Zwei Varianten für Radschnellweg durch Weingarten
Thema im Gemeinderat vorgestellt – Stadträte haben einen Favoriten – Kritik bleibt nicht aus
WEINGARTEN - Für einen möglichen Radschnellweg zwischen Friedrichshafen und Baindt gibt es aktuell zwei Überlegungen für die Streckenführung durch Weingarten. Diese sind in der Gemeinderatssitzung von Stadtplaner Jens Herbst vorgestellt worden. Während ein Radweg am westlichen Stadtrand entlang des Öschweges kaum Zuspruch erhielt, präferierten die meisten Stadträte eine Streckenführung entlang der Ravensburger und Waldseer Straße. Allerdings gab es auch kritische Töne. „Hier wird wieder das Fahrrad für blinden Aktionismus missbraucht. Es sind vorhandene Radwege, die man ein bisschen schöner macht. Mit einem Radschnellweg hat das überhaupt nichts zu tun“, sagte Horst Wiest, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Weingarten (FWW).
Auf der Strecken durch die Stadt gäbe es zu viele Kreuzungen und Ampeln, die ein schnelles Vorankommen unmöglich machen würden. Doch genau darum ginge es. Man müsse die Möglichkeit schaffen, sich auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause schnell mit dem Fahrrad zu bewegen. Es würde Sinn machen, einen Radschnellweg von Friedrichshafen nach Aulendorf zu planen. Die jeweiligen Gemeinden auf dem Weg müssten dann für die Zufahrten in die Pflicht genommen werden. Etwas optimistischer zeigten sich die anderen Fraktionen. „Wir haben Probleme mit dem Nahverkehr. Da sind wir froh, dass so etwas kommt“, sagte Claus Keßel, Fraktionsvorsitzender der Grünen und Unabhängigen (G&U).
Das sah der SPD-Fraktionsvorsitzende Udo Mann ähnlich. Die Stadttrasse sei besser, weil sie kürzer sei und besser frequentiert werden würde. Auch mögliche Elektroanschlüsse würden besser in die Stadt als an den Öschweg passen. Auch „wollen wir die Touristen nach Weingarten holen und nicht vorbeifahren lassen“, sagte Mann. Das ging Oberbürgermeister Markus Ewald dann etwas zu weit. Man dürfe den Schnellweg nicht mit einem touristischen Fahrradweg vergleichen. Ohnehin versuchte er die Debatte ein wenig einzudämmen. „Wir diskutieren heute nicht, welche Strecke die bessere wäre“, sagte er. „Wir informieren nur und wollen vermeiden, dass wir eine dritte mögliche Trasse vergessen haben.“
Machbarkeit wird geprüft
Zuvor hatte Stadtplaner Jens Herbst die beiden möglichen Streckenführungen vorstellt, die aktuell in einer vom Land Baden-Württemberg geförderten Machbarkeitsstudie geprüft werden. Als eine von zehn Strecken im ganzen Land und einzige im ländlichen Raum – die übrigen Strecken befinden sich beispielsweise in Stuttgart, Mannheim oder Tübingen – geht es aktuell darum, eine Strecke von Friedrichshafen nach Baindt zu finden, die den definierten „Qualitätsstandards bezüglich der Markierung, der Oberfläche, der Breite und der Führung in Kreuzungsbereichen“entsprechen, heißt es in der Sitzungsvorlage.
Der Vorteil der innerstädtischen Variante entlang der Ravensburger und Waldseer Straße wäre, dass es bereits einen Radweg gibt und dieser durch die Stadt führt. Als Nachteil merkte Herbst an, dass die Frage der Leistungsfähigkeit gestellt werden müsse und es im Zuge der Verbreiterung der Radwege auf bis zu drei Meter Probleme wegen angrenzenden Grundstücken geben könnte. Die andere mögliche Streckenführung entlang des Öschwegs sei laut Herbst zwar einfacher zu entwickeln und habe weniger Kreuzungen. Allerdings sei sie tatsächlich länger als die innerstädtische Variante.
Nun sollen die beiden Varianten untersucht und bewertet werden, um einen Favoriten auszumachen und in der Folge die Kosten und Nutzen abzuschätzen. Im zweiten Halbjahr 2018 soll die Machbarkeitsstudie abgeschlossen werden. Allerdings betonte OB Ewald, dass etwaige Maßnahmen nur im Konsens mit den anderen betroffenen Kommunen (Friedrichshafen, Meckenbeuren, Ravensburg, Baienfurt und Baindt) beschlossen werden könnten. Darüber hinaus sei noch völlig unklar, welche und wie viele von den zehn landesweiten Projekten umgesetzt werden. „Ob wir überhaupt ausgewählt werden, sei mal dahingestellt“, sagte Ewald. Genauso wie die Frage, wer einen möglichen Radschnellweg finanzieren würde.