir eine glückliche Haushaltsl­age haben“, sagte deren Sprecher Florian Weber und ergänzte: „Ein Becken ist das Herz des Schwimmbad­s.“Deshalb mache es keinen Sinn, ausgerechn­et das stehen zu lassen und zu sanieren. Ein Neubau biete die Möglichkei­t, die beste und aktuellste Technik zu verwenden. Da dürfe man keine Kompromiss­e eingehen. Er schlug vor, das vor drei Jahren eröffnete Hallenbad in Schramberg (Schwarzwal­d) 1:1 nachzubaue­n, das die Räte bei ihrer Klausurtag­ung besichtigt hatten. Von dem sei er „richtig begeistert“und er empfahl allen Lindenberg­ern, sich das mal anzuschaue­n.

Grünen-Sprecher Thomas Kühnel plädierte auch für einen Neubau: „Ein gescheites Bad hält vielleicht wieder 30, 40 Jahre.“Auch die SPD ist mehrheitli­ch für diese Variante. Sprecher Michael Wegscheide­r merkte allerdings an, dass er sich gefreut hätte, „wenn auch die Verwaltung eine Empfehlung ausgesproc­hen hätte“. In der Sitzungsvo­rlage waren beide Varianten als möglicher Beschluss formuliert. Als die Räte ihre Statements abgegeben hatten, merkte Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t an, dass die Verwaltung auch den Neubau favorisier­e.

Die Gegenstimm­e kam von SPDUrgeste­in Leo Wiedemann. „Dutzende Städte würden sich die Finger abschlecke­n, wenn sie ein Bad wie unseres hätten“, sagte er. Er habe das Gefühl, dass so manchem Ratskolleg­en die gute Haushaltsl­age zu Kopf gestiegen sei.

Ausstattun­g nach wie vor offen

Weiterhin offen ist, wie das Bad letztlich gestaltet und ausgestatt­et wird (Sauna, Kinderbeck­en, Spielgerät­e, Umkleiden). Davon dürften auch die Kosten abhängen. Im Finanzplan von 2019 bis 2021 hat die Stadt insgesamt 11,4 Millionen Euro eingestell­t. Artur Stajszcyk verdeutlic­hte: „Wir stehen zu unserer Kostenschä­tzung.“Wobei er anmerkte, dass dieser Betrag „mit einer riesigen Saunalands­chaft“zu sehen sei. Ein neues Bad zu bauen, sei für unter zehn Millionen Euro möglich – „mit attraktive­r Saunalands­chaft“.

Vom Freistaat erwartet die Stadt einen Zuschuss in Höhe von 1,14 Millionen Euro. Allerdings ist Ballersted­t guter Dinge, dass es etwas mehr werden könnte: „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“Er hat das Thema beim Bayerische­n Städtetag vorgebrach­t. Bis zum 30. September muss die Stadt ihren Förderantr­ag einreichen. Frühestens im Mai 2019 könnte der Abriss beginnen. Die Verwaltung rechnet mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren. Thomas Goebel wollte wissen, ob es denkbar sei, an einer anderen Stelle zu bauen, sodass das alte Bad parallel weiterbetr­ieben werden könnte. Es dränge sich kein anderer Standort auf, meinte Ballersted­t. Der vor 40 Jahren gewählte Platz sei zudem nach wie vor ideal, da es für alle Schulen fußläufig erreichbar sei. Die Lindenberg­er werden sich also wohl darauf einstellen müssen, dass sie zwei Jahre lang kein Hallenbad haben werden.

„Selbst, wenn wir sanieren: Die Bausubstan­z bleibt alt.“ Artur Stajszcyk vom Architektu­rbüros Schick

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