„Dem Leistungsprinzip folgend“
Fußballtrainer aus der Region bewerten den vorläufigen deutschen WM-Kader
LEUTKIRCH - Fußball-Bundestrainer Joachim Löw hat am Dienstag seinen 27 Spieler umfassenden vorläufigen Kader für die vom 14. Juni bis zum 15. Juli in Russland stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft bekannt gegeben. Die „Schwäbische Zeitung“hat fünf Trainer hiesiger Mannschaften von der Kreisliga B bis zur Verbandsliga nach deren Einschätzungen zur Auswahl des Bundestrainers gefragt.
Adrian Philipp (FC Wangen) bewertet Löws Entscheidungen insgesamt als „sehr positiv“. Besonders angetan ist er von der Berücksichtigung Nils Petersens. „Ich als Freiburg-Fan freue mich riesig für ihn, weil er ein unglaublich sympathischer Typ und ein richtig guter
Kicker ist.“Die Nominierung Sebastian Rudys, der bei Bayern München in wichtigen
Spielen keine Rolle mehr gespielt habe, kann Philipp hingegen
„nicht nachvollziehen“. Er hätte stattdessen lieber
Lars Bender gesehen, der in Leverkusen „eine überragende Runde“gespielt habe und, wie Petersen, darüber
hinaus „ein sehr gutes Sozialverhalten“zeige. In Sachen Torhüterdiskussion glaubt Philipp, Neuer selbst werde am Ende zu dem Schluss kommen, dass es für die WM-Teilnahme nicht reicht. In diesem Fall sieht er Marc-André ter Stegen als „klare Nummer eins“.
Roman Hofgärtner (TSG Bad Wurzach) findet Löws vorläufigen Kader „auf allen Positionen sehr gut besetzt“. Wie sein Wangener Kollege Philipp hofft Hofgärtner darauf, dass Petersen im endgültigen Aufgebot stehen wird. Überraschend kam für den bekennenden „Manuel-NeuerFan“, dass dieser trotz langer Verletzungspause ohne Spielpraxis und der sehr guten Alternative ter Stegen berücksichtigt wurde. „Das kann ich, ehrlich gesagt, nicht nachvollziehen und es zeugt für mich auch nicht von Vertrauen in unsere anderen Torhüter.“Aus Hofgärtners Sicht werde es bei der Streichung des vierten Torhüters wohl Neuer treffen.
Für Uwe Hansen (FC Isny) findet in Löws vorläufigem Aufgebot mit Ausnahme von Nils Petersen „keine Riesenüberraschung“. „Es ist das zustande gekommen, was sich die letzten Monate herauskristallisiert hat“. Dem „Gedanken des Leistungsprinzips“folgend ist für ihn deshalb auch absolut nachvollziehbar, „dass Mario Götze zu Hause bleibt“. Mit Spannung erwartet Hansen die Klärung der Torwartfrage. „Auf einen so starken Mann wie Neuer, der noch dazu Kapitän ist, verzichtet man nicht gerne.“Dennoch glaubt Hansen, dass die Verantwortlichen mit Hilfe der Eindrücke aus dem Trainingslager ehrlich entscheiden werden, ob eine WM-Teilnahme Neuers Sinn macht und sich Löw im Falle eines negativen Ergebnisses ruhigen Gewissens auf seine verbleibenden drei Torhüter verlassen wird.
Die größte Überraschung ist auch für Markus Berger (SV Aichstetten) die Nominierung von Nils Petersen anstelle Sandro Wagners. Ausschlaggebend dafür könnte seiner Meinung nach gewesen sein, dass „Wagner sagt, was er denkt“, was bei Löw „nicht immer gewünscht“sei. Auch mit der Rückkehr von Marco Reus
war Berger zufolge nicht unbedingt zu rechnen und über die Nichtberücksichtigung von Mario Götze ließe sich zumindest streiten. „Löw wird das schon richtig machen“, bringt Berger sein Vertrauen in die Fähigkeiten des Bundestrainers zum Ausdruck. Froh ist er, dass Manuel Neuer mit dabei ist. „Wenn er es schafft, fit zu werden, dann können wir nicht auf ihn verzichten. Ich bin positiv gestimmt, dass er bei der WM spielen wird.“
Bernd Schmid (SV Gebrazhofen) ist mit Löws Spielerauswahl insgesamt „zufrieden“. Nicht mitgenommen hätte er den Leverkusener Jonathan Tah und Sebastian Rudy. Obwohl er Bayern-Fan sei, finde er es „nicht schlimm“, dass statt Sandro Wagner Nils Petersen und Mario Gomez, der Schmids
Meinung nach
„auf jeden Fall“im endgültigen Kader stehen werde, ausgewählt wurden. Überzeugt ist er davon, dass Manuel Neuer nur als Nummer eins zum WM-Turnier fahren wird. „Wenn er einigermaßen laufen kann und Löw ihn mitnimmt, dann spielt er“, sagt Schmid.