Stadtrat beschließt: Das Hallenbad wird neu gebaut
Die Grundsatzentscheidung in Lindenberg fällt bei einer Gegenstimme
LINDENBERG - Die Stadt Lindenberg wird das Hallenbad komplett abreißen und neu bauen. Diesen Grundsatzbeschluss hat der Stadtrat mit überwältigender Mehrheit von 20:1 Stimmen gefasst. Die Fraktionen waren sich einig, dass die Unwägbarkeiten einer Sanierung zu groß sind – auch wenn es für diese Variante gut eine Million Euro mehr an Fördermitteln gegeben hätte.
Das Gremium folgte der Empfehlung des mit der Planung beauftragten Architekturbüros Schick (Karlsruhe). Dessen Geschäftsführer Artur Stajszcyk verdeutlichte: „Selbst, wenn wir sanieren: Die Bausubstanz bleibt alt.“Ein Neubau ließe sich deutlich besser und freier planen. Zudem: Bei einer Sanierung gebe es erfahrungsgemäß unliebsame Überraschungen wie zum Beispiel Schadstoffe, die aufwendig entsorgt werden müssen. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass die höhere Fördersumme durch solche Unwägbarkeiten aufgefressen würden.
„Es kann nur ein Neubau sein“, brachte Ludwig Gehring die Haltung der CSU-Fraktion auf den Punkt. Auch die Freien Wähler sehen das so. „Gerade, weil wir eine glückliche Haushaltslage haben“, sagte deren Sprecher Florian Weber und ergänzte: „Ein Becken ist das Herz des Schwimmbads.“Deshalb mache es keinen Sinn, ausgerechnet das stehen zu lassen und zu sanieren. Ein Neubau biete die Möglichkeit, die beste und aktuellste Technik zu verwenden. Da dürfe man keine Kompromisse eingehen. Er schlug vor, das vor drei Jahren eröffnete Hallenbad in Schramberg (Schwarzwald) 1:1 nachzubauen, das die Räte bei ihrer Klausurtagung besichtigt hatten. Von dem sei er „richtig begeistert“und er empfahl allen Lindenbergern, sich das mal anzuschauen.
Grünen-Sprecher Thomas Kühnel plädierte auch für einen Neubau: „Ein gescheites Bad hält vielleicht wieder 30, 40 Jahre.“Auch die SPD ist mehrheitlich für diese Variante. Sprecher Michael Wegscheider merkte allerdings an, dass er sich gefreut hätte, „wenn auch die Verwaltung eine Empfehlung ausgesprochen hätte“. In der Sitzungsvorlage waren beide Varianten als möglicher Beschluss formuliert. Als die Räte ihre Statements abgegeben hatten, merkte Bürgermeister Eric Ballerstedt an, dass die Verwaltung auch den Neubau favorisiere.
Die Gegenstimme kam von SPDUrgestein Leo Wiedemann. „Dutzende Städte würden sich die Finger abschlecken, wenn sie ein Bad wie unseres hätten“, sagte er. Er habe das Gefühl, dass so manchem Ratskollegen die gute Haushaltslage zu Kopf gestiegen sei.
Ausstattung nach wie vor offen
Weiterhin offen ist, wie das Bad letztlich gestaltet und ausgestattet wird (Sauna, Kinderbecken, Spielgeräte, Umkleiden). Davon dürften auch die Kosten abhängen. Im Finanzplan von 2019 bis 2021 hat die Stadt insgesamt 11,4 Millionen Euro eingestellt. Artur Stajszcyk verdeutlichte: „Wir stehen zu unserer Kostenschätzung.“Wobei er anmerkte, dass dieser Betrag „mit einer riesigen Saunalandschaft“zu sehen sei. Ein neues Bad zu bauen, sei für unter zehn Millionen Euro möglich – „mit attraktiver Saunalandschaft“.
Vom Freistaat erwartet die Stadt einen Zuschuss in Höhe von 1,14 Millionen Euro. Allerdings ist Ballerstedt guter Dinge, dass es etwas mehr werden könnte: „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“Er hat das Thema beim Bayerischen Städtetag vorgebracht. Bis zum 30. September muss die Stadt ihren Förderantrag einreichen. Frühestens im Mai 2019 könnte der Abriss beginnen. Die Verwaltung rechnet mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren. Thomas Goebel wollte wissen, ob es denkbar sei, an einer anderen Stelle zu bauen, sodass das alte Bad parallel weiterbetrieben werden könnte. Es dränge sich kein anderer Standort auf, meinte Ballerstedt. Der vor 40 Jahren gewählte Platz sei zudem nach wie vor ideal, da es für alle Schulen fußläufig erreichbar sei. Die Lindenberger werden sich also wohl darauf einstellen müssen, dass sie zwei Jahre lang kein Hallenbad haben werden.
„Selbst, wenn wir sanieren: Die Bausubstanz bleibt alt.“ Artur Stajszcyk vom Architekturbüros Schick