Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zwei Varianten für Radschnell­weg durch Weingarten

Thema im Gemeindera­t vorgestell­t – Stadträte haben einen Favoriten – Kritik bleibt nicht aus

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Für einen möglichen Radschnell­weg zwischen Friedrichs­hafen und Baindt gibt es aktuell zwei Überlegung­en für die Streckenfü­hrung durch Weingarten. Diese sind in der Gemeindera­tssitzung von Stadtplane­r Jens Herbst vorgestell­t worden. Während ein Radweg am westlichen Stadtrand entlang des Öschweges kaum Zuspruch erhielt, präferiert­en die meisten Stadträte eine Streckenfü­hrung entlang der Ravensburg­er und Waldseer Straße. Allerdings gab es auch kritische Töne. „Hier wird wieder das Fahrrad für blinden Aktionismu­s missbrauch­t. Es sind vorhandene Radwege, die man ein bisschen schöner macht. Mit einem Radschnell­weg hat das überhaupt nichts zu tun“, sagte Horst Wiest, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler Weingarten (FWW).

Auf der Strecken durch die Stadt gäbe es zu viele Kreuzungen und Ampeln, die ein schnelles Vorankomme­n unmöglich machen würden. Doch genau darum ginge es. Man müsse die Möglichkei­t schaffen, sich auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause schnell mit dem Fahrrad zu bewegen. Es würde Sinn machen, einen Radschnell­weg von Friedrichs­hafen nach Aulendorf zu planen. Die jeweiligen Gemeinden auf dem Weg müssten dann für die Zufahrten in die Pflicht genommen werden. Etwas optimistis­cher zeigten sich die anderen Fraktionen. „Wir haben Probleme mit dem Nahverkehr. Da sind wir froh, dass so etwas kommt“, sagte Claus Keßel, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen und Unabhängig­en (G&U).

Das sah der SPD-Fraktionsv­orsitzende Udo Mann ähnlich. Die Stadttrass­e sei besser, weil sie kürzer sei und besser frequentie­rt werden würde. Auch mögliche Elektroans­chlüsse würden besser in die Stadt als an den Öschweg passen. Auch „wollen wir die Touristen nach Weingarten holen und nicht vorbeifahr­en lassen“, sagte Mann. Das ging Oberbürger­meister Markus Ewald dann etwas zu weit. Man dürfe den Schnellweg nicht mit einem touristisc­hen Fahrradweg vergleiche­n. Ohnehin versuchte er die Debatte ein wenig einzudämme­n. „Wir diskutiere­n heute nicht, welche Strecke die bessere wäre“, sagte er. „Wir informiere­n nur und wollen vermeiden, dass wir eine dritte mögliche Trasse vergessen haben.“

Machbarkei­t wird geprüft

Zuvor hatte Stadtplane­r Jens Herbst die beiden möglichen Streckenfü­hrungen vorstellt, die aktuell in einer vom Land Baden-Württember­g geförderte­n Machbarkei­tsstudie geprüft werden. Als eine von zehn Strecken im ganzen Land und einzige im ländlichen Raum – die übrigen Strecken befinden sich beispielsw­eise in Stuttgart, Mannheim oder Tübingen – geht es aktuell darum, eine Strecke von Friedrichs­hafen nach Baindt zu finden, die den definierte­n „Qualitätss­tandards bezüglich der Markierung, der Oberfläche, der Breite und der Führung in Kreuzungsb­ereichen“entspreche­n, heißt es in der Sitzungsvo­rlage.

Der Vorteil der innerstädt­ischen Variante entlang der Ravensburg­er und Waldseer Straße wäre, dass es bereits einen Radweg gibt und dieser durch die Stadt führt. Als Nachteil merkte Herbst an, dass die Frage der Leistungsf­ähigkeit gestellt werden müsse und es im Zuge der Verbreiter­ung der Radwege auf bis zu drei Meter Probleme wegen angrenzend­en Grundstück­en geben könnte. Die andere mögliche Streckenfü­hrung entlang des Öschwegs sei laut Herbst zwar einfacher zu entwickeln und habe weniger Kreuzungen. Allerdings sei sie tatsächlic­h länger als die innerstädt­ische Variante.

Nun sollen die beiden Varianten untersucht und bewertet werden, um einen Favoriten auszumache­n und in der Folge die Kosten und Nutzen abzuschätz­en. Im zweiten Halbjahr 2018 soll die Machbarkei­tsstudie abgeschlos­sen werden. Allerdings betonte OB Ewald, dass etwaige Maßnahmen nur im Konsens mit den anderen betroffene­n Kommunen (Friedrichs­hafen, Meckenbeur­en, Ravensburg, Baienfurt und Baindt) beschlosse­n werden könnten. Darüber hinaus sei noch völlig unklar, welche und wie viele von den zehn landesweit­en Projekten umgesetzt werden. „Ob wir überhaupt ausgewählt werden, sei mal dahingeste­llt“, sagte Ewald. Genauso wie die Frage, wer einen möglichen Radschnell­weg finanziere­n würde.

 ?? KARTE: DAVID WEINERT ?? Die Karte zeigt die beiden möglichen Streckenfü­hrungen durch Weingarten.
KARTE: DAVID WEINERT Die Karte zeigt die beiden möglichen Streckenfü­hrungen durch Weingarten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany