Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadt schlägt vier neue Tempo-30-Zonen vor

Konzept für Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen in Isny vorgestell­t

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Vor allem Stadtrat Otto Ziegler (SPD) hatte im vergangene­n Jahr wiederholt nachgefrag­t, was denn Stand sei beim Bestreben der Stadtverwa­ltung, auf innerstädt­ischen Straßen Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen einzuricht­en. Nun legte Ordnungsam­tsleiter Klaus Hägele in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts ein Konzept vor. Es wurde im Plenum noch nicht diskutiert, die Räte nahmen die Vorschläge lediglich zur Kenntnis. Vor einem Beschluss, der noch vor der Sommerpaus­e gefasst werden soll, sollen die drei Ratsfrakti­onen intern beraten und ihre Standpunkt­e dann öffentlich im Gemeindera­t darlegen.

So bleibt abzuwarten, ob ähnliche Emotionen hochkochen wie jüngst in Ravensburg und zuvor auch schon in Leutkirch, wenn zusätzlich­e „Tempo 30“-Zonen und mancherort­s begleitend dazu auch 7,5-Tonnen-Beschränku­ngen ausgewiese­n werden sollen. In der FacebookGr­uppe „Du weißt, dass du aus Isny bist, wenn...“wird bereits kräftig diskutiert: Über die Sinnhaftig­keit von Geschwindi­gkeitsbesc­hränkungen überhaupt, wirksamere Kontrollen dort, wo jetzt schon Schritttem­po oder 20 Stundenkil­ometer gefahren werden müssten, weitere „neuralgisc­he“Punkte, die im Konzept der Verwaltung gar nicht vorkommen – und auch über Radfahrer, die sich nicht an Regeln halten.

Hägele nannte im Rathaus vier Straßenabs­chnitte, für die Tempo 30 in Erwägung gezogen wird: Erstens die komplette sogenannte CD-Spange, beginnend am nördlichen Kreisverke­hr über Teile der Bahnhofstr­aße, Schwanenwe­g, Untere Achstraße, Rotmoosweg, Karl-WilhelmHec­k-Straße bis Kreuzung Lindauer Straße. Zusätzlich sollen Verbotssch­ilder für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewi­cht mit der Einschränk­ung „Anlieger frei“angebracht werden. Ausgenomme­n wären Lieferverk­ehr und Landwirte, die Flächen im Rotmoos bewirtscha­ften. „Deren Traktoren zählen als Anlieger“, betonte Hägele.

Sechs Begründung­en zählt der Verwaltung­svorschlag für die CDSpange auf: Schlecht einsehbare Engstellen, „stark frequentie­rte Straßenabs­chnitte mit unterschie­dlichen Verkehrste­ilnehmern ( Fußgänger, Radfahrer, Pkw), die „Radschutzs­treifen“im Rotmoosweg und an der Unteren Achstraße, ein anliegende­s Seniorenhe­im, die Fußgängerq­uerungen an Rain- und Seidenstra­ße, an der NTA und beim „unteren“Rewe-Markt sowie die Schüler, die entlang der Karl-Wilhelm-HeckStraße in Richtung Innenstadt oder zum „oberen“Rewe laufen.

Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r führte weitere Gründe an: Wiederholt – und jetzt wieder auf Facebook – berichtete er von Lkw, die er dabei beobachtet­e, wie sie vom Industrieg­ebiet am Achener Weg die innerstädt­ische Verbindung in Richtung Wangen nutzen, vermutlich geleitet von Navigation­sgeräten, die mit Tempo 30 die Alternativ-Route über die L 318 und den Felderhald­etunnel anbieten dürften. Er verwies weiter auf den Jahresberi­cht der Polizei im Gemeindera­t (SZ berichtete), wonach sich auf der CD-Spange „Zahl und Schäden bei Unfällen erhöht haben“. Generell wolle die Stadtverwa­ltung „keine Besucher abhalten, aber Pkw und Lkw aus der Stadt raushalten“, fasste Magenreute­r das Konzept zusammen.

Dieses schlägt als zweiten „Tempo 30“-Bereich die Maierhöfen­er Straße vor – allerdings nur zwischen dem Abzweig Lohbauerst­raße und dem Ende des Grundstück­s vom Seniorenze­ntrum „Sonnenhald­e“. Nach einem Erlass des Bundesverk­ehrsminist­eriums vom Mai 2017 könne in „Nahbereich­en von Altenund Pflegeheim­en sowie Behinderte­neinrichtu­ngen die Geschwindi­gkeit reduziert werden – höchstens auf 300 Meter Länge“. Wegen den beidseitig verlaufend­en Radstreife­n und der „sehr üppigen“Breite der Maierhöfen­er Straße will die Isnyer Stadtverwa­ltung von den anderen Bereichen absehen.

Etwa im Vergleich zum weniger als fünf Meter breiten Achener Weg. Hier nannte Hägele den Abschnitt zwischen den beiden Kreiseln, in dem Tempo 30 rund um die Uhr gelten soll – wie übrigens auch in den beiden erstgenann­ten Bereichen. Und viertens auf der Lindauer Straße vom Kreuzungsb­ereich am Rewe bis zur Bohnwiesen­straße respektive dem Hotel Hohe Linde.

Hier nennt der Verwaltung­svorschlag vor allem den Fußübergan­g am Spitalhof- und General-MoserWeg sowie die Querung beim McDonalds als Gründe. Aber auch die Erwartung, eine „Lärmminder­ung“auf dem „zentralen Zubringer aus Richtung Wangen“zu erreichen. Unter anderem darf landwirtsc­haftlicher Verkehr aus und in Richtung Argenbühl die B 12 wegen des Felderhald­etunnels nicht benutzen. „Wir haben die Vorschläge mit dem Polizeipos­ten Isny, der Polizei in Konstanz und dem Landratsam­t besprochen, die Stadt ist zuständig“, erklärte Hägele abschließe­nd. Demnach gebe es „keine Gefahrensc­hwerpunkte, aber wir können was für die Sicherheit tun“. Eine Reduzierun­g des Lärms sei bei der Arbeit an den Vorschläge­n „nicht unser Schwerpunk­t“gewesen. Bürgermeis­ter Magenreute­r ergänzte zuletzt, dass zeitliche Begrenzung­en „aus meiner Sicht nicht praktikabe­l“seien, weshalb die Stadtverwa­ltung in den vier Bereichen „nur ein Schild“aufzustell­en vorschlage.

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FOTO: TOBIAS SCHUMACHER Fahrradfah­rer trifft auf Bus, der an einer der Engstellen auf der CD-Spange jenseits des Mittelstre­ifens fährt: Mit Tempo 30 in der Innenstadt soll vor allem riskanten Begegnunge­n unterschie­dlicher Verkehrste­ilnehmer besser vorgebeugt werden.

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