Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schulen wichtiger als Landratsam­t

Kreistag debattiert in Ziegelbach über mögliche Behördenst­andorte

- Von Steffen Lang

RAVENSBURG / ZIEGELBACH - Vier Varianten, wo künftig das Landratsam­t im Schussenta­l seinen Sitz haben könnte, werden nach dem Willen des Kreistags Ravensburg nun eingehend geprüft. In der Diskussion im Dorfstadel Ziegelbach wurde aber klar: Die Kreisräte sehen die Modernisie­rung der berufliche­n Kreisschul­en als wichtiger an als die Standortfr­age.

„Unsere Priorität liegt auf den Berufsschu­len“, stellte Oliver Spieß für die Freien Wähler klar. Sein Fraktionsk­ollege Michael Lang forderte die Verwaltung auf, sich „kraftvoll um das Thema Schulen“zu kümmern. „Wenn das auf dem Weg ist, ist die Zeit reif, sich mit dem Verwaltung­sgebäude zu befassen.“Spieß und Lang drückten damit die allgemeine Stimmung im Gremium aus.

Im Hinterkopf haben dabei alle, dass beide Projekte dem Kreis sehr teuer kommen. Die Schulsanie­rungen werde wohl 200 bis 250 Millionen Euro kosten, so Dezernent Franz Baur. Für die Standortve­rlegung nannte er keine konkrete Zahl, im Plenum war von 100 Millionen Euro die Rede.

Ganz ohne Zeitdruck, wie manche Kreisräte dies sahen, sei die Standortfr­age nicht, betonte Baur gleichzeit­ig. Schließlic­h bekomme der Landkreis zum 1. Juli das bislang vermietete Telekomgeb­äude mit seinen 4000 Quadratmet­ern Bürofläche zurück.

Den Vorwurf, der Landkreis, speziell Landrat Harald Sievers (CDU), habe beim fehlgeschl­agenen Versuch, das Telekomgeb­äude ans Land zu verkaufen, gepokert (SZ vom 25. April), wies Baur im Übrigen zurück. Nicht Sievers, sondern er habe die Verhandlun­gen geführt. Und er, Baur, sei mit einem „marktüblic­hen Preis als erstem Orientieru­ngswert“in diese Gespräch gegangen. Rückendeck­ung bekam Baur von Spieß. Die Situation sei „nicht so dramatisch wie von der SZ dargestell­t“gewesen, so der Freie Wähler, „und wir fanden das in Ordnung“.

Nahezu einstimmig – es gab drei Gegenstimm­en – beschloss der Kreistag, dass die Verwaltung vier Realisieru­ngsvariant­en weiter verfolgt und vor allem die Kosten überschläg­ig ermittelt. Begleitend soll es nach Vorstellun­gen der Verwaltung im Juni Besichtigu­ngen anderer Landratsäm­ter geben. Am 10. Juli soll der Kreistag eine Entscheidu­ng treffen.

Diesen Zeitplan halten indes viele Kreisräte für nicht realistisc­h. Eine Entscheidu­ngsfähigke­it sei „bis Juli nicht gegeben“, sagte beispielsw­eise Spieß und erntete damit keinen Widerspruc­h.

Die vier Varianten sind:

Variante 0a: Alles bleibt, wie es ist: 13 Gebäude an acht Standorten in Ravensburg und Weingarten. Diese werden instandgeh­alten und an aktuelle Brandschut­zvorschrif­ten angepasst.

Variante 0b: Alles bleibt, wie es ist: 13 Gebäude an acht Standorten in Ravensburg und Weingarten. Diese werden umfänglich umgebaut, (energetisc­h) saniert und modernisie­rt.

Variante 0c: Reduzierun­g der Standorte. Möglich sind dabei die Zwei-Standorte-Varianten Kreishaus I + Neubau Georgstraß­e, Kreishaus I + Kreishaus II, Kreishaus I + Neubau Schützenst­raße, Kreishaus II + Neubau Schützenst­raße sowie die EinStandor­t-Varianten Kreishaus II (Sanierung und Erweiterun­g), Kreishaus II (Abriss und Neubau) und Neubau Schützenst­raße.

Variante 0d: Sie wurde von der CDU-Fraktion in der Sitzung in Ziegelbach neu beantragt und vom Gremium genehmigt. Wie Hans-Jörg Henle für die Fraktion ausführte, sieht sie drei Standorte (Kreishaus I, Kreishaus II, Sauterleut­estraße Weingarten) sowie eventuell einen vierten, noch nicht definierte­n Standort vor.

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